Gabi Fechtner anlässlich der Gedenkfeier für José Maria Sison
Sein Tod ist uns Verpflichtung, sein Lebenswerk fortzusetzen!
Die MLPD-Vorsitzende Gabi Fechtner sprach auf der Gedenkfeier für José Maria „Joma“ Sison am 23. Dezember 2022 in Utrecht. Ihre Rede hier in ungekürzter Form.
Liebe Julieta de Lima, liebe Familie, liebe Genossinnen und Genossen, mit dem Tod von José Maria Sison verlässt uns ein enger Freund, einer der größten Revolutionäre und Marxisten-Leninisten unserer Zeit, ein Theoretiker und praktischer Führer der neudemokratischen Revolution und der internationalen revolutionären Bewegung.
Mao Zedong sagte einmal: „Der Tod ist jedem beschieden, aber nicht jeder Tod hat die gleiche Bedeutung. Stirbt man für die Interessen des Volkes, so ist der Tod gewichtiger als der Tai-Berg; (…) stirbt (man) für die Ausbeuter und Unterdrücker des Volkes, so hat der Tod weniger Gewicht als Schwanenflaum.“¹
Der Tod von Joma Sison wiegt schwerer als der Tai-Berg.
Der Tod ist unwiderruflich. Doch zugleich hinterlässt ein Leben, wie Joma es geführt hat, Unauslöschliches, das in unser Leben und unsere Arbeit eingegangen ist und eingehen wird, wenn wir seinen Tod richtig verarbeiten.
Joma Sison widmete über 60 Jahre seines Lebens dem antiimperialistischen Kampf und dem Kampf für den Sozialismus. Antikommunistische Verfolgung, Folter, Gefängnis, Exil - das alles hat ihn weder gebrochen, noch eingeschüchtert. Bis ins hohe Alter erlebten wir ihn als einen Menschen von unerschütterlichem Optimismus und Tatendrang, der in seiner ganzen Person unauflöslich mit dem revolutionären Befreiungskampf verbunden war.
Joma war 17 Jahre alt, als 1956 durch den revisionistischen Verrat die Sowjetunion, das ehemalige Bollwerk des Sozialismus, zum Bollwerk des modernen Revisionismus und der internationalen Konterrevolution wurde.
Joma hat sich von dieser historischen Katastrophe für die Arbeiterbewegung nicht vom wissenschaftlichen Sozialismus abbringen lassen. Im Gegenteil. Die Gründung der CPP 1968, mit ihm als Gründungsvorsitzenden, war eine Kampfansage an den modernen Revisionismus und ein bedeutender Beitrag für die Neuformierung der internationalen marxistisch-leninistischen Bewegung.
Joma Sison war Verfechter der nationaldemokratischen Revolution der Philippinen und ihrer Befreiung von neokolonialer Ausbeutung und Unterdrückung. Aber er betrachtete diese nicht als isolierten Prozess. Er ordnete den antiimperialistischen Befreiungskampf in die internationale sozialistische Revolution ein.
So beschloss der 2. Parteitag der CPP ein Programm, in dem der „proletarische Internationalismus als oberstes Prinzip auf allen Ebenen der Außenbeziehungen“ qualifiziert und die Aufgabe gestellt wird: „gemeinsame Entwicklung der internationalen Bewegung gegen Imperialismus und jegliche Reaktion.“
José Maria Sison legte großen Wert auf die Zusammenarbeit mit marxistisch-leninistischen Parteien in den imperialistischen Kernländern. Dafür arbeitete er seit Anfang der 1990er-Jahre viele Jahre an führender Stelle eng mit der MLPD und Stefan Engel zusammen – der heute Leiter des theoretischen Organs der MLPD ist. So beim Aufbau und der Führung der Internationalen Konferenz marxistisch-leninistischer Parteien und Organisationen.
In dieser Zeit entstand auch eine enge Bindung unserer Parteimitglieder mit dem Befreiungskampf auf den Philippinen - und auch mit Joma persönlich. Es gab eine ganze Reihe von Solidaritätskampagnen.
Für meine Generation kann ich sagen, dass viele von uns schon in der Kinderorganisation ROTFÜCHSE oder im Jugendverband REBELL mit Joma aufgewachsen sind; er gehörte einfach zu unserer Arbeit und unserem Kampf dazu.
Daher ist uns wichtig, dass wir am Tag seiner Einäscherung am 27. Dezember mehrere Kundgebungen (und Versammlungen) zu Jomas Gedenken abhalten werden.
Als Revolutionär war er nicht nur Praktiker. Ihm war bewusst, welche Bedeutung es hat, dass die Marxisten-Leninisten theoretische Arbeit leisten, um neue Erscheinungen und wesentliche Veränderung zu analysieren und zu qualifizieren. Die proletarische Weltanschauung muss den Arbeitern und breiten Massen jederzeit überzeugende Antworten auf die Fragen der Zeit geben. So leistete er mit seinen zahlreichen Büchern und Schriften wichtige theoretische Beiträge für den Kampf gegen den Revisionismus und für die schöpferische Anwendung der Mao Zedong-Ideen.
Ich erinnere mich gut an die bilateralen Gespräche mit ihm: Er hatte immer eine dezidierte Einschätzung - nicht nur zur Lage auf den Philippinen, sondern auch zum gesamten imperialistischen Weltsystem und der Entwicklung der Kräfteverhältnisse unter den Imperialisten.
Mit großem Interesse setzte er sich mit der ideologisch-politischen Linie der MLPD auseinander und würdigte die Entwicklung der Lehre von der Denkweise als Schlussfolgerung aus dem revisionistischen Verrat am Sozialismus.
Joma Sison wurde 2002 zur Zielscheibe einer europaweit koordinierten antikommunistischen Kampagne der EU. Sie sollte die Freiheitsideologie des Kommunismus dämonisieren und zur „Wurzel des Terrorismus“ machen. Aber an Joma haben sich die Reaktionäre der EU und weltweit die Zähne ausgebissen. Mit Unterstützung einer weltweiten Solidaritätsbewegung musste ihn die EU wieder von ihrer Terrorliste streichen.
Bereits am Tag nach seinem Tod berichteten viele der weltweit größten Nachrichtenagenturen. Anerkennend zitiert der Sender CNN die CPP: "Die gesamte Kommunistische Partei der Philippinen zollt ihrem Gründungsvorsitzenden, einem großen marxistisch-leninistisch-maoistischen Denker, Patrioten, Internationalisten und revolutionären Führer, die größtmögliche Anerkennung."
Dagegen hetzt die Nachrichtenagentur Reuters in antikommunistischer Art und Weise und zitiert die „Freude“ des philippinischen Verteidigungsministeriums der ultrareaktionären Marcos-Regierung über Jomas Tod.
Das unterstreicht das „Politikum Joma Sison“, seine weltweite Bedeutung, aber auch, dass er bis zuletzt Stachel im Fleisch des imperialistischen Weltsystems war. „Gib Antikommunismus keine Chance!“ - auch das gehört zum Vermächtnis von Joma Sison.
Der Aufruf der philippinischen Regierung, nun, nach seinem Tod dem Befreiungskampf abzuschwören, wird nach hinten losgehen und sie wie ein Bumerang selbst treffen.
Wir sind stolz auf die jahrzehntelange enge persönliche Zusammenarbeit mit Joma. Wir wollen aber auch nicht darüber hinweggehen, dass es dabei Einheit und Widerspruch gab. Es ist uns gelungen, auch schwierigere Phasen in unserer Zusammenarbeit zu bewältigen. Es war der gegenseitige Respekt, die Bereitschaft, voneinander zu lernen, sowie das Verantwortungsbewusstsein für den Befreiungskampf der Arbeiterklasse und der breiten Massen, von der auch Joma durchdrungen war, was uns diesen positiven Prozess ermöglicht hat.
Diese Erfahrungen sind für den heute dringend notwendigen und zugleich komplizierten Prozess der Vereinheitlichung, Koordinierung und Kooperation der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung von großer Bedeutung!
Sie wird heute durch eine regelrechte Flut kleinbürgerlicher Deutungen der umfassenden Veränderungen der beschleunigten Destabilisierung des imperialistischen Weltsystems attackiert.
Entgegen der Verwirrung, die Sozialchauvinismus, Revisionismus, Opportunismus und Postmodernismus schüren, gilt es, unseren marxistisch-leninistischen Kurs zu stärken. Der Kompass sind der Marxismus-Leninismus, der dialektische Materialismus und der proletarische Klassenstandpunkt.
Joma war bis an sein Lebensende ein überzeugter und überzeugender, ein ungebrochener Marxist-Leninist und damit beeindruckendes Vorbild für die Jugend.
Ich verneige mich vor diesem Lebenswerk.
Joma wird uns fehlen.
Wir können ihn nicht ersetzen, aber im Geist des proletarischen Internationalismus die enge Freundschaft zwischen unseren beiden Parteien weiter sorgsam pflegen.
José Maria Sisons Tod ist uns Verpflichtung, sowohl die antiimperialistische Einheitsfront, als auch die Kooperation und Koordinierung der revolutionären Parteien und Organisationen zur Vorbereitung und Durchführung der internationalen sozialistischen Revolution mit aller Kraft fortführen.
Sein Tod ist uns Verpflichtung, sein Lebenswerk fortzusetzen!