Boris Becker und Ola Källenius

Boris Becker und Ola Källenius

Zwei Interviews – oder die Mär von den bürgerlichen Medien als Kontrollinstanz der Demokratie

Für den 20. Dezember verkündigte SAT 1 ganz groß „das ehrlichste Interview, das Boris Becker jemals gegeben habe“ - nach seiner Haftentlassung und Ausweisung aus England.

Von wb

„Natürlich war ich schuldig“, sagte er gleich zu anfangs, dass er „nicht genügend Reue (vor Gericht) gezeigt“ habe. [1] Nicht aber, dass er sein Vermögen verschleierte, um seine Schulden nicht zurückzahlen zu müssen. Aber schon nach wenigen Sätzen überlässt der Moderator Becker die Bühne für seine Story über die Zeit im Gefängnis. Er habe zum ersten Mal in seinem Leben Hunger gefühlt und enge Freundschaften zu Mitgefangenen entwickelt – als Akt der Solidarität unter Kriminellen. Nicht bekannt ist allerdings, was er für dieses Exklusiv-Interview kassiert hat.

 

Am gleichen Tag ein – wie ich hoffte – seriöseres und aufschlussreicheres Interview vom SWR mit Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius. In Verbindung mit der davor ausgestrahlten Reportage mit dem Titel: „Alles auf Luxus - Wohin steuert Mercedes-Benz?“ hätte man kritische Fragen nach den Folgen für die Arbeitsplätze, für Umwelt und Gesellschaft erwarten können. Während das in der Reportage wenigstens angerissen wurde, begann das Interview der beiden Moderatoren mit einem Art Kotau (wie er im alten China in kniender Haltung vor Herrschaften üblich war): „Herr Källenius, Sie sind ungefähr das für die Autoindustrie, was ABBA für die Musikwelt war. ... Mercedes steht so glänzend da, wie der Maybach“. Natürlich durfte dann die Co-Moderatorin die kritische Frage stellen: „Ein Auto für 300.000 Euro und 600 PS – ist das noch zeitgemäß?“

 

Für den smarten Källenius ein winziges Stöckchen, über die das er routiniert drüberspringen konnte. Vom Waisenkind und Ingenieur Wilhelm Maybach, den Gottlieb Daimler unter seine Fittiche nahm bis zu: „Protz wollen wir auf gar keinen Fall“ und wir werden weiter auch die Kompaktklasse produzieren. Was er nicht sagte: Allerdings nur mehr die teuersten Varianten mit wesentlich geringeren Stückzahlen. Aufgabe sei, das Unternehmen „fit für die Zukunft zu machen .. und Arbeitsplätze absichern zu können“.

 

Was ihm die meisten Mercedes-Arbeiter aufgrund ihrer Erfahrungen nicht abkaufen, rief bei den SWR-Journalisten ein verständnisvolles Nicken hervor. Und das, obwohl in der Reportage zumindest die Arbeitsplätze in Rastatt infragegestellt wurden, wenn die Produktion der A- und B-Klasse eingestellt wird. Als Källenius die Entscheidungen des Vorstandes für das beschleunigte Hochfahren von Mercedes mit Elektro-Antrieben als Sorge um die Umwelt darstellt – blieb es bei einer Rückfrage nach dem problematischen Abbau und der Versorgung mit Lithium für die Batterien. Das sei halt „ein Wasserschaden beim Löschen der Erderwärmung“, so Källenius.  Mit neuen Technologien soll der Rohstoffverbrauch reduziert werden. Neu war eigentlich nur, dass Mercedes jetzt direkten Zugriff auf die Rohstoffsicherung anstrebt. Dass dies zu einer Verschärfung des Konkurrenzkampfes bis hin zur Kriegsgefahr führt – kein Wort dazu von den Moderatoren.

 

Sicherlich gibt es in den bürgerlichen Medien auch ab und an wirklich kritische Interviews mit Repräsentanten dieses  imperialistischen Systems. Sie werden gerne als Beweis dafür genommen, dass diese Medien „eine tragende Säule fortschrittlicher Demokratien“ sind, weil sie eine „Kritik- und Kontrollfunktion (ausüben), indem sie Missstände oder Probleme in Gesellschaft und Wirtschaft aufdecken und kritisieren.“ [2] Sie „zeigen aber niemals die wirklichen Ursachen und die grundsätzliche Lösung auf, weil sie dann das kapitalistische System angreifen müssten“ [3].

 

Genau hier liegt die Stärke und Bedeutung des Rote Fahne-Magazins, des Internet-Nachrichtenportals Rote Fahne News und von Rote Fahne TV der MLPD. Diese Medien gilt es im Jahr 2023 breiter bekannt zu machen und dafür viele neue Leser zu gewinnen.

 

 

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