Tübingen
Boris – der Lällabäbbel
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer ist bekannt für fehlendes Fingerspitzengefühl und mangelnde Empathie. Nach ausländerfeindlichen Attacken, die ihm ein Parteiausschlussverfahren sogar aus der Partei DIE GRÜNEN einbrachten, legt er sich nun mit der Arbeiterbewegung an.
„Lällabäbbel“ ist neuerdings seine Qualifizierung der Gewerkschafter der GDL, der Gewerkschaft der Lokführer in Baden-Württemberg. Lällabäbbel, laut Langenscheidt auch „Lällabäbbl, d'r, [umgangspl. schwäbisch] ist ein „unmotivierter, fader, unbedeutender Mensch.“
Was bringt Palmer so in Harnisch? „Also ich finde das sind Lällabäbbel, wenn der Gewerkschaftsvorsitzende daherschwätzt, es gibt jetzt ein Streikfeuerwerk zu Silvester“. O-Ton Boris. Was ihn aufregt, ist also gerade, dass die GDLer keine unmotivierten Menschen sind, sondern handeln und streiken und ihre Sache in die eigene Hand nehmen!
Was ist ihr Motiv für diese Ungeheuerlichkeit? „Unter der Maßgabe ‚Gleicher Lohn für gleiche Arbeit‘ hat die GDL das tarifpolitische Gesamtgefüge bei den Eisenbahnen in Deutschland im Blick,“ so Claus Weselsky. „Aus diesem Grund fordern wir für SWEG [1] und SBS [2] den Abschluss eines Tarifvertrages auf dem Niveau unseres Flächentarifvertrages, der in 95 Prozent der Unternehmen, die in Baden-Württemberg SPNV [3]-Leistungen erbringen, gilt. Dieser steht allen Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern in Deutschland zu,“ schreiben die Eisenbahner auf ihrer Homepage. Eigentlich eine Selbverständlichkeit.
Seit August 2022 verweigert ihnen der Arbeitgeber im öffentlichen Dienst in den Tarifverhandlungen diese Tarifbindung. Boris will nun den Spieß umdrehen: Nicht diese Verweigerungshaltung, sondern die Kampfbereitschaft sei der Grund dafür, „dass man jetzt nicht mehr weiß, ob der Zug unterwegs anhält, dass man ab sofort ein völlig unzuverlässiges Angebot hat, weil die Gewerkschaft einfach über den Tag hinweg mal kurzfristig entscheidet, jetzt fängt man den Streik an“, so nochmal Boris. Man hört förmlich, wie ihm die Haare zu Berge stehen. Was Palmer gar nicht versteht, ist, dass ein Streik eine Kampfmaßnahme ist um - in diesem Fall - die fade, unmotivierte Verweigerungshaltung des Bahnbetreibers zu brechen. Noch vor nicht mal zwei Jahren, während der Coronakrise, waren unter anderem die Eisenbahner von Bahnvorstand und Regierung als „systemrelevant“ hochgelobt worden, weil sie ihren Dienst durchweg eingehalten hatten.
Gut wäre, wenn Lällabäbbel Boris anstatt Lällabäbb rauszuschwätzen, endlich auf die Forderungen der GDL einginge. Unsere Solidarität haben die GDLer jedenfalls.