Afghanistan

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Wir erheben unsere Stimmen und kämpfen gegen die Taliban, bis wir unsere Rechte erhalten!

Eine Welle der Empörung ging und geht durch Afghanistan nach dem vollständigen Ausschluss von Frauen aus den Universitäten.

Von uh
Wir erheben unsere Stimmen und kämpfen gegen die Taliban, bis wir unsere Rechte erhalten!
Illegale Mädchenschule in Afghanistan (Foto: Rawa)

Trotz großer Gefahr, verhaftet, ausgepeitscht, eingesperrt zu werden, tragen Frauen ihre Forderung „Bildung für alle“ in Kabul und Herat auf die Straße. Medizinstudenten verließen mitten in einer Prüfung aus Protest den Raum. An der Universität in Nangarhar protestieren Studentinnen und Studenten vor dem Unigebäude. Für die Mädchen organisieren sie geheime Schulen.

 

Schon 2021 bei der Machtübernahme der Taliban enthüllte RAWA (Revolutionary Association of the Women of Afghanistan) das wahre fundamentalistische, faschistische Gesicht der Taliban, denn: „Ein Taliban-Sprecher erklärte, es gebe keinen Unterschied zwischen ihrer Ideologie von 1996 und heute. Und was sie über die Rechte der Frauen sagen, sind genau dieselben Formulierungen wie während ihrer früheren dunklen Herrschaft: die Anwendung der Scharia.“  (Hervorhebung durch die Verfasserin, Interview mit der SoZ August 21).

 

Das hat sich inzwischen vollständig bewahrheitet: Frauen verschwinden aus der Öffentlichkeit. Sie dürfen nicht mehr in Parks, nicht mehr reisen ohne Begleitung von Vater, Sohn, Bruder; Mädchenschulen der Sekundarstufe wurden geschlossen. Es wurden die drastischen Strafen der Scharia wieder eingeführt: Öffentliches Auspeitschen in Fußballstadien, Amputation von Gliedmaßen, Steinigungen. Das trifft auch Männer. Ein besonders krasses Beispiel: Ein Telefonat zwischen einem Jungen und einem Mädchen in der Stadt Mehtarlam, der Hauptstadt der Provinz Laghman, führte zu öffentlicher Auspeitschung! Das Telefonieren würde zur „Verbreitung und Förderung der Prostitution“ führen, behaupteten die Taliban (RAWA).

 

Das Universitätsverbot für Frauen vom 22. Dezember, das Arbeitsverbot bei örtlichen und internationalen Nicht Regierungsorganisationen (NGOs) vom 24.12.22 vervollständigen die brutale Entrechtung der Frauen. Begründungen sind die islamistische Kleiderordnung, die Geschlechtertrennung sei nicht gewährleistet. Die Frauen selbst sagen, sie sollen dumm gehalten werden, damit sie keine Zusammenhänge erkennen könnten und besser beherrschbar und zu unterdrücken sind. Die Folgen dieser Verbote sind weitrechend: Es wird keine Lehrerinnen mehr geben, also gar keine Schulen mehr für Mädchen? Das wurde bereits auf einer Konferenz von Schulleitern von den Taliban angekündigt. Drei NGOs haben ihre Arbeit eingestellt, da sie ohne die afghanischen Mitarbeiterinnen die Frauen und Familien nicht mehr erreichen können. Die in Afghanistan seit Jahren herrschende Armut wird weiter wachsen. Nach Angaben der Vereinten Nationen werden in diesem Winter knapp 23 Millionen Afghanen nicht genug zu essen haben. (DW)

 

Die Empörung der Regierungen weltweit ist groß. Außenministerin Annalena Baerbock verurteilte das Arbeitsverbot für Frauen in NGOs. „Wir werden nicht akzeptieren, dass die Taliban die humanitäre Hilfe zum Spielball ihrer Frauenverachtung machen.“ (Twitter) Deutschland werde sich „für eine deutliche Reaktion der internationalen Gemeinschaft einsetzen.“  Aber was soll die geheuchelte Empörung? Hat nicht schon die Besetzung 2001 von Afghanistan das Land in Armut gestürzt, den Krieg aufrecht erhalten, Zivilisten bombardiert? Haben nicht die USA den gleichen Terroristen – deretwegen sie den hehren „Kampf gegen den Terror“ begonnen haben - das Land übergeben?  Hat nicht die US-Regierung vor dem Verlassen von Afghanistan mit den Taliban verhandelt? Die USA strichen u.a. Terroristen von den schwarzen Listen der Vereinten Nationen, ließen 5000 Taliban-Gefangene frei.

 

Die Delegierte aus Afghanistan schrieb in ihrem Länderbericht für die 3. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Tunis/Tunesien: „In den letzten zwanzig Jahren wurde Afghanistan als das korrupteste Land bezeichnet; es produziert die höchste Menge an Opium und Drogen; hatte die höchste Sterblichkeitsrate; die Afghanen sind die zweitgrößte Analphabeten-Nation und werden auch als die traurigste Nation ohne Hoffnung bezeichnet!“

 

Deutlich machte sie, was der faschistische Terror für die Frauen bedeutet: „Eine Frau, die keinen Anteil an der Wirtschaft der Gesellschaft hat, wird automatisch zum Sklaven eines Mannes. Deshalb müssen die Frauenbewegungen diese Frauenrechte bis zum Letzten verteidigen. Wenn nicht jede Frauenbewegung den Kampf gegen den Fundamentalismus, den Imperialismus und für die säkulare Demokratie auf ihre Tagesordnung setzt, wird dieser Aufstand von den verräterischen Herrschern geschluckt werden.“

 

Und ihre Schlussfolgerung, die die MLPD unterstützt: „Der einzige Weg zum Erfolg ist, sich zu vereinen, zu mobilisieren und zu organisieren, um für Freiheit, Demokratie, Säkularismus, Gerechtigkeit, Unabhängigkeit und für das Brechen der Ketten jeder Art von Versklavung und Unterdrückung zu kämpfen.“