Orientierungshilfe

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Wem nützt es?

Beim Studium bin ich auf einen für die aktuelle Situation passenden Artikel bei Lenin gestoßen, erschienen 1913 in der Zeitung "Prawda" (Lenin, Werke, Bd. 19, S. 34/35) und überschrieben mit der Frage: "Wem nützt es?"

Korrespondenz aus Wuppertal

Lenin schreibt darin: „Wenn man nicht sofort erkennen kann, welche politischen oder sozialen Gruppen, Kräfte oder Größen bestimmte Vorschläge, Maßnahmen usw. vertreten, sollte man stets die Frage stellen: 'Wem nützt es?'" Am Anfang der Broschüre „Schau hinter die Kulissen!“ schreibt Stefan Engel auf Seite 7: „Wer durchblicken will, muss sich erst einmal einen klaren proletarischen Klassenstandpunkt zu eigen machen. Das bedeutet, dass man der bürgerlichen Propaganda und Meinungsmache grundsätzlich kritisch gegenübertreten muss.“


Lenin polemisiert dann: “Nein, in der Politik ist es nicht so wichtig, wer unmittelbar bestimmte Anschauungen vertritt. Wichtig ist, wem diese Anschauungen, diese Vorschläge, diese Maßnahmen nützen. Nehmen wir als Beispiel 'Europa': Staaten, die sich 'zivilisiert' nennen, veranstalten jetzt ein tolles Hindernisrennen um die Rüstungen. In Tausenden Tonarten, in Tausenden Zeitungen, von Tausenden Kanzeln schreit und zetert man über Patriotismus, Kultur, Heimat, Frieden, Fortschritt - und das alles, um die Ausgabe neuer Millionen und aber Millionen Rubel für alle möglichen Vernichtungswaffen, für Kanonen, für 'Dreadnoughts' (Panzerkreuzer neuesten Typs) usw. zu rechtfertigen.“

 

Lenin geht dann auf den Jahresbilanzbericht der englischen Rüstungsfirma Armstrong, Whitworth und Co. ein, der einen Betrag von 877.000 Pfund Sterling umfasst und 12,5 Prozent Dividende erbrachte. Der größte Deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall hat mit der Aufrüstung der NATO-Staaten und dem Ukrainekrieg 2022 immerhin 13 Prozent mehr Umsatz gemacht. (WZ, 7.1.2023)


Lenin schreibt weiter: „Armstrong in England, Krupp in Deutschland, Creusot in Frankreich, Cockerill in Belgien, und wie viele sind ihrer in allen 'zivilisierten' Ländern? Und die Unzahl ihrer Lieferanten? Sie sind es, denen die Entfachung des Chauvinismus, das Geschwätz über 'Patriotismus' (Kanonenpatriotismus), über die Verteidigung der Kultur (mit Mitteln zur Vernichtung der Kultur) und so weiter nützt!“ Auch 1913 hatten die Imperialisten bekanntlich Kurs auf die Vorbereitung eines imperialistischen Kriegs genommen.