ZDF-Serie „Hitlers Macht“
Spurenverwischung und Geschichtsverdrehung
Vor 90 Jahren wurde Adolf Hitler auf Vorschlag des Reichspräsidenten Hindenburg als neuer Kanzler vereidigt. Der 30. Januar 1933 markierte damit den Beginn der faschistischen Herrschaft in Deutschland.
Die dreiteilige Filmserie „Hitlers Macht“, die derzeit in der ZDF-Mediathek abrufbar ist, behandelt aus diesem Anlass die Entstehung und Entwicklung des Faschismus. Dabei wird allerdings eine Sichtweise verbreitet, die krampfhaft zu verhindern sucht, dass aus der Geschichte Lehren gezogen, oder etwa Vergleiche mit heute agierenden politischen Kräften getroffen werden.
„Der Machtantritt des Faschismus … ,ist nicht die einfache Ersetzung einer bürgerlichen Regierung durch eine andere, sondern die Ablösung einer Staatsform der Klassenherrschaft der Bourgeoisie, der bürgerlichen Demokratie, durch eine andere, durch die offene terroristische Diktatur'“, analysierte das theoretische Organ der MLPD. „Die Errichtung der faschistischen Diktatur ist ein bewußt vollzogener Schritt der ,reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.'“ 1
Die drei Teile der Dokumentation „Der Aufsteiger“, „Der Herrscher“ und „Der Zerstörer“ wollen demgegenüber glauben machen, Hitler sei im wesentlichen aus eigener Kraft und eigenem Willen zu einem Alleinherrscher geworden. Er habe sich im wahrsten Sinne des Wortes die Welt erredet - durch seine begnadeten Redekünste sei er zum Volksverführer geworden.
Die Existenz von so etwas wie Klassenkampf wird nirgends auch nur angedeutet, das Monopolkapital und der deutsche Imperialismus, Hitlers Bittstellerei bei den Monopolherren werden mit keiner Silbe erwähnt. Dagegen machen im Geiste der idealistischen bürgerlichen Geschichtsbetrachtung „große Männer die Geschichte“ und im biblischen Sinne „war am Anfang das Wort“, nämlich Hitlers überwältigende Rhetorik! Sein einziger erwähnenswerter Förderer war für die Filmemacher die in Bayreuth residierende Komponistenfamilie Wagner, seinen Reichtum habe sich Hitler durch die Vermarktung seiner Bildpropaganda selbst geschaffen. Dass der Faschismus eine kapitalistische Herrschaftsform ist, in der das Monopolkapital die Macht besitzt, und dass Hitler nichts anderes als ihr ausführendes Instrument war – diese Spur ist tabu! Der Zuschauer könnte sonst womöglich auf die Idee kommen, dass die heutige Rechtsentwicklung der imperialistischen Staaten und ihre skrupellose Vorbereitung eines Dritten Weltkriegs ihren Hintergrund in der Machtausübung des internationalen Finanzkapitals hat und dass darin eine Gesetzmäßigkeit des Imperialismus zum Ausdruck kommt.
Damit die realen Widersprüche der damaligen Zeit nicht versehentlich doch deutlich werden, verzichten die Filme sogar weitestgehend auf den sonst üblichen Antikommunismus: Die Erwähnung der KPD oder der sozialistischen Sowjetunion hätte wohl den Gedanken des antiimperialistischen Kampfs gefährlich nahegebracht. Antifaschistische Aufklärung ist für das öffentlich-rechtliche Fernsehen offensichtlich ein großes Problem – von Rote Fahne News und Rote Fahne wird es gerne gelöst!