Ständige Stromabschaltungen
Weniger bekommen, mehr bezahlen – Energiekrise in Südafrika auf neuem Tiefpunkt
In Südafrika hat die seit Jahren bestehende Stromkrise einen neuen Tiefpunkt erreicht.
Erstens hat die staatliche Stromgesellschaft ESKOM die Tarife für dieses Jahr um 18,65 und für nächstes Jahr um 12,74% erhöht. Seit 2007 wäre damit der Strompreis um 800 % gestiegen!
Und zweitens erreichen die ständigen Stromabschaltungen, das „Load shedding“, nun Stufe 6. Das heißt, dass während 4 Tagen 18 mal der Strom für 4,5 Stunden abgeschaltet wird. Also weniger bekommen, aber dafür mehr bezahlen!
ESKOM bezieht seine Energie fast ausschließlich aus der Kohleverbrennung, und das in einem Land, wo an Sonnenenergie wahrlich kein Mangel herrscht. Die total veralteten Kraftwerke müssen für Reparaturen in immer kürzeren Abständen abgeschaltet werden. So will man das Netz schützen, um den worst case, einen landesweiten Stromausfall zu verhindern. Eskom behauptet, das Stromstehlen durch Bewohner in townships sei die Ursache der Probleme.
Diese Situation bedeutet für große Teile der Bevölkerung das reinste Chaos, z.B.wenn die Ampeln ausfallen oder Kriminelle im Dunkeln leichtes Spiel haben. Kleine Unternehmen leiden massiv unter den Abschaltungen. Ware wird schlecht, während große Firmen extra Vereinbarungen mit ESKOM oder ihre eigene Stromversorgung haben.
Dennoch sind lange Stromausfälle auch für große Fabriken oder Bergwerke ein Problem mit Auswirkungen auf die Produktion. Flughäfen, Bahnhöfe, große Krankenhäuser bleiben zur Zeit noch verschont.
Dass die Menschen keinen Strom haben, geht jedoch weit über das Load shedding hinaus. Ganze Stadtteile haben wochen-, monatelang keinen Strom, weil irgendwas an der Technik kaputt ist und von Eskom nicht repariert wird. Die meisten Armensiedlungen sind überhaupt nicht elektrifiziert.
Das südafrikanische Finanzkapital mit seiner ANC Regierung hat mit seiner Gier nach Maximalprofit das Land in diese Lage gebracht. Man hangelt sich von einem „load shedding“ zum nächsten. Eine Absicht, geschweige denn ein Plan, zum Übergang auf regenerative Energie ist nicht in Sicht.
Über Twitter #nationalShutdown wird soeben versucht, einen landesweiten Shutdown für den 9.2. zu organisieren. Bei dieser anonymen Twitter-Methode ist nicht klar, wer dahinter steckt. Politische Parteien sind nicht erwünscht. Möglicherweise versuchen hier rechte Kräfte, Kapital aus der Wut und der Notlage der Bevölkerung zu schlagen. Verschiedene Parteien haben sich aber angeschlossen, so die EFF und die Democratic Alliance. Der Chef der ultrarechten Patriotic Alliance sagt: „Man ist zuerst ein Bürger, bevor man Mitglied einer politischen Partei ist ... lasst uns gemeinsam als Südafrikaner protestieren." Eine Argumentation, wie wir sie von der Querfrontstrategie kennen.
Aber wahrer Protest ist links. Darauf muss sich die Regierung gefasst machen. Präsident Ramaphosa hat seine Reise zum Weltwirtschaftsgipfel in Davos diese Woche abgesagt.