Lübeck
Fast 1000 Menschen protestieren gegen die geplante Schließung des Marienkrankenhauses
Das Marien-Krankenhaus (MKH) in der Lübecker Altstadt wurde 1888 als Einrichtung der katholischen Kirche durch das Erzbistum Hamburg gegründet und ist als Geburtsklinik beliebt.
Rund 1400 Babys kommen hier jedes Jahr zur Welt. Außerdem werden hier jährlich über 4500 operative Eingriffe durch 40 Belegärzte durchgeführt. Erst vor drei Jahren ist viel Geld in das benachbarte „Medizinische Zentrum am MKH“ investiert worden, wo Belegärztinnen und -ärzte, die die Betten im MKH belegen, ihre Praxen haben.
Das Erzbistum Hamburg will nun die defizitäre Klinik mit einer Mehrheit der Geschäftsanteile an das Uniklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) verkaufen. Die Geburtshilfe soll danach auf das Gelände der Uniklinik Lübeck umziehen. Die Information zur Schließung kam für viele Beschäftigte überraschend, zumal ein Umzugstermin schon für Juli 23 intern geplant ist. Bei den Hebammen und weiteren Kolleginnen und Kollegen sitzen Schock und Entsetzen tief. Offiziell wussten sie nichts von den Umstrukturierungen. Das UKSH, die Ansgar-Gruppe und das Land haben über die Köpfe der Lübeckerinnen und Lübecker hinweg entschieden. Erneut soll eine Geburthilfeklinik geschlossen werden, weil sie nicht genug Gewinn abwirft.
Letzten Dienstagabend fand sofort eine Mahnwache mit ca. 300 Menschen statt. Außerdem wurde eine Petition auf einer Online-Plattform gestartet, die am Mittwochabend schon die Marke von 24.000 überschritten hatte. Heute wurde von der SPD und den Grünen zu einer Demo für den Erhalt des MKH aufgerufen. Gerechnet wurde mit 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, aber es waren fast 1000. Und es waren nicht nur Beschäftigte des MKH, sondern viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind hier geboren bzw. ihre Kinder oder auch schon Enkelkinder sind hier zur Welt gekommen.
Auf der Demo erfuhr man dann auch, dass der Umzug anscheinend nur für die Geburtshilfe gelten soll, da sich nicht mehr genug Belegärzte für die Geburtshilfe finden lassen. Es müssen zur Zeit Ärztinnen und Ärzte aus der Uniklinik kommen, um eine Geburt zu begleiten. Nun fordert der Sprecher der Belegärztinnen und -ärzte des MKH, Herr Katzbach, "konstruktive und kreative Gespräche" mit Politikern, Politikerinnen und dem UKSH. Laut Katzbach wollen jetzt wohl einige Kolleginnen und Kollegen ihren Renteneintritt verschieben, andere mehr Dienste übernehmen, um somit die Versorgung von Patientinnen und Schwangeren bis zum Ende des Jahres zu sichern.