Kampf um jeden Arbeitsplatz

Kampf um jeden Arbeitsplatz

„Wir sind Arbeiter!“ - Borbet-Kollegen und ihre Frauen vor dem Landtag in Düsseldorf

Selbstbewusst demonstrierten gestern 200 Kolleginnen und Kollegen von Borbet vor dem Landtag in Düsseldorf, u.a. mit dem stolzen Ruf „Wir sind Arbeiter!“. Und eben keine Bittsteller. Sie fordern, dass sich Landespolitker einklinken in diesen Fall einer Insolvenz in Eigenverwaltung, mit der Borbet seine Beschäftigten in Solingen auf die Straße gesetzt hat.

Von einem Korrespondenten
„Wir sind Arbeiter!“ - Borbet-Kollegen und ihre Frauen vor dem Landtag in Düsseldorf
Borbet-Kollegen und Borbet-Frauen heute vor dem Landtag in Düsseldorf (rf-foto)

„Bis März bekommen wir noch unsere Gehälter“, erzählt ein Kollege, „danach müssen wir schauen, wie es weitergeht.“ Eines ist sicher: sie wollen weiterkämpfen. Eine Gruppe Abgeordneter des Landtags lässt sich nur kurz blicken und verschwindet wieder. CDU-Politiker nehmen die Betriebsräte der Borbet-Kollegen mit in den Landtag, hören sich die Klage über das geltende Insolvenzrecht an, machen Hoffnung, dass bei einer eventuellen Weiterführung des Betriebs die Belegschaft mit ihren alten Rechten wieder anfangen kann oder Abfindungen erhält. Noch ist nicht klar, was mit  Betrieb und Maschinen geschieht. Die CDU verspricht, mit Margot Borbet, der Chefin des Konzerns, zu reden.

 

Was soll das bringen? Die CDU und andere Monopolparteien wie SPD, Grüne, FDP sind erprobte Geschäftsführer der Monopole, immer bereit, deren Interessen gegen die Arbeiterinteressen durchzusetzen. Darüber läuft ein Klärungsprozess unter den Kolleginnen und Kollegen. Forderungen an die Landespolitiker sind berechtigt, aber Hoffnungen in diese werden enttäuscht werden.

 

Diese Auseinandersetzung spielt auch bei vielen Rednern eine Rolle, die das Vertrauen auf die eigene Kraft und in die Solidarität anderer Belegschaften und der Bevölkerung betonen: Betriebsräte der IG BAU, von der DIDF, von der MLPD, der AGIF und von Young Struggle, vom Revolutionären Jugendbund und Bir-Kar, von Kollegen der IG Metall Solingen, von der Umweltgewerkschaft Düsseldorf. Diese überreicht den Kollegen für ihren Kampf eine Spende von 100 €. Das ist wichtig, denn dieser Kampf ist selbstorganisiert, auch die Demo gestern. Die IG-Metall-Ortsverwaltung Solingen ist aus dem Borbet-Komitee ausgestiegen, mit der Begründung: „Gegen die Insolvenz ist nichts zu machen“. Nun nehmen die Kolleginnen und Kollegen ihre Sache selbst in die Hand.

 

Die Beiträge bekommen viel Beifall, besonders als ein Kollege erklärt: „Wir kämpfen und haben die Zügel wieder in der Hand! Unser Kampf kann in einem Sieg enden! Wir sind nicht abzuspeisen! Margot Borbet, deine Millionen haben wir verdient! Wir werden sie uns zurückholen!“ (Vertreter der DIDF) Alfred Hölz von der MLPD bringt den Kampf bei Borbet in Verbindung mit den Protesten bei Ford in Köln und Mercedes Benz in Düsseldorf gegen die Vernichtung von Arbeitsplätzen. Er betont, dass wir uns ein vollständiges und allseitiges gesetzliches Streikrecht erkämpfen müssen. Der Kampf muss verbunden werden mit dem Kampf gegen die Kriegstreiberei, was danach noch mehrere Redner aufgreifen. „Stärken wir die Arbeitereinheit!“, beendet der MLPD-Vertreter sein Grußwort. Dass die MLPD ein fester Bestandteil dieses Kampfes ist, zeigt das Interesse: Mehrere Exemplare des Parteiprogramms und sieben Exemplare des Rote-Fahne-Magazins wechseln die Besitzer.

 

Das Borbet-Komitee hat eine eigene Erklärung herausgegeben, die von einem Kollegen verlesen wird, hier Auszüge: "Unsere Forderung an Borbet ist, ihre menschenverachtende und unmoralische Haltung aufzugeben und die Arbeiter, die sie vor die Tür gesetzt haben, ohne Wenn und Aber wieder einzustellen oder eine angemessene Entschädigung zu bezahlen. Der Staat und seine Politiker finanzieren ohne zu zögern Milliarden, um Banken, Konzerne und Superreiche zu retten. Sie schrecken sich auch nicht, 100 Milliarden Euro für Waffen und Krieg auszugeben. Anstatt umzudenken und die Bürger ... finanziell zu unterstützen, werden soziale Leistungen ...gekürzt. ... Wir rufen alle Arbeiterinnen und Arbeiter mit ihren Familien und die Jugend auf, unseren gerechten, moralischen und ehrenhaften Widerstand zu unterstützen und die Solidarität unseres Arbeitskampfes zu stärken!“

 

Eine besondere Rolle spielen die Frauen der Borbet-Kollegen. „Hier stehen Frauen, die haben noch nie demonstriert, hatten noch nie ein Mikro in der Hand, aber heute sprechen sie!“ Und eine nach der anderen erzählen sie, weshalb sie heute hier sind, wie lange ihre Männer bereits bei Borbet arbeiten. „Wir sind hier für alle!“, ruft eine Kollegin, und eine andere ergänzt: „Danke an Frau Borbet! Sie hat uns zusammengeschweißt! Wir werden gewinnen, das ist sicher! Wir wollen unsere Arbeit und unsere Rechte!“

 

Gemeinsames Tanzen und Singen gehört dazu, so endet auch die Kundgebung.

 

 

 

 

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