Lützerath und Umgebung

Lützerath und Umgebung

Das Märchen von den fünf geretteten Dörfern

Liebe Kinder, es war einmal ein böser gefräßiger Drache. Dieser lebt am linken Niederrhein. Er heißt RWE, was die Abkürzung ist für Reinen Wein Einschenken. In Wahrheit trinkt er nur teuren Sekt und stillt seinen Hunger mit Riiiiiiesenmengen an Braunkohle.

Von Jupp Eicker
Das Märchen von den fünf geretteten Dörfern
Es war einmal: Lützerath, als es noch bewohnt war (foto: Arne Müseler / www.arne-mueseler.de (CC BY-SA 3.0 de))

Damit kann er noch ganz doll Feuer spucken für teure Energie. Die Leute, die da wohnten, hatten weniger Recht auf Heimat als ein Feldhamster. Sie wurden einfach umgesiedelt, ihre Dörfer samt Kirchen weggebaggert, den Bauern wertvolles Ackerland genommen, die Luft verpestet, Autobahnen und Flüsse umgeleitet und die Umwelt so dauerhaft zerstört, dass man sich kohlenschwarz ärgern könnte. Und zum Dank dafür bekam der Drache von den Menschen und der Regierung noch „Kohle“ zurück - pures Gold.

 

Natürlich wehrten sich die Dorfbewohner. Doch der Drache hatte kleine grüne Helferinnen und Helfer. Denen waren ihre Karriere und gut bezahlte Ministerposten wichtiger. Und so machten diese grünen Männchen mit RWE einen feinen Deal, dass auch noch das Dorf Lützerath – trotz vieler Proteste – mit brutaler Polizeigewalt geräumt und abgebaggert wurde. Dafür erfanden sie das Märchen, dass die Kohle unter dem Dorf Lützerath notwendig sei für die Energiesicherheit. Dafür wäre dann schon 2030, statt 2038, Schluss mit dem Kohle-Abbaggern. Immerhin seien durch den Deal fünf andere Dörfer und Bauernhöfe gerettet. Welch grüne Meisterleistung, denn vor ein paar Jahren waren sie in der Regierung noch dafür, genau diese fünf Dörfer zu opfern und dem gefräßigen Riesen zum Fraß vorzuwerfen. Das, liebe Kinder, ist ungefähr so, wie wenn Bankräuber die Sparkasse überfallen, es sich dann, mit der Pistole in der Hand, noch anders überlegen und lieber die Deutsche Bank überfallen, weil dort mehr „Kohle“ zu holen ist.

Doch was heißt fünf Dörfer gerettet?

Erstens: Die fünf Dörfer sind Restdörfer. Durch die ganze Bedrohung sind die meisten Einwohner schon länger weggezogen, samt ihrer verstorbenen Angehörigen auf den Friedhöfen. Diese Dörfer liegen nahe bei Lützerath, nur wenige Kilometer entfernt vom Braunkohletagebau. Wer garantiert, dass der Grüne Deal nicht rückgängig gemacht wird, wieder mit einem neuen Märchen, dass „die Energiesicherheit gefährdet“ ist?

 

Zweitens: Sind die Dörfer alles andere als sicher. Noch 2012 hörte sich das bei den Grünen so an: "Nicht nur in unmittelbarer Umgebung des Tagebaus kommt es zum Teil zu schweren Gebäudeschäden, sondern auch in der weiteren Umgebung`, sagte Reiner Priggen, Fraktionsvorsitzender der Grünen. ... So habe man zum Beispiel in Vettweiß (Kreis Düren), mehr als zwanzig Kilometer vom nächstgelegenen Tagebau Hambach entfernt, Häuser infolge schwerer Bergschäden abreißen müssen. Ursache ist meist die Absenkung des Grundwassers. Um Braunkohle gewinnen zu können, muss das Grundwasser bis unter Abbauniveau abgesenkt werden. Der Tagebau Hambach erreicht eine Tiefe von fast 400 Metern. Peter Immekus, Sachverständiger für Bergschäden, sagte unserer Redaktion, pro Jahr träten im rheinischen Braunkohlerevier rund 300 Schäden an Privathäusern auf. 'Der Braunkohleabbau wird in den nächsten 40 Jahren Schäden von mindestens 180 Millionen Euro anrichten', so der Ingenieur. Darin seien die Kosten für Reparaturen an Straßen, Kanalisation und landwirtschaftlichen Flächen nicht enthalten“ (Rheinische Post 6.2.2012).

 

Drittens kommt noch hinzu, dass diese Region erdbebengefährdet ist und auch, dass das abgesenkte Grundwasser irgendwann wieder vor der Tür steht.

 

Das war die Geschichte „Die 5 Dörfer sind gerettet und 2030 ist Schluss mit dem Braunkohleabbau“. Und morgen, liebe Kinder, erzähle ich euch ein anderes Märchen. Wie gut, dass nicht alle Kinder so ein Märchen glauben und selbst aktiv werden, um die Umwelt vor der Profitwirtschaft von RWE und Konsorten zu retten!