Leserbrief an die Rote Fahne 2018

Leserbrief an die Rote Fahne 2018

Historiker Jochen Hellbeck zum Sieg der Roten Armee in Stalingrad

Zum Sieg der Roten Armee in der Schlacht von Stalingrad im Zweiten Weltkrieg erschien im Rote-Fahne-Magazin 3/2018 ein Artikel und zu diesem Artikel ein Leserbrief, der die Positionierung des Historikes Jochen Hellbeck würdigt.

Rote Fahne News dokumentiert Auszüge des Leserbriefs.

 

Der Sieg der Roten Armee über die faschistische Wehrmacht in Stalingrad war in der Tat ein welthistorisches Ereignis und die Initialzündung zur Befreiung von der faschistischen Barbarei weltweit. Zu Anfang des Artikels werden diverse bürgerliche, von Antikommunismus geprägte Verfälschungen und Verzerrungen der tatsächlichen Geschehnisse wiedergegeben, z.B. dass die Soldaten einem Prestigekampf zweier Diktatoren zum Opfer gefallen seien. Der Artikel belegt, dass diese Darstellung völlig falsch ist, im Wesentlichen mit sowjetischen Quellen.

 

Als Kronzeugen für die Aussagen des Artikels möchte ich aber auch den bürgerlichen Historiker Jochen Hellbeck anführen, der, obwohl er durchaus nicht frei von antikommunistischen Vorbehalten ist, in seinem Buch "Die Stalingrad-Protokolle" viele bürgerliche Geschichtsklitterungen als abwegig zurückweist (die Rote Fahne hat das Buch vor einigen Jahren besprochen). Er widerlegt die Behauptung, die Rotarmisten seien mit brutalsten Unterdrückungsmaßnahmen zum Kämpfen in die Schlacht getrieben worden.

 

Tatsächlich sei aber längst erwiesen, dass die allermeisten Soldaten sich für die Rettung des Landes und die Verteidigung des Sozialismus verantwortlich gefühlt und eine aktive Rolle übernommen hätten: „Die Verinnerlichung sozialistischer Werte … geschah … nicht allein auf Weisung der Partei; viele Sowjetbürger … verstanden die dreißiger Jahre als einen weltgeschichtlichen Entscheidungskampf zwischen dem aufstrebenden Kommunismus und dem krisengeschüttelten Kapitalismus (als dessen Teil sie den Faschismus begriffen) und versuchten aus eigenem Antrieb, ihr Leben in Einklang mit diesen hohen Anforderungen zu gestalten.“

 

Zur großen Bedeutung der Kommunistischen Partei schreibt er: „Die westliche Forschung hat die mobilisierende Rolle der Partei in der Roten Armee bislang nicht zur Kenntnis genommen. … Dieser Rückzug (der Partei aus der Armee) fand jedoch nie statt; im Gegenteil: Die politische Durchdringung der sowjetischen Armee nahm im Verlauf des ‚Großen Vaterländischen Krieges‘ stetig zu. … Durch unablässige Schulung und Betreuung bewirkte der parteipolitische Apparat eine weltanschauliche Geschlossenheit in der Vorstellungswelt der Rotarmisten. Er motivierte zum Kämpfen und vermittelte ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, das gerade vor dem Hintergrund der riesigen Ausfälle und der stetigen Fluktuation in der kämpfenden Truppe kaum hoch genug einzuschätzen ist.“

 

„Die Politoffiziere an der Stalingrader Front versuchten nicht nur, ihren Männern bis in die letzten Minuten vor einer Kampfhandlung klarzumachen, warum und wofür sie zu kämpfen hatten; kaum waren die Kampfhandlungen beendet, als dieselben Offiziere im erneuten Gespräch mit den Soldaten den Kampf resümierten und ihn dabei auch politisch deuteten.“

 

Stalingrad zeigt: Gegen ein Volk mit einem hohen sozialistischen Bewusstsein, einer klassenbewussten und kampferprobten Arbeiterklasse und einer zielklar und selbstlos handelnden marxistisch-leninistischen Partei muss jede imperialistische Aggression, so unbesiegbar sie auch daherkommen mag, letztlich scheitern.