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Wirbel um Mercedes-Spende kurz nach Auftritt von Källenius beim Südwest-Rundfunk

Am 20. Dezember brachte der Südwestrundfunk (SWR) eine halbstündige Dokumentation über die neue Luxus-Strategie von Mercedes Benz, dem ein Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden Ola Källenius folgte.

Von wb

Jetzt wurde bekannt, dass am nächsten Tag das SWR-Hilfswerk „Herzenssache“ zur Unterstützung benachteiligter Kinder und Jugendlicher im Südwesten eine halbe Million Euro als Spende bekam. Das war ein Mehrfaches des Wertes früherer Mercedes-Spenden für das Projekt.

 

Das hat natürlich sofort zu Spekulationen in der Öffentlichkeit geführt. SWR und Mercedes dementierten sofort, nachdem der Konzern „mit einer Großspende gleichsam Fernsehpräsenz erkaufe: 'Das Programm des SWR ist wirtschaftlich, politisch und inhaltlich unabhängig.'“ [1] Für Mercedes ist diese Summe Peanuts, angesichts eines Rekordprofites im ersten bis dritten Quartal 2022 von 11 Mrd. Euro. SWR und die lokale Presse werden wegen ihrer „Hofberichterstattung“ in der Öffentlichkeit häufig kritisiert. So heißt es im Rote-Fahne-News-Artikel vom 27. Januar zur SWR-Sendung vom 20.1.: Während in der Reportage (die Folgen der Luxus-Strategie für die Arbeitsplätze, Umwelt und Gesellschaft) wenigstens angerissen wurde, begann das Interview der beiden Moderatoren mit einer Art Kotau (wie er im alten China in kniender Haltung vor Herrschaften üblich war): „Herr Källenius, Sie sind ungefähr das für die Autoindustrie, was ABBA für die Musikwelt war." 

 

Im Gegensatz zur früher, wo Daimler des Einsatzes von Leiharbeiter mit der Undercover-Reportage „Hungerlohn am Fließband“ an den Pranger gestellt wurde, weshalb der Konzern  gegen den SWR klagte,  lobt  dieser den SWR heute als „konstruktiv und professionell“1.

 

Mit der halben Million Spende soll auch der Kritik der kritischen Öffentlichkeit und aus der Belegschaft an der asozialen Luxus-Strategie der Wind aus den Segeln genommen werden. Aber das wird nicht gelingen. Denn die Konzentration auf die Produktion und Verkauf von sehr großen, luxeriös ausgestattete Limousinen, einem Cockpit mit Infotainment-Monitor (S-Klasse) oder Autopilot, bei dem das Auto autonom die Parklücke eines dafür ausgestatteten Parkhauses sucht, die sich nur Reiche leisten können ist nichts anderes als „Dekadenz“; eine „durch Überfeinerung in Lebensgewohnheiten und Ansprüchen entstandener Verfall“ [2]. Oder wie Karl Marx schon feststelle: der Steigerung des Mehrwerts und der Kapialistenklasse steht ein neues Luxusbedürfnis und zugleich Mittel seiner Befriedigung gegenüber. [3]