Ford Köln

Ford Köln

Vernichtung von 2.300 Arbeitsplätzen vereinbart

Am 23. Januar war die Kölner Belegschaft informiert worden, dass Ford in Deutschland und Europa die Vernichtung von Arbeitsplätzen massiv vorantreiben will.

Korrespondenz

Es war die Rede von 3200 Stellen alleine in Köln. Für den gestrigen Dienstag waren die Kolleginnen und Kollegen erneut zu einer Versammlung eingeladen worden. Der Deutschlandchef Martin Sander und der Betriebsratsvorsitzende Benjamin Gruschka präsentierten mit stolzgeschwellter Brust eine Vereinbarung, die angeblich noch in der Nacht fertig gestrickt worden war. Im Kern sieht sie vor, dass 2300 Stellen in Köln durch Abfindungsprogramme und freiwilliges Ausscheiden abgebaut werden und betriebsbedingte Kündigungen bis 31. Dezember 2032 ausgeschlossen sind.

 

Auch wenn das manche zunächst beruhigte - es ist ein Tod auf Raten. Mit der Betonung vom "freiwilligen" Ausscheiden und erhöhten Abfindungen reagiert Ford auf die Kampfbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen. In der Tarifrunde letztes Jahr, bei der letzten Betriebsversammlung, in Diskussionen der Vertrauensleute und in den Produktionshallen drückte sich immer mehr die Stimmung aus: "Es reicht! - Wir lassen uns nicht mehr alles gefallen!" Unter Kollegen war diskutiert worden: "Wenn die damit durchkommen, machen sie immer weiter." Der Gedanke, selbständig zu streiken machte immer mehr die Runde. So betonten sowohl Martin Sander als auch Benjamin Gruschka, dass man Ruhe bräuchte und sich nicht im ständigen Kampf ergehen könne.

 

Die Vereinbarung ist kein Erfolg, denn der Abbau von 2300 Arbeitsplätzen wurde vonseiten des Betriebsrates von vorn herein akzeptiert. Dieser hatte die Parole "Kampf um jeden Arbeitsplatz!" schnell über Bord geworfen und den Weg der Klassenzusammenarbeit verfolgt, der von vornherein eine Kapitulation war. Das wurde von kämpferischen Kolleginnen und Kollegen in Redebeiträgen kritisiert. Sie warfen auf, wenn man eine Show inszeniert, dabei eine weit höhere Zahl des geplanten Abbaus als "Worst case" ausgibt und dann ein darunter liegendes Ergebnis präsentiert, kann das doch nicht als Erfolg verkauft werden! Ebenso prangerten sie an, dass in den letzten Jahren trotz "Standortsicherung" 6000 Arbeitsplätze abgebaut worden waren. Sie kritisierten, dass kein richtiger Kampf geführt wurde. Sicher müssen sich die Kollegen darüber im Klaren sein, dass dieser nur von der Belegschaft selbständig geführt werden kann und wir ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht brauchen. Empfindlich getroffen reagierte der Betriebsrat auf diese Kritiken und wies jede Kritik von sich.

 

Die Stimmung unter der Belegschaft ging von Erleichterung, v.a. unter den Kolleginnen und Kollegen der Produktentwicklung - es gab auch viel Applaus und Standing Ovations, bis Ernüchterung und Enttäuschung über die Akzeptanz der Arbeitsplatzvernichtung. Die Kolleginnen und Kollegen müssen jetzt viel verarbeiten. Viele äußerten sich zunächst nicht erleichtert, zu gut kennt man das Management der letzten Jahre und sie Skepsis v.a. gegenüber der Zentrale in den USA ist groß. Die Kampfbereitschaft kann auch nicht einfach so erstickt werden. Und: Was sind denn die Zusagen auf Verzicht betriebsbedingter Kündigungen wert? Wie oft hat die Geschäftsleitung schon ihr Wort gebrochen? Es wird jetzt im Verarbeitungsprozess weiter geklärt werden, dass der einzige Weg konsequent die Arbeiterinteressen zu erkämpfen, der des selbständigen Streiks ist.