Stefan Engel

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Briefwechsel zur falschen Polarisierung zwischen Schulmedizin und sogenannter alternativer Medizin

Auf der Webseite der Redaktion des theoretischen Organs der MLPD, des Revolutionären Weg, werden regelmäßig Briefwechsel aus der theoretischen Arbeit der MLPD, Statements und Rezensionen veröffentlicht. Aktuell neu: Ein Brief des Redaktionsleiters Stefan Engel an einen MLPD-Genossen aus Essen zu Fragen der Schulmedizin, alternativer Medizin und deren wissenschaftlicher Beurteilung.

Briefwechsel zur falschen Polarisierung zwischen Schulmedizin und sogenannter alternativer Medizin

Rote Fahne News dokumentiert einen Auszug; Link zum Weiterlesen auf der RW-Homepage siehe am Ende des Textes.

 

Stefan Engel schreibt:

 

Lieber Genosse,

 

vielen Dank für deine Überlegungen zum Abschnitt »Das grundlegende Dilemma der bürgerlichen Medizin« im RW 38. Wir konnten mithilfe der Zitate und Quellen, die du abgegeben hast, den Abschnitt verbessern. Ich will dir aber zu deinen prinzipiellen Widersprüchen in der Einschätzung der alternativen Medizin schreiben.

 

Du schreibst: »Andererseits heißt es auf Seite 14 (des Abschnitts): „Selbstverständlich können auch empirische Erfahrungswerte zum Beispiel jahrtausendealter naturheilkundlicher Erfahrungen nicht einfach beiseite gewischt werden, weil sie noch nicht wissenschaftlich erforscht oder in die Schulmedizin aufgenommen wurden.“ Das ist zu einfach. So argumentieren auch immer wieder die Verfechter der Homöopathie und anderer Alternativsysteme. Die jahrtausendealten Erfahrungen wurden ja auf idealistischer Grundlage gewonnen. Die zahlreichen überlieferten Erfahrungen kann man nicht von dieser Grundlage trennen.« (Brief vom 4.8.2022, S. 8)

 

Damit unterstellst du aber den Massen, nur auf Grundlage des Idealismus ihre konkreten Erlebnisse mit der Naturheilkunde zu verarbeiten. Das ist doch reichlich skeptizistisch gegenüber den Massen und überheblich gegenüber ihren Erfahrungen! Die Verarbeitung der sinnlichen Erkenntnisse zu rationalen Kenntnissen ist Gegenstand des Kampfs um die Denkweise und Ausdruck des Kampfs zwischen bürgerlicher und proletarischer Ideologie. In allen Wissenschaftsbereichen wurden zunächst die jahrhundertealten Erfahrungen gesammelt, gesondert und ausgewertet, und zumindest zur Zeit der Entstehung der bürgerlichen Naturwissenschaft auf einen dialektisch-materialistischen Boden gestellt. Der Marxismus selbst entstand nur, weil Marx und Engels aus den Erkenntnissen der bürgerlichen Ökonomen und Soziologen und den praktischen Erfahrungen der Massen alles Erhaltenswerte schöpften, höherentwickelten und alles Idealistische, Metaphysische und Reaktionäre zurückwiesen. Mit einer Grundhaltung wie deiner hätten sie das nie geschafft.

 

Bei der Untersuchung der alternativen Medizin oder Naturheilkunde muss strikt Spreu von Weizen unterschieden werden, in dem man vom dialektischen Materialismus ausgeht. Die Homöopathie basiert neben ihrer völlig religiös-idealistischen Ideologie – die wir im Abschnitt auch entsprechend attackieren - auf der Gabe von kaum-existenten Kleinstmengen ihrer Wirkstoffe. Dass diese Zuckerkügelchen tatsächlich höchstens durch den Placebo-Effekt eine Wirkung entfalten können, kannst du nicht mit den Methoden der Akupunktur gleichsetzen, die erwiesenermaßen und wie du selbst einräumst, auf den Körper wirken.

 

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Hier der Brief ungekürzt auf der RW-Webseite