Karl Krökel beschwert sich

Karl Krökel beschwert sich

Wenn sich ein "Querfront"-Mann bitterlich über die erfolgreiche Kritik der MLPD beklagt ...

Interessante Einblicke in die "Querfrontbewegung" liefert ein aktuelles Youtube-Interview von Karl Krökel durch Sönke Hundt auf dem Youtube-Querfrontprojekt WeltnetzTV. Zur Erinnerung, Herr Krökel ist der Kreishandwerkermeister aus Dessau-Roßlau, der mit seiner "Handwerkerdemo" am 1. Oktober 2022 zur zweifelhaften Berühmtheit kam. (Prof. Dr.) Sönke Hundt war vor seiner Pensionierung Studiendekan an der Universität Bremen und gilt gemeinhin als Friedensaktivist. Er ist Autor der Jungen Welt.

Von jb / pw
Wenn sich ein "Querfront"-Mann bitterlich über die erfolgreiche Kritik der MLPD beklagt ...
Protest ist links - am 5. September 2022 auf dem Augustusplatz in Leipzig

Karl Krökel tritt sachlich-bieder auf, ist aber ein Meister der Scheinheiligkeit: „Wir sind kritisiert worden, dass wir nicht mit aller Deutlichkeit den Angriffskrieg der Russen kritisiert haben.“ Ja sowas! Kostete ja nur zehntausende Tote, wieso sollte man das "mit aller Deutlichkeit" kritisieren? Wie kann man Krökel auch bloß für etwas kritisieren, das für ihn Programm ist?

 

Er träumt ja vom „europäischen Haus“, wie es Putin 2001 vor dem Bundestag beschworen hatte, und hofft: „Dann wäre ja Europa allein mit Russland eine Weltmacht.“ Also lieber mit Russland eine Weltmacht als mit den USA – Hauptsache imperialistische Weltmacht! Er teilt nicht unberechtigt gegen den US-Imperialismus aus, die USA sind ja immerhin der Hauptkriegstreiber auf der Welt. Er möchte dagegen ein "Eurasien" - "mit unserer Technik und Russlands Rohstoffen". Wie wunderbar wäre das für Krökel, gemeinsam mit dem Faschisten Putin zu glorreicher Stärke Deutschlands zurückzukehren. Dass dabei dann vielleicht noch etwas Profit für Krökels Betrieb abgefallen wäre - na, das nimmt man dann ja auch gerne mit. Mit Friedenspolitik hat das allerdings nicht das Geringste zu tun!

 

Ach, beschweren sich beide, dass es da weltanschaulich so einigen Gegenwind gab! Karl Krökel:  „[Der] Querdenkervorwurf wurde vom Blatt Rote Fahne Oktober 22 aufgemacht … Das ist die Zeitung der MLPD. Dabei wurden aus einem Buch - die Krise der bürgerlichen Ideologie und ... Opportunismus - Begrifflichkeiten einfach übernommen und übertragen, die überhaupt nichts mit unserer Protestbewegung zu tun hatten.“ Das ist - frech! Denn Krökel ist ja einer der Organisatoren der faschistischen "Querfrontstrategie", er ist dafür fast prädestiniert. Früher SED-Kader unter Honecker, dann kandidierte er mal für die faschistoide AfD, dem Faschisten Elsässer gab er Interviews usw. Demagogie, das kann er!

 

Er distanziert sich vom Vorwurf, irgendwas mit Reaktionären und Faschisten zu tun zu haben. "Überparteilich" sei das alles. Und dann kommt in dem Video die Aussage von Sönken Hundt „Die AfD vertritt ja auch außenpolitisch durchaus … Positionen, die unseren nicht unähnlich sind: z.B ... Verständigung und Verhandlung mit Russland – das unterscheidet sie ja völlig von den damaligen Faschisten, die an Russlandfeindschaft nicht zu überbieten waren. Jetzt gibt es da ja Berührungspunkte, das ist zwar heikel, aber das kann man ja zur Kenntnis nehmen." Krökel ist ob dieser Darstellung für seine Verhältnisse ganz aus dem Häuschen, findet das genau richtig.

 

Natürlich darf man nicht feindlich gegenüber den russischen Menschen sein (genauso wenig wie gegen die US-amerikanischen). Aber Krökel und Hundt geht es - siehe oben - um etwas ganz anderes. Nehmen wir es also einmal ganz bewusst zur Kenntnis, dass hier der AfD attestiert wird, die in ihren Augen begrüßenswerten Lehren gezogen zu haben: dass eine Partei wie die AfD, die Wegbereiterin des Faschismus ist, heute durchaus auch auf der Seite Russlands stehen kann. Das ist auch nur logisch, denn früher war Russland als Teil der Sowjetunion sozialistisch, heute ist es imperialistisch.

 

Die Standpunkte von Krökel und Hundt sind aber weder links noch fortschrittlich: Genau das wird auf Seite 250 des von Krökel benannten Buches von Stefan Engel  „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus“ deutlich gemacht: „»Querfront« als verschleierte faschistische Ideologie … Der Begriff suggeriert unzutreffend eine gemeinsame Front »quer« über die unversöhnlichen weltanschaulichen und politischen Gegensätze von Faschismus und Marxismus-Leninismus. Tatsächlich geht es um eine demagogische Integration von aus dem Zusammenhang gerissenen Versatzstücken »linker« Positionen in faschistische oder faschistoide Bewegungen oder Argumentationen, um ihnen einen kapitalismuskritischen Anschein zu geben. Ihren Charakter ändert das nicht im Geringsten.“

 

Dass Protest und Kritik Wirkung zeigten, beklagt der Moderator Sönken Hundt, nur kurz nach den Passagen zur MLPD: "Recht erfolgreich" hätte das gegen die Ausbreitung der Bewegung gewirkt. Ein Lob aus berufenem Munde!