Zugespitzter Konkurrenzkampf

Zugespitzter Konkurrenzkampf

„Neuausrichtung“ des Ford-Konzerns auf dem Rücken der Belegschaften

Mit der geplanten Vernichtung von 3200 Arbeitsplätzen in Köln, von 4600 Arbeitsplätzen durch die Schließung des Werkes in Saarlouis und weiterem „Stellenabbau“ in allen europäischen Werken will die Ford-Geschäftsleitung eine Neuausrichtung des Konzerns auf dem Rücken der Belegschaften durchsetzen. Hintergrund ist, dass Ford im gegenseitigen Vernichtungskampf der Automonopole weit ins Hintertreffen geraten ist.

Von ba
„Neuausrichtung“ des Ford-Konzerns auf dem Rücken der Belegschaften
Die Ford-Zentrale in Dearborn / USA (foto: Dave Parker (CC BY 3.0))

Seit der Jahrtausendwende hatten viele der heute neuimperialistischen Länder die Autoproduktion erheblich ausgedehnt. Auch in den alten imperialistischen Ländern wie USA, Deutschland, Frankreich, Italien und Japan nahm die Zahl der produzierten Autos bis 2016 noch zu. Zwischen 2008 und 2017 stieg so die Zahl der PKWs von 53 auf 74 Millionen.

 

2017 waren die Märkte übervoll. Es kam es zu einer Überproduktionskrise im Automobilbereich. Weltweit sanken Produktion und Absatz. Diese Krise war zugleich mit einer Strukturkrise durch die Umstellung auf E-Mobilität verbunden. Mit Beginn der allgemeinen Weltwirtschafts- und Finanzkrise Mitte 2018 vertiefte sich die Krise der Autoindustrie erheblich. 2021 wurden weltweit nur noch 55 Millionen PKWs produziert – weniger als 2010.[1] In der EU wurden 2022 sogar nur noch 9,26 Millionen PKW zugelassen, und damit so wenige Autos wie seit 1993 nicht mehr.

 

Die Entwicklung ist dabei unter den führenden Automonopolen sehr unterschiedlich. Trotz insgesamt sinkender Produktionszahlen konnten diejenigen Konzerne weiter Super-Gewinne einfahren, die Oberklasse-Autos, SUVs und Sportwagen für „Gutverdiener“ produzierten. 2022 stieg deren Umsatz um 21 Prozent. Führende Autohersteller wie Mercedes, BMW, Audi und Porsche nutzten dazu wie andere Autokonzerne auch staatliche Subventionen (u.a. Kurzarbeitergeld). Deutlich zurück ging dagegen die Zahl der Kleinwagen mit -62 Prozent und der Kompaktautos mit -23 Prozent. [2]

 

Ford hatte immer vor allem solche PKWs gebaut und über niedrige Preise seine Kundschaft an sich gebunden. Daher war der Konzern besonders stark vom Rückgang des Verkaufszahlen betroffen. Ab etwa 2018 konnte Ford trotz massiver Arbeitsplatzvernichtung (allein in Köln 5000) und Streichungen von übertariflichen Zulagen gegenüber den Konkurrenten aus Asien nicht mehr mithalten. Dieser zugespitzte Konkurrenzkampf treibt jetzt Ford-Chef Jim Farley zur „Neuausrichtung des Konzerns“. Dafür müsse man „die Kosten weiter senken“.

 

Die Geschäftsleitung will jetzt voll auf die Entwicklung von E-Mobilität setzen und ab 2030 ausschließlich Elektroautos in der EU verkaufen. Ford will dazu eine eigene Technologie für neue Oberklasseautos entwickeln. Die Entwicklungszentren werden aber in den USA konzentriert. Kleinwagen wird es von Ford dann in Zukunft kaum noch geben. Um bei der Produktion des nächsten Elektro-Modells des Konzerns „die Kosten zu senken“, wurden die Betriebsräte der Werke in Saarlouis und im spanischen Almussafes aufeinander gehetzt, wer am meisten Zugeständnisse macht. Das unterlegene Werk müsse leider geschlossen werden. Die sozial-chauvinistischen [3] Gewerkschaftsfunktionäre beider Werke ließen sich tatsächlich auf das unwürdige Geschacher ein, zynisch „Bieterwettbewerb“ genannt, statt einen gemeinsamen Kampf für den Erhalt aller Arbeitsplätze zu organisieren. Ford nahm schließlich dankend das „Angebot“ aus Almussafes an, die Löhne für die nächsten vier Jahre einzufrieren, sowie elf Tage im Jahr mehr zu arbeiten.

 

Der Kapitalismus ist nicht in der Lage, ein Verkehrssystem zu entwickeln, das eine rohstoffsparende, emissionsfreie Mobilität ermöglicht, und bei der Umstellung auch neue Arbeitsplätze zu schaffen. Stattdessen versucht jeder Auto-Konzern auf Teufel komm raus, mehr Autos für steigende Profite unter die Leute zu bringen – egal, was das für Arbeitsplätze und Umwelt bedeutet. Die E-Mobilität mit ihren Lithium-Ionen-Batterien ist keine umweltschonende Alternative. Die Rohstoffe dafür werden unter umweltzerstörerischen und unmenschlichen Bedingungen gewonnen. Sie setzt auch den zerstörerischen Konkurrenzkampf nicht außer Kraft. Nur in einer sozialistischen Gesellschaft könnte planmäßig der Individualverkehr umgestellt werden auf ein dichtes öffentliches Massenverkehrssystem, das der Einheit von Mensch und Natur entsprechen würde.

 

 

 

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