Zwickau

Zwickau

24-Stunden-Streik bei GKN Driveline

Direkt neben dem VW-Werk Zwickau-Mosel liegt das Werk von GKN Driveline. 850 Kolleginnen und Kollegen produzieren Gelenkwellen für Autos. Am Jahresende wurde ihnen mitgeteilt, daß ihr Werk innerhalb von zwei Jahren dichtgemacht werden soll. Und jetzt stehen 150 Kollegen vor dem Tor, denn heute ist 24-Stunden-Streik.

Von dw

Mit vier Genossen sind wir da und verteilen die Solidaritätserklärung des Landesverbands der MLPD. Die Kollegen sind kampfbereit, in Sorge und sehr nachdenklich. Die Ortsverwaltung Zwickau will nicht, dass wir unsere Solidaritätserklärung weitergeben. „Sonst müssten wir das allen Parteien erlauben, auch der AfD. Der Betriebsrat wird die Erklärung aushängen.“ „Die AfD ist doch schon ausgeschlossen durch die Satzung der IG Metall, die sich gegen den Faschismus wendet.“ Wir sprechen aber weiter mit den Kollegen. Und die sind aufgeschlossen.

 

Dann kommt der MDR mit einem Kamera-Team. Benjamin Zabel / IG Metall Zwickau, sagt im Interview, man wolle einen Investor suchen. Und „ein soziales Netz spannen“, also bessere Abfindungen und eine Transfer-Gesellschaft erreichen. Zu diesem Ziel des „Sozialtarifvertrags“ steht in unserer Solidaritätserklärung: Das bedeutet die Akzeptanz der Werkschließung.

 

Das ist unter den Kollegen noch nicht geklärt. Mancher meint, der Sozialtarifvertrag ist mehr eine „Notlösung“. Es kommen kämpferische Stimmen, gegen die Profitgier. Eine Kollegin trägt ein Schild: „Sie mögen uns die Arbeit nehmen, aber niemals nehmen sie uns unseren Stolz“. Im MDR- Interview betont sie den Stolz auf deutsche Autos, die in Deutschland gebaut werden. In jedem Satz kommt drei mal das Wort „deutsch“ vor. Das wollte selbst der MDR nicht im Fernsehen bringen.

 

„Zukunft oder Widerstand“ wird gerufen. In der Einfahrt steht ein Holzbank mit Streikposten. Ein Kollege erzählt: „Ich habe damals bei Sachsenring Zwickau angefangen, den Trabi gebaut. Zwanzig Jahre bin ich jetzt bei GKN. Familienfeiern wurden verschoben, um doch noch eine Schicht übernehmen zu können. Ich liebe GKN, ich hasse GKN. So war es immer. Jetzt bin ich 59 Jahre alt. Eine neue Arbeit werde ich nicht mehr finden. Das interessiert die Manager aber nicht. Auf der Betriebsversammlung habe ich sie erinnert an den Spruch der amerikanischen Ureinwohner: Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann. Die haben aber nur mit den Achseln gezuckt. Ich bin ein friedlicher Mensch, aber irgendwann ist mal Schluss. Es sieht nicht gut aus für uns. Aber wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Man greift nach jedem Strohhalm. Habt Ihr das mitbekommen mit dem Müll-Fahrer? Der hat uns erzählt, überall, wo er hinkam in der letzten Woche, wird gestreikt. Es wird ja schon gemunkelt, es kommt bald bei GKN zu Urabstimmung und unbefristetem Streik.“

 

Die IG-Metall-Fahnen flattern im Wind, es sind stürmische Zeiten.