Der Reichstagsbrand am 27. Februar 1933
Faschistische Provokation zur Durchsetzung der Hitler-Diktatur
Nachdem auf Drängen der deutschen Industrie- und Bankherren am 30. Januar 1933 die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler erfolgt war, wurde zielgerichtet die von ihnen angestrebte Abschaffung des parlamentarischen Regierungssystems organisiert.
Die Hitler-Faschisten entwickelten dabei das historische Musterbeispiel der betrügerischen antikommunistischen Gleichsetzung von Kommunismus und Terrorismus. Willi Dickhut, Vordenker und Mitbegründer der MLPD, 1933 als aktiver Funktionär der KPD tätig, schrieb dazu: „Am 27. Februar starteten die Nazis in Berlin eine ungeheure Provokation – den Reichstagsbrand. Sie brauchten diese Provokation, um die KPD zu verbieten. Die Nazis hatten Angst vor den revolutionären Arbeitern, darum mußte die revolutionäre Arbeiterpartei diffamiert werden. Deshalb organisierten sie den Reichstagsbrand und schoben diese hinterhältige Tat den Kommunisten zu, wobei sie eine noch nie dagewesene Hetze entfalteten. Sogleich begannen sie in Berlin mit Massenverhaftungen.“¹
1500 Kommunisten, Sozialdemokraten und demokratisch gesinnte Bürger wurden allein in Berlin festgenommen, über 10.000 im Reichsgebiet. Am 28. Februar unterzeichnete Reichspräsident Hindenburg eine Notverordnung, mit der die Weimarer Verfassung außer Kraft gesetzt und die bürgerlich-demokratischen Rechte aufgehoben wurden. Der zügellose faschistische Terror begann – es folgten 460 Sondergesetze und Verordnungen und der Bau von Konzentrationslagern begann. Am 5. März fanden die letzten Reichstagswahlen - „Terrorwahlen“ genannt – statt. Zwei Tage zuvor war Ernst Thälmann, der Vorsitzende der KPD, verhaftet worden – er wurde elf Jahre später von den Hitler-Faschisten im KZ Buchenwald ermordet. Vier Tage nach der Wahl ließ Hitler alle von der KPD errungenen Reichstagsmandate annullieren und schuf damit eine Mehrheit im Reichstag, die gegen die Stimmen der SPD-Abgeordneten das „Ermächtigungsgesetz“ beschloss, sodass die faschistische Regierung Hitlers Gesetze ohne parlamentarische Zustimmung erlassen konnte. Dem Verbot der KPD folgte das der SPD und am 2. Mai 1933 die Zerschlagung der Gewerkschaften – die Arbeiterbewegung war besiegt, der Faschismus marschierte!
Die Inszenierung des brennenden Reichstags als Versuch eines kommunistischen Umsturzes geriet allerdings vor den Augen der Weltöffentlichkeit zum Fiasko. Als Brandstifter verhaftet wurden der von den Faschisten präparierte holländische Anarchist Marinus van der Lubbe und der Vertreter der Kommunistischen Internationale in Berlin, der Bulgare Georgi Dimitroff - mit zwei weiteren bulgarischen Kommunisten, Blagoj Popoff und Vasil Taneff. Unter internationaler Beobachtung entlarvte Dimitroff die Hitler-Faschisten im September 1933 während des Leipziger Reichstagsbrandprozesses als Verantwortliche und führte sie regelrecht vor. Nazi-Ministerpräsident Hermann Göring verlor im Zeugenstand vor Wut die Beherrschung und schrie den souverän auftretenden Dimitroff an, er werde ihn noch außerhalb des Gerichtes erwischen. Das wurde nach dessen unvermeidbarem Freispruch jedoch mit Hilfe der Sowjetunion verhindert, die Dimitroffs Abreise nach Moskau gewährleistete. Der „Held von Leipzig“ arbeitete dort weiterhin in der Führung der Kommunistischen Internationale und war nach dem Sieg über den Faschismus erster Ministerpräsident der Volksrepublik Bulgarien.
Der halb blinde van der Lubbe wurde als „Einzeltäter“ zum Tode verurteilt und am 10. Januar 1934 hingerichtet. Doch technisch war es gar nicht möglich gewesen, allein die zahlreichen Brandherde im Reichstag zu entfachen. Der SA-Mann Hans Martin Lennings gab später zu, mit einer Gruppe van der Lubbe zum Reichstag gefahren zu haben. Der SA-Mann Adolf Rall wurde von der Gestapo ermordet, weil er dazu aussagen wollte. Feuerwehrleute bezeugten, dass sie von der Polizei am Löschen des brennenden Reichstags gehindert worden waren.² All das hielt in der Nachkriegszeit die westdeutschen Leitmedien – allen voran Der Spiegel und Die Zeit - nicht davon ab, mithilfe von „Zeugenaussagen“ alter Hitler-Faschisten die These der Einzeltäterschaft und damit die Unschuld der Nazis verbissen als historische Wahrheit zu verteidigen. Der 2015 verstorbene sozialdemokratische Professor Hans Mommsen, unter anderem Leiter des Instituts zur Geschichte der Arbeiterbewegung, machte sich zu ihrem Wortführer. Er schreckte selbst vor einer Intrige zur Ausschaltung seines Historikerkollegen Hans Schneider nicht zurück, der die Verantwortung der Hitler-Faschisten aufzeigen wollte. Bis heute heißt es daher offiziell, die Einzeltäterschaft sei „umstritten“ - das Loslassen von der antikommunistischen Legende wird nicht über Herz gebracht. Schließlich ist es ja auch herrschender Brauch, Marxisten-Leninisten zu „Terroristen“ und „Gefährdern“ zu erklären!