Tarifrunde

Tarifrunde

Bei der Bahn bahnt sich ebenfalls ein Tarifkampf an

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG fordert von 50 Eisenbahn- und Verkehrsunternehmen in der Tarifrunde 12 Prozent mehr Lohn, mindestens 650 Euro im Monat, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Von wb

Angesichts der Rekordinflation hat die EVG-Führung ihre  bisher höchste prozentuale Forderung gestellt. Mit der Festgeldforderung sollen insbesondere die unteren Einkommensgruppen finanziell gestärkt werden, die bekanntlich am meisten unter der Preistreiberei der Energie- oder anderer Konzerne leiden.  Die EVG-Führung orientiert sich damit an den Interessen ihrer Mitglieder und nicht an der von Regierung und Unternehmerverbänden gewünschten Lohnzurückhaltung in Kriegs- und Krisenzeiten.

 

In der gestrigen ersten Verhandlungsrunde hat die Deutsche Bahn AG „zahlreiche Gegenforderungen aufgemacht, ohne uns ein Angebot zu machen“ [1], empörte sich EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch. Wenn der DB-Vorstand daran festhalten sollte, sei das auch angesichts des Personalmangels eine „Totalkatastrophe“ [2]. Statt der vom Konzern geplanten Einstellung von 25.000 Menschen in diesem Jahr, „drohe eine weitere Abwanderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“2, mahnt Loroch.

 

Die Streiks müssen sich auch gegen die spalterische Absicht der DB AG richten, die Busgesellschaften und DB Cargo aus der Solidargemeinschaft der EVG herauszubrechen.

 

Deshalb war es genau richtig, dass rund 150 Kolleginnen und Kollegen aus dem DB Werk Fulda mit Rasseln, Trillerpfeifen und Bannern lautstark zum Tagungshotel zogen, wo die erste Verhandlungsrunde stattfand, um ihren Forderungen den nötigen Nachdruck zu verleihen. Denn es ist „höchste Eisenbahn“, wie eine streikende Kollegin zum Reporter der Tagesschau sagte.

 

Und die Erfahrungen der streikenden ver.di-Kolleginnen und -Kollegen sowie der im Streik befindlichen Gewerkschafter in Großbritannien zeigen: Es gibt heute viel mehr öffentliche Unterstützung [3] dafür in der Bevölkerung. Nicht nur wegen der Inflation, sondern auch deshalb, weil den Beschäftigten immer mehr abverlangt wird und dennoch Züge chronisch unpünktlich sind oder es an Kita-Plätzen u.a. fehlt.

 

Gegen die Streiks Logistik-UN reagieren Betreiber und andere Monopole besonders empfindlich, sie treffen einen Nerv. Es ist pure Heuchelei, dass es dabei um die Passagiere geht. Den Monopolen geht es vor allem um die bestreikten Güterzüge.

 

Der von der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) abgeschlossene Tarifvertrag bei der Bahn läuft noch bis zum 31. Oktober dieses Jahres. Man werde "zu gegebener Zeit" über die eigenen Forderungen beraten und beschließen, erklärte ein GDL-Sprecher auf Anfrage.

 

Seit Jahrzehnten fördert die MLPD den Kampf um ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht. Diese Forderung bekommt angesichts der Gefahr eines Dritten Weltkriegs und der Tatsache, dass die globale Umweltkatastrophe bereits begonnen hat, eine immer größere Bedeutung. Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände begründet ihre provokative Forderung, dass es Streiks "nur in Ausnahmefällen" geben dürfte, so: „Gerade in dieser geopolitisch und wirtschaftlich komplizierten Lage muss die Balance gehalten werden.“

 

„Balance halten“, so Tarif aktuell 1 der MLPD, das in den Tarifrunden zum Einsatz kommt, heißt übersetzt nichts anderes als die Unterordnung unter die Profit- und Machtinteressen der internationalen Übermonopole. Statt „Balance zu halten“ sind die Kolleginnen und Kollegen gefordert, ihre gewerkschaftlichen und selbständigen Lohnkämpfe offensiv zu führen und mit dem Kampf gegen die Weltkriegsgefahr, die Umweltkatastrophe und für die revolutionäre Überwindung des Kapitalismus zu verbinden