Statement zum Buch „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“

Statement zum Buch „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“

Es gehört in die Hand jedes kollegialen Ingenieurs

Ein früherer langjähriger Entwickler bei Daimler/Mercedes hat mit Spannung auf das neue Buch von Stefan Engel "Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft" gewartet und es gekauft und gelesen.

Es gehört in die Hand jedes kollegialen Ingenieurs
Großes Interesse am neuen Buch von Stefan Engel am Stand des Verlags Neuer Weg auf der Buchvorstellung durch den Autor am 12. Februar in Gelsenkirchen (rf-foto)

Es gehört in die Hand jedes kollegialen Ingenieurs, jeder kollegialen Ingenieurin und jedes Studierenden. Mit großem Interesse habe ich Band 3 des blauen Buchs erworben. Mein Lob für die Redaktion unter der Leitung von Stefan Engel, weil ich als langjähriger Entwickler bei Daimler / Mercedes noch nie etwas derartiges über meine Tätigkeit gelesen habe. Damit meine ich den Zusammenhang zwischen meinem Beruf und den gesellschaftlichen Dimensionen und Auswirkungen. Bis jetzt habe ich natürlich nur den Absatz zu Krise des bürgerlichen Ingenieurwesens gelesen.

 

Meine Arbeit in der Pkw-Entwicklung ist immer von einer Herangehensweise geprägt, die den materialistischen Gesetzmäßigkeiten entspricht: Metallurgie, Chemie, Physik und andere. Wenn man das nicht beherrscht, funktioniert kein einziges Teil eines Autos. Spätestens aber mit der betriebswirtschaftlichen Seite meines Berufes kamen viele meiner Kollegen - und auch ich - an ihre Grenzen. Dann nämlich, wenn vom Konzern – sprich: Vorstand – jede Entwicklung mit Budgetierung beschlossen wurde. Dieses Budget ist einer rein kapitalistischen Profitmaximierung untergeordnet. Je weniger Budget zur Zielerreichung des Gesamtfahrzeuges, umso mehr Gewinn. Und dann wird jedem Entwickler, der auch nur eine Dichtung oder ein Lager entwickelt, für jedes Teil ein Zielkostenbaustein vorgegeben – bis auf einen Cent genau. Und ein herkömmlicher Mercedes hat ca. 15.000 Teile, sprich: Sachnummern.

 

Und hier kommt jeder Entwickler in das Dilemma. Gegen Gesetzmäßigkeiten des Maschinenbaus und anderer Fachgebiete muss er – gegen besseres Wissen - etwas entwickeln.

 

Das blaue Buch zeigt gut auf, dass die bürgerliche Ingenieurswissenschaft ausschließlich zur Profitmaximierung existiert – und eben nicht zum Wohle der Menschheit und des Planeten.

Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft

166 Seiten

ab 17 €

mehr Infos

Jetzt bestellen

Die Trennung von Hand- und Kopfarbeit wird bewusst gemacht. Der Kollege in der Montage weiß oft vieles besser. Als ich in der Entwicklung anfing, war das erste, was ich gemacht habe, ein vierwöchentlicher Produktionseinsatz auf dem Gebiet meiner späteren Tätigkeit. Das ist mittlerweile vom Vorstand abgeschafft worden – mit der Begründung, dass das kostet und dass keine Kapazität dafür da sei.

 

Doch immer mehr entwickelt sich bei meinen Ingenieurskollegen ein gewerkschaftliches Gewissen. Das zeigen Teilnahmen an Streiks und die Mitgliedschaft in der IG Metall deutlich. Doch dies ist nur ein kleiner erster Schritt, um die notwendige Solidarität im Betrieb herzustellen.

 

Unter diesen Gesichtspunkten finde ich die Verbreitung des Buchs unter den Ingenieuren sehr wichtig. Die Erfahrungen der beruflichen Arbeit, unter dem ständigen Druck, mit Zielvorgaben arbeiten zu müssen, haben den Ursprung in der Profitmaximierung. Wenn um jeden Preis und gegen besseres Wissen etwas entwickelt werden muss, dann gerät die wissenschaftliche Arbeit zur Farce.

 

Rote Fahne News dokumentiert diese Rezension von der Homepage der Redaktion Revolutionärer Weg. Dort werden regelmäßig Rezensionen, Statements und Briefwechsel aus und über die theoretische Arbeit der MLPD veröffentlicht.

 

Immer einen Besuch wert!