Santiago de Chile

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Pablo Neruda wurde mit einer "biologischen Waffe" ermordet

Zu diesem Ergebnis ist jetzt ein Team von Experten aus Chile, Kanada und Dänemark gekommen, das die Umstände und die Ursache seines Todes untersuchte. Am 11. September 1973 hatte eine faschistische Militärjunta unter General Pinochet und dem US-Geheimdienst CIA die 1970 gewählte antiimperialistische Regierung Allende gestürzt.

Von vm

Nur wenige Tage später, am 23. September 1973 war Pablo Neruda in der Privatklinik Santa María in Santiago de Chile verstorben - an "Prostatakrebs" - wie es offiziell hieß. Tatsächlich aber wurde Neruda mittels Injektion einer todbringenden Bakterie ermordet. Das im Körper jetzt durch das Expertenteam nachgewiesene Bakterium "Clostridium botulinum" produziert ein Toxin, das die Muskeln lähmt. (FR, 17.02.23)

 

Der weltbekannte Dichter, Nobelpreisträger und Kommunist gehörte zu den prominentesten Vertretern der Regierung Allende. Schon bei seinem Tod zweifelten viele an der offiziellen Version. Doch es dauerte fast ein halbes Jahrhundert, bis die Wahrheit ans Licht gekommen ist. Mit dem Mord an Neruda wollte Pinochet nicht nur einen unbeugsamen und prominenten Gegner ausschalten, sondern auch dessen für den 24. September geplante Ausreise nach Mexiko verhindern. Neruda wollte dort eine Exilregierung - oder zumindest den Widerstand - organisieren.

 

Wie aus dem Expertenbericht weiter bekannt wurde, soll  Neruda am 23. September seiner Frau Matilde Urrutia in einem Telefongespräch berichtet haben, dass ein Arzt ihm während des Schlafes eine Spritze gegeben habe. Er bat sie, umgehend nach Santiago zu kommen. Bei ihrer Ankunft sei Neruda bereits "fiebernd, rot und aufgedunsen" gewesen. Spät abends verstarb Neruda.

 

Neruda war nicht das einzige Opfer dieser Art faschistischen Terrors, der Bestandteil der Jagd nach Kommunisten, Sozialisten, Gewerkschaftern, fortschrittlichen Künstlern, Wissenschaftlern und rebellischen Jugendlichen war. So wurden etwa auch Carlos Prats, Innenminister und Vize der Allende-Regierung und Orlando Letelier, Ex-Außenminister durch Autobomben 1974 in Buenos Aires bzw. 1976 in Washington ermordet.