Larissa (Griechenland)

Larissa (Griechenland)

Schweres Zugunglück: Warum funktioniert das elektronische Leitsystem nicht?

Ein schweres Zugunglück in Mittelgriechenland nahe der Stadt Larisa forderte heute Nacht mindestens 36 Todesopfer.

Von gis/Iordanis Georgiou
Schweres Zugunglück: Warum funktioniert das elektronische Leitsystem nicht?

Die Unfallstelle gleicht einem Trümmerfeld, die vorderen Waggons beider Züge wurden durch den Aufprall geradezu zusammengefaltet und brannten aus, wie Drohnenaufnahmen im griechischen Staatsfernsehen zeigten. Es herrschten in diesen Waggons Temperaturen von bis zu 1.500 Grad Celsius in den Trümmern. Mindestens 36 Menschen kamen dabei ums Leben, es wird damit gerechnet, dass noch mehr Tote geborgen werden müssen. Ein Personen- und ein Güterzug waren frontal zusammengestoßen. Mindestens 66 Passagiere wurden teils schwer verletzt in umliegende Krankenhäuser gebracht.

 

Es handele sich um das schlimmste Zugunglück in der Geschichte des Landes, teilte die Gewerkschaft der Eisenbahner mit. Bei Rettungskräften und Reportern vor Ort, aber auch im ganzen Land herrscht Fassungslosigkeit. Wie ist es möglich, dass der Intercity von Athen nach Thessaloniki mit rund 350 Passagieren an Bord auf demselben Schienenstrang wie der entgegenkommende Güterzug unterwegs war, obwohl die Strecke zweispurig ausgebaut ist? Medienberichten zufolge funktionierte das elektronische Leitsystem auf der Strecke nicht. Deshalb seien die jeweiligen Bahnhofsvorsteher für die Weiterleitung der Züge verantwortlich gewesen. Einer von ihnen wurde jetzt verhaftet. „Wir fahren wie in alten Zeiten von einem Streckenteil zum anderen per Funk. Die Stationsleiter geben uns grünes Licht“, sagte Kostas Genidounias, Präsident der Gewerkschaft der Lokführer im staatlichen Rundfunk.Viele Passagiere waren junge Leute, Studenten, die nach einem verlängerten Wochenende wegen eines Feiertags auf dem Weg zur Universität von Thessaloniki waren. Die MLPD spricht den Angehörigen der Menschen, die bei dem schrecklichen Unglück ums Leben kamen, ihe Anteilnahme aus. Die Umstände müssen lückenlos aufgeklärt und die Verantwortlichen müssen bestraft werden. Das sind bestimmt nicht ein oder zwei Bahnhofsvorsteher in der griechischen Provinz!

 

Die kommunistische Partei ML KKE schreibt: "Der Vorsitzende der Fahrergewerkschaft der OSE, Kostas Genidounias, beklagte in einem Gespräch mit ERT, dass die elektronischen Systeme seit Jahren nicht mehr funktionieren. 'Nichts funktioniert, weder die Anzeigen, noch die Lichtsignale, noch die Verkehrssteuerung. Wenn diese funktionieren würden, würden die Fahrer die rote Anzeige sehen und die Züge würden in einem gewissen Abstand anhalten. Wir berichteten darüber ständig. Es gab sie und sie haben nicht funktioniert', fügte er hinzu. Auf die Frage, ob dies bedeute, dass die Lokführer im Blindflug unterwegs seien, sagte er: 'Die Informationen werden von Bahnhofsvorsteher zu Bahnhofsvorsteher über Funk weitergegeben. Der Bahnhofsvorsteher in Athen sagt uns, dass wir nach Menidi fahren, dann nach Oinoi, insgesamt wird dies 15 Mal von Athen nach Thessaloniki gemacht.'

 

Dies sind leider die Ergebnisse der Privatisierungen, an denen alle Regierungen schuld sind, seit die Regierung der PASOK die OSE in Unternehmen 'aufgeteilt' hatte, bis hin zur SYRIZA-ANEL-Regierung, die 2017 die TRAINOSE für 45 Millionen verkaufte und den Vertrag zur Privatisierung der OSE unterzeichnete, und der Regierung der Neuen Demokratie von Kyriakos Mitsotakis, die erst vor sieben Monaten im Parlament einen Vertrag ratifizierte, in dem die Eisenbahngesellschaft 750 Millionen Euro erhält, um den Betrieb auf den angeblich 'unfruchtbaren Strecken' zu gewährleisten. Das italienische Unternehmen, der Besitzer von OSE für den Betrieb bestimmter Strecken, wird mit 50 Millionen Euro pro Jahr subventioniert. Aber das Ergebnis sind schlecht gewartete Züge und nicht funktionierende Signale.

 

Eines ist sicher: Für sie zählt das Leben der Menschen nicht mehr als Kostenreduzierung und Gewinnmaximierung. Deshalb ist dies ein Verbrechen und die Regierung von Kyriakos Mitsotakis, die Regierung, die sich der Privatisierung und dem Profit verschrieben hat, ist zumindest politisch verantwortlich."