Fukushima
Japan will radioaktives Kühlwasser ins Meer leiten
Das am Meer gelegene Atomkraftwerk Fukushima war kurz nach einem schweren Erdbeben am 11. März 2011 von einem fast 15 Meter hohen Tsunami getroffen worden. Das Kühlsystem des Kraftwerks fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Es war das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986.
Auch wenn nicht mehr viel in den Schlagzeilen der Presse zu lesen ist: Die Katastrophe hält an und wird es noch Jahrzehnte lang. Sie ist eine Mahnung, dass alle AKWs abgeschaltet gehören und keine neuen gebaut werden dürfen!
Der Betreiber TEPCO hat seither Hunderte von Tonnen Wasser täglich in die Anlage gepumpt, um die geschmolzenen Brennelemente in den Reaktorblöcken 1, 2 und 3 zu kühlen. Ohne dieses Kühlwasser würde die Temperatur der geschmolzenen Brennelemente ansteigen und zu weiteren Kernreaktionen führen. Wo genau sich die geschmolzenen Kerne befinden, weiß zum heutigen Zeitpunkt niemand. Man geht jedoch davon aus, dass ein Großteil durch die Stahldruckbehälter in die unteren Sicherheitsbehälter geschmolzen ist. Das Kühlwasser wird mit neutronenabsorbierendem Bor versetzt, in die Hauptbehälter gepumpt und gespritzt. Von dort aus sickert es durch die Löcher und Risse im Boden des Reaktordruckbehälters in den Sicherheitsbehälter, in die Untergeschosse der Reaktorgebäude und in die damit verbundenen Turbinengebäude. Die Kühlung der geschmolzenen Brennelemente muss noch viele Jahre lang fortgesetzt werden.
Neben dem Kühlwasser flossen auch Grund- und Regenwasser in den geschmolzenen Reaktorkern und wurden damit radioaktiv. Ein Teil dieses Wassers floss unkontrolliert in die Umgebung, ins Grundwasser und ins Meer. TEPCO hat das lange abgestritten, musste es dann aber zugeben. Ein anderer Teil des radioaktiven Wassers, nämlich 1,25 Millionen Tonnen, wurde aufgefangen, gefiltert und angesammelt und auf dem Gelände des Kernkraftwerks gelagert. Täglich fallen weitere rund 140 Kubikmeter (Stand 2020) an. Die japanische Regierung hat im April 2021 beschlossen, diese 1,25 Millionen Tonnen radioaktiven Wassers ins Meer zu leiten, angeblich, weil die Lagerkapazitäten erschöpft seien. Selbstverständlich könnte man die Lagerkapazitäten erhöhen, doch das würde Geld kosten und die Profite schmälern.
TEPCO filtert das radioaktive Wasser mit einem Filtersystem namens ALPS. Nach seinen Angaben entspricht das gefilterte Wasser den nationalen Normen - mit Ausnahme des Elements Tritium. Tepco plant, das Wasser zu verdünnen, um den Tritiumgehalt zu senken, und es über mehrere Jahrzehnte durch eine ein Kilometer lange Unterwasserleitung ins Meer abzuleiten.
Von den radioaktiven Inhaltsstoffen des Kühlwassers, das ins Meer geleitet werden soll, gehen zweierlei Gefahren aus:
- Trotz Filterung verbleiben im Kühlwasser Reste radioaktiver Isotope von Kohlenstoff 14 und andere. TEPCO verdünnt dieses Wasser so weit, bis die Konzentration der radioaktiven Isotope unter bestimmten Grenzwerten bleibt. In der Umwelt werden diese Isotope jedoch in Pflanzen und Tieren wieder angereichert und kommen über die Nahrungskette zum Menschen zurück. Das Verdünnen ist Augenwischerei.
- Im Kühlwasser bleibt Tritium enthalten, ein radioaktives Wasserstoffisotop mit ca. 12,3 Jahren Halbwertszeit. TEPCO sagt, es lasse sich nicht filtern. Tritium verhält sich anders als die anderen Isotope. Es reichert sich nicht an – im Gegenteil. Es hat die Tendenz, sich überall hin auszudehnen, wo Wasser oder andere Wasserstoffverbindungen vorkommen, also in der Atmosphäre, den Meeren, in allen Lebewesen. Es wird sich auf der ganzen Erde verteilen und dieser Prozess ist unumkehrbar. TEPCO sagt, die schwache Beta-Strahlung, die von Tritium ausgeht, hat nur eine geringe Reichweite und durchdringt nicht einmal die oberen Schichten der menschliche Haut. Das ist richtig. Die Radioaktivität von Tritium ist deshalb jedoch vor allem beim Verschlucken oder beim Einatmen gefährlich. Durch Einlagerung ins Erbgut können irreversible Schäden entstehen.
Unumkehrbare Schäden bedeuten, dass eine neue Phase der Zerstörung der Lebensgrundlagen der Menschheit eingesetzt hat. Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen. Ein weltweiter gesellschaftsverändernder Umweltkampf ist nötig. Das ist heuer die Mahnung des Jahrestags der Fukushima-Katastrophe.
Es ist typisch für die positivistische und pragmatische Denkweise der Monopole und ihrer Regierungen, sich auf Grenzwerte zu berufen. Dazu heißt es in dem Buch „Katastrophenalarm!“ von Stefan Engel: "Die von der bürgerlichen Atompolitik festgesetzten Grenzwerte, bis zu denen ein Mensch radioaktive Strahlung aufnehmen soll, ohne Schäden davonzutragen, sind vielfach willkürlich. Untersuchungen beweisen, dass Kinder, die in der Umgebung von Atomkraftwerken leben, gehäuft an Leukämie erkranken, obwohl die dort gemessene Strahlung fast immer unter den offiziellen Grenzwerten liegt." (Katastrophenalarm, S. 178)
Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?
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Diese Grenzwerte sind zudem immer relative Werte. Sie beziehen sich auf zulässige oder verbotene Konzentrationen, nicht aber auf die absoluten Mengen, die damit in Umlauf kommen. Diese sind bei einer Nuklearkatastrophe wie in Fukoshima enorm und viel höher als beim Normalbetrieb eines Kernkraftwerks. Im Falle von Fukoshima sollen die Einleitungen ins Meer über mehrere Jahrzehnte andauern. Die Folgen eines derartigen Vorgangs sind nicht untersucht und unabsehbar.
Shigeyoshi Otosaka, Meeresgeochemiker an der Universität Tokio, macht sich Sorgen über die Anhäufung der Isotope in Meeresbodensedimenten, wo sie von Meereslebewesen aufgenommen werden können. „Es ist wichtig, dies angemessen zu evaluieren“, sagt er. Zum einen wurde die TEPCO „Nachreinigung“ nur an einer geringen Wassermenge getestet. Das Unternehmen müsse prüfen, „ob die Verarbeitungsleistung über einen langen Zeitraum aufrechterhalten werden kann“, sagt er (zitiert aus Wissenschaftinsider vom 13. April 2021). Solche berechtigten Einwände haben TEPCO nicht interessiert.
Im Januar 2023 hat die Internationale Atomenergiebehörde IAEA die unverantwortlichen Pläne von TEPCO und der japanischen Regierung gebilligt. Mit der Einleitung des Kühlwassers soll im Frühjahr oder Sommer begonnen werden. Örtliche Fischer, Regierungen und Umweltaktivisten in Anrainerstaaten, darunter Südkorea, Taiwan, China, Indonesien, haben protestiert.
Dieses neue Umweltverbrechen von TEPCO muss verhindert werden! Darüber hinaus fordern wir:
- Weltweite Stilllegung aller Atomkraftanlagen! Internationales Verbot der sogenannten "friedlichen" Nutzung der Atomenergie! Höchste Sicherheitsstandards bei Lagerstätten des Atommülls!
- Verbot, Ächtung und Vernichtung aller ABC-Waffen!
- Weltweiter aktiver Widerstand gegen die globale Umweltkatastrophe!