Warnstreik im Öffentlichen Dienst
Jena: "Preise runter, Personal hoch!"
"Preise runter, Personal hoch!", war eine Parole beim Warnstreik der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst in Jena am 8. März. Der Internationale Frauentag war genau der richtige Tag, um auf die Straße zu gehen.
Trotz gruseligem Wetter mit Schnee, Regen und Kälte trafen sich in Jena ca. 150 bis 200 Kolleginnen und Kollegen aus Kitas, der Stadtverwaltung zum Warnstreik; Hausmeister waren genauso vor Ort wie Kolleginnen und Kollegen vom Grünflächenamt.
Los ging es für uns Erzieherinnen morgens um 7 Uhr mit Streikpostenstehen vor verschiedenen Kitas. Die meisten Eltern stehen, wie auch der Stadtelternrat, voll hinter uns. Eine Mutter meinte: "Ich weiß gar nicht, wie ihr das macht. Ich komme ja schon mit einem Kind an meine Grenze!"
Mittags startete dann eine kämpferische Kundgebung mit verschiedenen Redebeiträgen und einem Meer selbstgemalter Schilder, wie: "Mangelware!", "Für die volle Durchsetzung unserer Forderungen, ohne Wenn und Aber!" oder "Waffen runter, Löhne hoch!". Eine Erzieherin berichtete kämpferisch und mit viel Humor vom Kita-Alltag. Ein Kollege aus der Stadtverwaltung berichtete von Personalnot und dem Mangel an Azubis. Das "Angebot" der „Arbeitgeber“-Seite, einen Extra-Tarifvertrag für Kliniken abzuschließen, der Lohnkürzungen ermöglicht, wurde lautstark ausgebuht. Diese Provokation ist eine Klatsche ins Gesicht aller Beschäftigten in Krankenhäusern. Auch ein "Sonderopfer" der Beschäftigten bei den Sparkassen ist ein absolutes No-Go. Wir lassen uns nicht spalten!
Solidarische Grüße kamen von einem Vertrauensmann von Zeiss, von den Kollegen aus der Helios-Klinik in Erfurt, die gerade für einen Tarifvertrag kämpfen, vom Stadtelternrat, dem DGB und von jungen Frauen vom Frauenstreik-Jena, die die Streikenden zu ihrer Kundgebung anlässlich des Internationalen Frauentags einluden.
In einem lautstarken Demozug zogen wir zur Kundgebung der Frauenstreik-Frauen. Dort wurde die überparteiliche Grundlage allerdings aufgekündigt. Kaum angekommen verkündigte eine Sprecherin des Frauenstreiks am Mikrofon, dass Parteifahnen nicht erwünscht seien und dass sie nicht möchten, dass die MLPD Flugblätter verteilt. Als ich dieses Vorgehen prinzipiell kritisierte und sagte, dass jede Frau selber entscheiden kann, war die einzige mehrmalige stoische Antwort: "Beschluss des Bündnisses". Inhaltlich kein einziges Argument zu dieser antikommunistischen Ausgrenzung. Wie auch! Seit wann beschließen eigentlich irgendwelche Bündnisse, wie sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf einer öffentlichen Versammlung zu verhalten haben?
Trotzdem wechselte das „Tarif-Aktuell“ der MLPD mehrmals den Besitzer. Ein Kollege des Grünflächenamtes meinte: "Ja das mit dem Streikrecht stimmt, dann könnten wir wie in Frankreich auf die Straße gehen!".