Bachmut
Materialschlacht zeigt die Krise der imperialistischen Kriegsführung
Die Schlacht um die Stadt dauert nun schon seit dem 1. August 2022 an. Sie ist symbolisch für die Krise, in der sich die Kriegspolitik beider imperialistischer Lager befindet. Keiner Seite gelingt es momentan, eine Entscheidung zu erzwingen.
Bachmut hatte vor dem Krieg 80.000 Einwohner. Jetzt schätzt man, dass sich noch ungefähr 4.500 Zivilisten in der Stadt aufhalten. Die Schlacht ist vor allen Dingen eine Materialschlacht, die in erster Linie mit Artillerie geführt wird. Ein „Stahlgewitter“ wie im I. Weltkrieg hat die Stadt völlig verwüstet. Die russischen Truppen machen, allerdings nur sehr langsam, Boden gut.
Rückkehr der Söldner
Die Stadt wird nicht nur von regulären Einheiten der russischen Armee angegriffen, sondern auch von Söldnern der „Wagner-Gruppe“ des russischen Oligarchen Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin. Seit dem Irak-Krieg, in dem die USA massiv auf Söldner der berüchtigten Firma „Blackwater“ (heute „Constellis“) setzten – euphemistisch als „private Contractors“ (private Vertragspartner) bezeichnet – erleben Söldner ihrer internationalen Ächtung zum Trotz ein Comeback.
Neben der „Wagner-Gruppe“ war auch die US-amerikanische „Mozart-Gruppe“ in der Ukraine im Einsatz. Sie brach aber im Januar 2023 nach einer Serie von Desertationen und einem allgemeinen Zusammenbruch der Moral auseinander. Jetzt verklagen sich die Gründer der Einheit - Andrew Milburn, U.S. Marine Colonel a.D. und früherer Deputy Commander of Special Operations Command Central, und Andrew Bain, einem Geschäftsmann in der Ukraine und ebenfalls ehemaliger U.S. Marine Colonel – gegenseitig.
In Zukunft werden die Imperialisten in noch größerem Maße auf solche „privatwirtschaftlichen“ Krieger angewiesen sein, denn weder in Russland, noch den USA oder Deutschland strömen die Massen in die Rekrutierungsbüros der Armeen.
Die ukrainische Armee riskiert eine Kesselschlacht
Bachmut ist von drei Seiten eingeschlossen. Ein Rückzug der ukrainischen Armee wird selbst von vielen Militärs als sinnvoll angesehen, um eine Kesselschlacht mit absehbar schrecklichen Verlusten zu vermeiden; und die Versorgungslage der ukrainischen Soldaten ist schon jetzt kritisch. Vor zwei Tage wurden zwei Brücken zerstört, über die ukrainischer Nachschub kam. Die letzte Straße, über die Nachschub in relevantem Umfang in die Stadt gelangt, wurde ebenfalls bombardiert und soll nur noch eingeschränkt benutzbar sein.
Bachmut liegt nahe der Fernstraße M 03, die zu den beiden unter ukrainischer Kontrolle verbliebenen Donbas-Großstädten Kramatorsk und Slowjansk führt, hat ansonsten aber relativ geringe strategische Bedeutung.
Dass beide Seiten in diesem ungerechten Krieg trotzdem mit derartiger Verbissenheit und ohne Rücksicht auf Verluste um sie kämpfen, unterstreicht, wie dringend sowohl das ukrainische Selenskyj-Regime, als auch das russische Putin-Regime zumindest einen symbolischen Erfolg benötigt, um die Perspektivlosigkeit ihrer Kriegsführung zu verdecken.