Gesundheit
NRW-Landesregierung lässt die Maske fallen
Zum 1. März ließ nun auch die Landesregierung Nordrhein-Westfalen pragmatisch viele Corona-Schutzmaßnahmen auslaufen, vor allem die Maskenpflicht. Wenn sie damit gut Wetter machen will, so kann das nur notdürftig ihr eigenes gescheitertes Gesundheits-Krisenmanagement maskieren. Von dem der Bundesregierung zur Abwälzung der Kriegs- und Krisenlasten auf die Masse der Bevölkerung gar nicht zu reden.
Erstens: Entgegen den Tatsachen behaupten Bundes-, und Landesregierung, das Coronavirus sei im Griff. Die Gefahr und die Langzeitfolgen des Virus werden damit verharmlost. So berichtet die Westdeutsche Zeitung vom 25. Februar: „In die Krankenhäuser in NRW würden momentan vermehrt Patienten mit Corona eingeliefert. Die Zahl der positiv auf Corona getesteten Patientinnen und Patienten, die zu einer stationären Behandlung aufgenommen werden, steige beharrlich an, sagte der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft NRW“. Laut Apothekerverband NRW „sind im Rheinland weit über 10 Prozent der Coronatests mittlerweile positiv. Bundesweit liege der Schnitt nur bei 7,5 Prozent in den Apotheken“ (ebenda). Obwohl die Testungen massiv zurückgegangen sind, liegt laut Robert-Koch-Institut (RKI) allein in Wuppertal die Zahl der Neuinfizierten in den letzten sieben Tagen bei 175 auf 100.000 - mit steigender Tendenz.
Zweitens: Der Zusammenhang von Corona-Schutzmaßnahmen und der Vorbeugung von Atemwegserkrankungen wird eklektizistisch ausgeblendet. Hauptsache, die Produktion kann auf Maximalprofit laufen. Die Vorsitzende des Hausärzteverbandes in Wuppertal, Dr. Daniela Stöter, berichtet in der WDR-Lokalzeit Bergisch-Land am 24. Februar, dass in ihrer Praxis - am Tag nach dem Rosenmontag - ohne Termin 50 Patienten mit Atemwegsinfekten behandelt wurden.
Deshalb kritisiert sie auch das Auslaufen verschiedener Corona-Schutzmaßnahmen: „Das ärgert mich massiv, weil wir zumindest hier in unserem Team sagen können, es hat uns sicher begleitet. Wir haben alle unsere kleinen Ausfälle gehabt, aber keine längeren Krankheitsphasen und vor allem keine ständigen Wiederholungen von Infekten. Ich würde mir wirklich wünschen, dass die Maskenpflicht - gerade in den Bereichen, wo viele Menschen aufeinandertreffen - noch lange Bestand hätte“. Vor allem das Maskentragen habe sich ihrer Einschätzung nach bewährt und sollte bei Massenveranstaltungen weiter gelten.
Es ist auf jeden Fall ratsam, nicht leichtsinnig zu werden und sich und seine Mitmenschen mit den bewährten Regeln zu schützen. Man muss auch kein Hellseher sein, dass es bei einer neuen Corona-, oder sonstigen Infektionswelle regierungsamtlich heißen wird, die Leute seien eben zu dumm, unvorsichtig und selber schuld. Eine neue Selbstbeteiligung der Patienten an den Krankheitskosten wird von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) jedenfalls schon mal in die Debatte gebracht. Die Frage ist, wie lange wir uns dieses kranke kapitalistische Gesellschaftssystem samt seiner bürgerlichen Medizin noch zumuten wollen.