Gelsenkirchen

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Tarifrunde Öffentlicher Dienst nimmt weiter Fahrt auf

Allein bei uns in Gelsenkirchen in dieser Woche: Mittwoch, Donnerstag und Freitag! Besonderer Höhepunkt war der Streik am Internationalen Frauentag.

Korrespondenz

Eine gemeinsame Streikaktion des ver.di-Bezirks Mittleres Ruhrgebiet fand bei Schnee und Kälte in Herne statt: Es streikten und demonstrierten ver.di-Kolleginnen und -Kollegen aus dem Sozial- und Erziehungsdienst. Eine Kollegin griff in ihrer Rede die Historie der Frauenstreikbewegung auf: "So streikten am 8. März 1857 und am 8. März 1908 die Textilarbeiterinnen in New York. 1910 hat die Kommunistin Clara Zetkin die Initiative für den internationalen Frauentag ergriffen – Themen wie Gleichberechtigung der Frauen, bessere Arbeits- und Lebensbedingungen, Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Kampf gegen den Krieg! Aktuell - auch heute noch".

"Mit dem Lächeln der Kinder kann ich die Miete nicht bezahlen"

In den Reden wurde die besondere gesellschaftliche Bedeutung der Arbeit der Beschäftigten im Sozial und Erziehungsdienst und der berechtigten Forderungen deutlich. Eine junge Kollegin brachte es auf dem Punkt "Mit dem Lächeln der Kinder kann ich die Miete nicht bezahlen". Neben der Belastung durch die Inflation waren die zunehmende Arbeitsbelastung und der hohe Fachkräftemangel immer wieder Thema. Eine Kollegin des ver.di-Bezirksfrauenrats führte in ihrem Grußwort aus: "Die Frauen- und Gleichstellungspolitik in ver.di steht dafür, dass Schluss sein muss, dass typische Frauenberufe noch heute im 21. Jahrhundert schlechter bezahlt werden als typische Männerberufe. Dass Schluss sein muss, dass im Jahr 2023 Frauen in Deutschland rein rechnerisch bis gestern - dem Equal Pay Day - unentgeltlich gearbeitet haben! Dass Schluss sein muss, dass Frauen, die wegen der Kinder in Teilzeit arbeiten, oft aus dieser Teilzeit nicht herauskommen – der Grund für Altersarmut. ... Tagtäglich in unserer Arbeit in der Kita, beim Jugendamt, in der Behindertenhilfe, in der Beratung, im Offenen Ganztag leisten wir wichtige gesellschaftliche Arbeit. Denn es geht uns um die Zukunft der Kinder, der Jugend, der Frauen und der Familien, um die gesellschaftliche Zukunft!" Es wurde auch kritisch angemerkt, wie wichtig es heute ist, dass sich die Frauen- und die Gewerkschaftsbewegung an ihre kapitalismuskritischen und sozialistischen Wurzel erinnern sollten und dass es gerade am internationalen Frauentag wichtig ist, den Blick zu weiten für gesellschaftliche Alternativen.

Das Argument, die Städte hätten kein Geld, zieht bei uns nicht mehr

Am 9. März streikten die Beschäftigten der Stadtverwaltung und der Eigenbetriebe der Stadt Gelsenkirchen. Eine Kollegin (Reinigungskraft) beschrieb ihren Tagesablauf von morgens um 5 Uhr aufstehen und abends um 22 Uhr ins Bett gehen, mit zwei Jobs, und wie wichtig ihr die Arbeit in der Reinigung ist und wie notwendig es ist, dass das besser bezahlt wird. Gerade dieser Beitrag bekam den größten Applaus. Er war mitten aus dem Leben und dass die berechtigten Forderungen in dieser Tarifrunde auch Wertschätzung für die Arbeit der Beschäftigten bedeutet. Am letzten Streiktag in dieser Woche in Gelsenkirchen streikten dann am Freitag die Beschäftigten bei Gelsendienste - das sind vor allem die Müllabfuhr, Straßenreinigung und die Reinigungskräfte.

 

Karin Welge, Oberbürgermeisterin von Gelsenkirchen und Präsidentin der Vereinigung Kommunaler Arbeitgeber (VKA), verteidigt das von Arbeitgeberseite unterbreitete Angebot als ein gutes Angebot, während die Forderungen der Gewerkschaften die Finanzplanung der Städte sprengen und damit zulasten der Bürgerinnen und Bürger gehen würden. Hier das "gute" Angebot: Neben einem einmaligen Inflationsausgleichgeld ist eine tabellenwirksame Erhöhung von 3% Ende 2023 und 2% Mitte 2024 bei einer Laufzeit von 27 Monaten vorgesehen!. Ver.di hatte das als Frechheit berechtigt abgelehnt. Die dritte Verhandlungsrunde ist für Ende März geplant und die Kolleginnen und Kollegen bereiten sich auf weitere Streiktage vor.