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Skandalöse Schließung der Arztrufzentrale NRW – Mahnwache der Belegschaft

In einer skandalösen Nacht- und Nebelaktion wurde der Belegschaft der Arztrufzentrale NRW („Patientenservice 116 117“) in Duisburg am 7. März mitgeteilt, dass sie mit sofortiger Wirkung „freigestellt“ werden und dass die Notrufzentrale in Duisburg geschlossen wird.

Korrespondenz
Skandalöse Schließung der Arztrufzentrale NRW – Mahnwache der Belegschaft
Klare Worte auf der Mahnwache (rf-foto)

Die Mitteilung erfolgte in einer siebenminütigen Online-Präsentation! Anschließend mussten die Kolleginnen und Kollegen sofort ihre Arbeitsplätze räumen, in blauen Müllsäcken ihre persönlichen Dinge mitnehmen und wurden wie Verbrecher vom Sicherheitsdienst aus ihren Büroräumen gebracht. Zugangschips und Anmeldekonten waren mit sofortiger Wirkung gesperrt. Dieses Schurkenstück war offensichtlich von langer Hand vorbereitet!

 

Hintergrund: Die Arztrufzentrale NRW wird von der Arztrufzentrale NRW GmbH betrieben, deren Gesellschafter die Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe sind. Die Kolleginnen und Kollegen waren medizinisch ausgebildet, um kompetent Auskunft geben und Vermittlung betreiben zu können. Viele arbeiten hier seit vielen Jahren. In zwei neuen Gesellschaften in Dortmund und Köln wird diese Arbeit nun an Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeiter vergeben, mit deutlich geringeren Löhnen. Die kassenärztlichen Vereinigungen selbst haben bis heute nicht dazu Stellung genommen, sind für die Kolleginnen und Kollegen nicht zu erreichen.

 

Diese sind allerdings nicht bereit, das einfach so hinzunehmen: Sie wollen um ihre Arbeitsplätze und ihre Zukunft kämpfen und haben sich deshalb an die Öffentlichkeit, an die Medien, natürlich an ihre Gewerkschaft ver.di, an die politischen Parteien etc. gewandt. Am Internationalen Frauentag in Duisburg wurde unmittelbar die Solidarität organisiert: Der Demozug besuchte die Mahnwache, eine Vertreterin der Belegschaft brachte ihre Sache bei der Abschlusskundgebung ein.

 

Am 14. März, eine Woche nach der Schließung, fand nun die zweite Mahnwache statt, mit der die Kolleginnen und Kollegen den öffentlichen Druck hochhalten wollen. Vertreter von SPD, Linkspartei und MLPD, des Frauenverbands Courage waren ebenso vor Ort wie der Duisburger Stadtdirektor Murrack. Sie bekundeten Solidarität und Unterstützung. Ein Betriebsrat überbrachte eine Solidaritätserklärung der Vertrauensleute von Thyssen-Krupp.

 

Die Stimmung der Kollegen – überwiegend Kolleginnen, viele Frauen sind hier beschäftigt – war kämpferisch, wütend, aber auch nachdenklich, wie es nun weitergeht. Mit blauen Müllsäcken brachten sie die Empörung über ihre „Entsorgung“ zum Ausdruck: „Seit 18 Jahren war ich hier, bin alleinerziehende Mutter, jetzt stehen wir vor dem Nichts“.

 

Einige setzen darauf, für einen besseren Sozialplan zu kämpfen, andere hoffen, „dass es irgendwie doch noch weitergeht“ - was von den meisten als Illusion gesehen wird. Es gibt auch die Forderung, dass ihnen Arbeitsplätze in den neuen Callcentern in Köln oder Dortmund angeboten werden – dann muss dies aber zu den bisherigen Löhnen, Arbeitsbedingungen und erworbenen Rechten geschehen!

 

Es wird jetzt auch Druck gemacht, Aufhebungsverträge bis 31. März zu unterschreiben. Der Gedanke, dass sich die Belegschaft jetzt nicht zersplittern darf und keiner und keine mit seinen Entscheidungen alleingelassen wird, trifft auf Zustimmung. Ein Vorschlag ist, die Mahnwache zu einem festen wöchentlichen Termin durchzuführen – für den öffentlichen Druck und als Anlaufpunkt für die Belegschaft, für die Beratung, wie es weitergeht. Und für den Zusammenschluss mit anderen Belegschaften – nur 500 Meter ist Galeria Kaufhof, deren Belegschaft zum 30. Juni ebenfalls auf die Straße fliegen soll!

 

In der Solidaritätserklärung der MLPD heißt es: „Wir sind sicher: Wenn Ihr Euch für einen Kampf um jeden Arbeitsplatz entscheidet, werdet Ihr breite Solidarität erfahren! … Unsere volle Solidarität habt Ihr. Setzt Euren mutigen Kampf fort, schafft Öffentlichkeit, lasst uns wissen, wo Ihr Unterstützung braucht!“

 


Solidaritätserklärungen an die Kolleginnen und Kollegen leiten wir gerne weiter: duisburg@mlpd.de.