Leverkusen
Streik im Chempark (3): Indulor-Geschäftsführung auf Tauchstation – der Kampf geht weiter!
Die Indulor-Belegschaft streikte am 6. und 7. März 32 Stunden, vier Schichten lang, 63 Kolleginnen und Kollegen. Die IG Chemie organisierte und unterstützte die kämpferische Aktion vor dem Pförtner 4.¹ Die Kollegen produzieren Blankophor, einen Weißmacher für Papier und andere Materialien. Früher gehörte das Werk zu Bayer, seit 2010 ist die Familie Fengler die stolze Besitzerin.
Der mehr als berechtigte Grund für den Streik: Ende 2020 trat die Geschäftsführerin und Tochter des Besitzers, eine Frau Steinhaus, aus dem Arbeitgeberverband Chemie aus. Damit gelten alle Tarifverträge der IGBCE nicht mehr für diese Firma! Steinhaus: „Ich brauche in meinem Betrieb keinen Betriebsrat, keine Gewerkschaft und keinen Tarifvertrag!“ Aber zum Arbeiten und Gewinne scheffeln braucht sie die Kollegen?! Aber wer braucht denn sie? Seit der Übernahme der Firma hat sie die Belegschaft schon um über die Hälfte verkleinert – aber nicht die Produktion! Und jetzt startet sie einen Frontalangriff auf den Lohn.
Wirtschaftskrise – nicht auf unsere Kosten!
Die Weltwirtschaftskrise, die 2018 begonnen hat, ist noch lange nicht vorbei. Die Industrieproduktion in der BRD war Ende 2022 immer noch um 10 % unter der Produktion von Mitte 2018!² Monopole kämpfen immer erbitterter um den Weltmarkt. Und das sollen wir bezahlen? Das geht ganz und gar nicht! Während die deutschen Millionäre auf der einen Seite unsere Löhne abbauen wollen, haben sie selber auf der anderen Seite so viel Geld gehortet, dass sie allein 2022 acht Billionen Euro in Börsen- und andere Spekulationsgeschäfte investieren konnten – das ist das zwanzigfache des Haushaltes der Bundesregierung!³ Und das waren nur die investierten Überschüsse von Privathaushalten – noch nicht die der Banken und Konzerne und Fonds! Hier, liebe Bundesregierung, ist wahrhaftig genug Geld für Krankenhäuser, Bildung, Umweltschutz ...
Tarifverträge für alle!
In NRW sind 81 % aller Chemiebetriebe mit 92 % aller Chemie-Beschäftigten im Arbeitgeberverband Chemie zusammengeschlossen. Für sie alle handelt die IGBCE die Tarifverträge mit den Konzernen aus. Zum Vergleich: Bei Metall gehören nur 44 % der Betriebe dem Tarifverbund an. Wenn Steinhaus deshalb mit ihrem Vorstoß durchkommen würde, könnte das ein Ansporn für zahlreiche weitere Chemie-Betriebe sein, ähnlich vorzugehen: Keine Tarifverträge, keine Gewerkschaft mehr.
Dieser Kampf betrifft deshalb auch alle anderen 70 Betriebe im Chempark – und nicht nur sie! Daher hat die IGBCE konsequent gehandelt und den Kampf begonnen – nachdem Steinhaus zwei Jahre lang jegliche Verhandlungen sabotiert hat. An den beiden Streiktagen kamen schon Betriebsräte von Lanxess, Kronos, Vital und anderen Betrieben zu den Streikposten und erklärten ihre Solidarität; auch von Ford Köln kamen solidarische Kollegen.
Ein Standort – gemeinsam kämpfen!
Des ist ein guter Anfang. Denn der Kampf der Indulor-Kollegen geht alle an: Ein Standort – ein Chempark – eine Belegschaft kämpft - alle unterstützen sie!
Der Zusammenhalt der Indulor-Kollegen – die (fast) alle in der IGBCE organisiert sind – ist durch diese Streikaktion noch gewachsen – sie sind bereit für den nächsten Schritt!
Auf ihrer Homepage schleimt sich die Familie Steinhaus/Fengler selbst an: „Wir respektieren die Interessen und Rechte jeder Person. Das soziale Engagement der INDULOR-Gruppe ist ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur.“ Freche Lüge - Steinhaus hat sich verkrochen, hat mit Null auf den Streik reagiert und will die Sache aussitzen: Da machen die Indulorer, da machen die 35.000 anderen Kollegen des Chemparks, da macht die IGBCE nicht mit! Der Kampf geht weiter, bis Steinhaus einen Haustarif-Vertrag unterschreibt, der nur einen Satz enthält: Volle Übernahme aller gewerkschaftlichen Tarifverträge!