Nordstream 1 und 2
Was besprach Biden mit Scholz bei dessen Blitzbesuch in den USA?
Ende September 2022 wurden drei Pipelines von Nordstream 1 und 2 durch Explosionen zerstört. Für die ukrainische und die polnische Regierung war sofort klar: Putin war's. Das kam in allen Medien. So ganz plausibel erschien das vielen Menschen aber nicht. Wozu die eigene Pipeline sprengen – wenn es reicht, den Hahn zuzudrehen?
So wurde es dann ruhig in der Medienlandschaft, über Monate. Selbst Putin wurde kaum beschuldigt. Es war scheinbar nichts festzustellen. Auch das sehr fragwürdig. Es sind genug Satelliten am Himmel, mit hochauflösender Kameratechnik. Die Schlagzeile einer Zeitung kann entziffert werden – so lange es die Bildzeitung ist. Aber dieses Attentat blieb gänzlich unbeobachtet?
Im Februar dieses Jahres meldete sich dann Seymour Hersh zu Wort. Seymour Hersh ist nicht irgendwer, sondern eine Reporter-Legende. Die Kriegsverbrechen der US-Armee in My Lai in Vietnam wurden von ihm aufgedeckt. Seine Artikel über den Watergate-Skandal führten zum Sturz des US-Präsidenten Nixon. Die Folter im irakischen Gefängnis Abu Ghraib wurden auch von ihm zuerst bekannt gemacht. Seymour Hersh beschuldigt US-Präsident Joe Biden als Auftraggeber des Angriffs, und die US-Navy in Zusammenarbeit mit dem norwegischen Militär als Ausführende.
Seine Argumente: Drei von vier Pipelines zerstören, in 80 Metern Tiefe, mit einer Entfernung von 50 Kilometern untereinander – das schaffen keine Amateure. Die US-Navy hat Spezialkräfte für den Minenkrieg und kann Explosionen ferngesteuert mit Sonargeräten auslösen. Dazu hat sich Joe Biden am 7. Februar 2022 in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Olaf Scholz eindeutig geäußert: „Wenn Russland einmarschiert, wird es kein Nord Stream 2 mehr geben, wir werden dem Projekt ein Ende setzen.“ Auf Nachfrage einer Reporterin, wie das zu verstehen sei, sagte Joe Biden „Ich verspreche, dass wir in der Lage sein werden, es zu tun.“ Das kennt man aus dem Krimi: Es gibt ein Motiv, es gibt Tatwaffen und die Möglichkeit. So sah es wohl auch der ehemalige polnische Außenminister Radoslaw Sikorski, der auf Twitter direkt nach dem Anschlag den Amerikanern für ihre Aktion dankte.
Das würde aber bedeuten: Die US-Armee hat nicht nur ein Umweltverbrechen begangen und es Russland untergeschoben. Sie hat einen Terroranschlag auf Infrastruktur auf fremdem Staatsgebiet ausgeübt. Verheerend für die öffentliche Meinung! Prompt wurde nachdem Hersh neue Enthüllungen angekündigt hatte eine weitere Theorie verbreitet: Ein geliehenes Segelboot mit einem kleinen Motor und einer pro-ukrainischen Gruppe an Bord startet von Deutschland aus und führt den schwierigen Spezialeinsatz durch - mit "loser Verbindung" zum ukrainischen Geheimdienst und dessen Führung. Ohne weitere Unterstützung nicht besonders glaubwürdig. Aber dennoch auch nicht besonders positiv für die öffentliche Meinung! Eine Mitverantwortung streitet die ukrainische Regierung sofort ab, glaubwürdig geht anders.
Gerade mal 80 Minuten weilte Scholz am 3. März im Weißen Haus. Biden und Scholz versicherten sich ihre Freundschaft und versprachen einmal mehr die Unterstützung der Ukraine "as long as it takes" - solange es dauert. Kein Kommentar von beiden Seiten an die wartenden Medienleute. Kein Interview, keine Pressekonferenz. Beim Gespräch selbst keine Dolmetscher und keine Berater. Man kann davon ausgehen, dass bei dieser eiligen Stippvisite zumindest auch eine geeignete Sprachregelung zum Vorgang um Nordstream 1 und 2 gefunden bzw. eine neue Nebelkerze gezündet wurde.
Das erste Opfer im imperialistischen Krieg ist die Wahrheit! Der Überfall auf den Sender Gleiwitz durch die Nazi-Wehrmacht, die Lügen der USA vor der UNO über die Massenvernichtungswaffen des Irak – das ist psychologischen Kriegsführung. Das einzige, was man den bürgerlichen Medien ungeprüft noch glauben darf, ist die Bundesliga-Tabelle.