Beschäftigte der Autovision

Beschäftigte der Autovision

Das gab es noch nie: Warnstreiks der VW-Leiharbeiter ab Montag

Ab Montag ruft die IG Metall alle Zeitarbeits-Beschäftigten der Autovision, die in den VW-Werken eingesetzt sind, zu Warnstreiks auf. Nochmal Warnstreiks? War doch letztes Jahr? Ich dachte, wir dürften jetzt zwei Jahre nicht streiken? So oder ähnlich reagieren unsere Kollegen auf diese Ankündigung.

Korrespondenz

Der Hintergrund ist ein wahrer Skandal: Zwar wurde im November 2022 die Tarifrunde für die VW-“Stamm“belegschaft (Haustarif) ausverhandelt, parallel zur Metall- und Elektroindustrie. Das betraf fast alle VW-Tochterunternehmen wie MAN oder Porsche, VW Group Services oder die Wolfsburger Autostadt GmbH. Wie seit Jahren üblich hat die Autovision-GmbH, eine hundertprozentige VW-Tochter, den Tarifabschluss übernommen – aber eben nur für die dortige Autovisions-„Stamm“-Belegschaft. Diese mehrere tausend Kollegen werden als Billiglöhner - deshalb auch unbefristet - in den VW-Werkshallen in sogenannten Projekten eingesetzt. Z.B. Nacharbeits-Linien, Auto-Auslieferung, Sonderfahrzeugbau u.a.

 

Aber für die ca. 3500 Leiharbeits-Kolleginnen und -Kollegen, die bei der Autovision einen Zeitvertrag haben und von Autovision an die VW-Bänder „ausgeliehen“ sind, verweigert das VW-/Autovision-Management in der 3. Verhandlungsrunde eine Lohnerhöhung. Zwar bekommen Leiharbeiter infolge der Equal-Pay-Regelung annähernd ähnlichen Grundlohn wie die VW-Haustarifler; ihr Monatslohn wird also durch die VW-interne Aufzahlung auch 2023 automatisch entsprechend unserer Lohnerhöhung erhöht. Aber erstens gilt das nicht für Wochenend- und Nachtschichtzuschläge. Zweitens nicht für Urlaubs- oder Weihnachtsgeld – die sind für Autovisions-Zeitarbeits-Kollegen sowieso unverschämt gering. Drittens verweigert VW/Autovision die bei VW und in der Metallindustrie vereinbarten „Inflations-Ausgleichszahlungen“ von insgesamt 3000 Euro - und das gerade jetzt, wo viele jeden Euro umdrehen. Allen Ernstes behauptet Autovision, diese Forderung würde die VW-Tochter in die Insolvenz treiben. Das ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Während der Mutterkonzern soeben den Rekordgewinn von 22 Milliarden Euro abfeiert!

 

Dieser Schlag in die Magengrube der am meisten ausgebeuteten VW-Kollegen wühlt die gesamte Produktionsmannschaft auf. „Nicht zu fassen, wie man mit uns umgeht“ - das ist Tenor. Die Vorbereitung von Warnstreiks der Autovisioner ist jetzt genau richtig und geht sofort los. IG-Metall-Vertrauensleute unterstützen die teils unerfahrenen Leiharbeits-Kollegen, klären über das mangelnde Streikrecht auf, stellen Kontakt untereinander her.

 

Und es entbrennt die Debatte, die Spaltung zwischen Haustarif- und Leiharbeits-Kollegen weiter zu überwinden. Und als ganze Belegschaft die Rechnung neu aufzumachen: Für Lohnnachschlag, denn der Tarifabschluss reicht nicht aus. Und für sofortige Übernahme der Leiharbeits-Kollegen.

 

Weitere Information

 

VW Hannover: Montag 27. März
12 bis 14 Uhr und 14.30 bis 15.30 Uhr
Tor 3, vor der Halle/ Mittelstraße