Paris

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Isabelle Huppert zum siebzigsten Geburtstag

Vor einigen Tagen, am 16. März, wurde die französische Schauspielerin Isabelle Huppert siebzig Jahre alt. Gratulation! Sie gilt zu Recht als hervorragende Filmdarstellerin.

Korrespondenz aus Ingolstadt

Die Aufzählung ihrer Filme und der Preise, die sie erhalten hat, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Sie spielt auch Theater. Ein Professor wollte sie von der Schauspielschule werfen, weil sie wegen ihrer Filmarbeit einige Kurse versäumt hatte. Es gelang ihm nicht - und sie schätzte ihn dennoch wegen seiner Kompetenzen.

 

Sie spielt gekonnt auf der ganzen Klaviatur, weibliche Charaktere aller Art darzustellen: Sie spielt sanfte und zurückhaltende Frauen, egoistische, mutige, distanzierte ... In "Die Nonne" spielt sie eine lesbische Klosterfrau; in "Elle" bringt sie ihren Vergewaltiger zu Fall; als Madame Hasch mutiert sie in "Eine Frau mit berauschenden Talenten" von einer harmlosen Übersetzerein zur aufstrebenden Haschhändlerin. Ihr Handeln begründet sie damit, dass sie in einer Gesellschaft, die würdevolle Pflege nur für wenige Reiche möglich macht, mit illegalen Methoden für die Pflege ihrer Mutter sorgen muss. Wegen des erforderlichen Zusammenspiels mit dem Drogenhund der Polizei war dies - eigene Aussage - ihre schwierigste Filmrolle. Mit dem scharfsinnigen Kritiker bürgerlicher Doppelmoral Claude Chabrol drehte sie sieben sehenswerte Filme, darunter als Staatsanwältin in „Geheime Staatsaffären“. Sie bezeichnete seinen Sarkasmus als den eines Humanisten. Von der Körpergröße her ist sie klein, groß hingegen ihre Schaffens- und Willenskraft, falsche Bescheidenheit ist ihr fremd. „Ich habe Respekt vor dem Publikum. Es freut mich, wenn es zufrieden ist. Aber ich muss vom Publikum nicht geliebt werden."

 

Ein Schlüssel zu ihrem Erfolg und Können ist sicher ihr wenn auch spontaner Zugang zur dialektischen Methode, die Welt als Einheit und Kampf von Gegensätzen zu sehen. Reporter: Sie mögen Gegensätze. Huppert: Natürlich. Und Filme erlauben einem die. Man kann gegensätzliche Dinge zeigen und das sollte man nutzen, so wie es nur geht. Ich mag süß und hart. Kalt und heiß. Es sind die Kontraste die attraktiv sind.“

 

Auf die Gewohnheit des deutschen Kinos angesprochen, dass die Hauptfigur ein Sympathieträger sein muss: "Das ist ein wirkliches Problem, etwas anderes kann ich dazu nicht sagen. Wenn man sich das klassische Repertoire ansieht: Ist Medea etwa eine Sympathieträgerin? Auch Schauspieler, die immer in ihren Rollen gemocht werden wollen, verstehe ich nicht“. Sie spielte die tragische antike Figur der Medea, die aus Eifersucht und als Folge der herrschenden Moral ihre Kinder tötet.

 

Im April kommt ein neuer Film mit Huppert in die Kinos, ein direkt politischer Film. Sie spielt eine Gewerkschafterin in einem Industriekonzern, in dem ein neuer Chef die Leute gegeneinander ausspielt und mit Arbeitsplatzvernichtung droht.