Lars Angenent
Tübinger Leibnitz-Preisträger und die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft
Beim Studieren des Buches „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ stoße ich auf eine Reportage in der Stuttgarter Zeitung [1] über den Tübinger Leibnitz-Preisträger 2023 Lars Angenent. Früher hatte ich zum Teil um solche Lektüre einen Bogen gemacht, weil ich mich auf diesem Gebiet „nicht so auskenne“ und das für mich als nicht so wichtig ansah. Jetzt bin ich aber neugierig geworden und will meine neuen Erkenntnisse anwenden.
Der gebürtige Niederländer Lars Angenent ist Umweltbiologie. „Besonders gut gefallen haben mir schon damals Bioreaktoren, in denen Mikroben etwas für uns tun“, sagt er. „Man gibt Abfallstoffe hinein, und etwas Nützliches kommt heraus.“ Mit Mikroben – also Bakterien und anderen Kleinstlebewesen - will er helfen, „die Energiewende voranzubringen“; z.B. mit der Produktion von klimaneutralem Methan, das aus Bakterien in einem Bioreaktor aus dem Treibhausgas CO2 und grünem Wasserstoff gewonnen wird.
„Wenn er über die klimagerechte Transformation der Gesellschaft spricht, ist zu spüren, dass hier jemand mit Leidenschaft bei der Sache ist“ - schreibt die Zeitung. Auf den umweltpolitischen Rollback mit dem Kauf von Fracking-Gas und dem längeren Einsatz von Kohlekraftwerken angesprochen, sagt er jedoch: „'Natürlich ist das frustrierend'. Aber man könne Gesellschaft und Wirtschaft auch nicht überfordern. … Wenn die Wirtschaft zusammenbreche, seien die nötigen Investitionen nicht finanzierbar“.
Hier liegt das erste Problem: viele Umweltforscher haben sich die imperialistische Ökologie zu eigen machen bzw. lassen sich in dieses System integrieren. Demnach sei der Schutz der Umwelt nur mit der kapitalistischen Ökonomie vereinbar, sprich Schutz der Profitmaximierung. Allerdings muss man auch wissen, dass Angenent bereits erfolgreich seine Forschungsergebnisse zur Gründung von zwei Start-up-Unternehmen nutzt.
Darüberhinaus meint er: „Für die energiepolitischen Rahmenbedingungen sind andere zuständig. Wir können nur die wissenschaftlichen Grundlagen liefern." Da macht es sich Angenent mit seiner positivistischen Denkweise sehr einfach. Danach seien Naturwissenschaftler für die Deutung ihrer Forschungsergebnisse und die gesellschaftlichen Schlussfolgerungen nicht zuständig.
Weiter sagt Angenent: „Neugier und die Lust, Dinge auszuprobieren, sind entscheidend für den wissenschaftlichen Fortschritt. Ich fühle mich am wohlsten in Projekten, bei denen ich nicht weiß, was herauskommt oder ob es überhaupt ein Ergebnis geben wird." Offenheit und Neugier für neue, materialistisch gewonnene Erkenntnisse sind sicherlich eine Stärke von Angenent und unverzichtbares Merkmal, das ein Naturwissenschaftler mitbringen muss. Wenn dies aber mit einer Ablehnung der dialektisch-materialistischen Methode und Theorie des wissenschaftlichen Sozialismus einhergeht, kommt es zu vielen Irrwegen. Die notwendige wissenschaftliche Umweltforschung wird gehemmt; ja wird zur Rechtfertigung und zur Mitwirkung an der die Einheit von Mensch und Natur zerstörenden Politik des Imperialismus.