ChatGPT gilt als typisches Beispiel
Was ist "Künstliche Intelligenz" (KI) und was ist es nicht?
Das Computerprogramm „ChatGPT“, das von der Firma OpenAI ins Netz gestellt wurde, gilt als das typisches Beispiel für „Künstliche Intelligenz“. Es kann auf Fragen antworten, Artikel verfassen und angeblich in Zukunft ganze Diplom- oder Doktorarbeiten schreiben. Es hat einen solchen Hype erzeugt, dass die Webseite auf der man es – auf englisch – ausprobieren kann, zeitweise wegen Überlastung gesperrt war.
Seit ein paar Jahren geht der Begriff „KI“ ständig quer durch Presse, Funk und Fernsehen. Dabei treffen gegensätzliche Ansichten aufeinander. Die einen sehen „KI“ als Allheilmittel für fast alle Probleme der Welt, während andere es herunterspielen als lediglich Standardanwendungen von statistischen Methoden.
Beides ist falsch und undialektisch.
Der Begriff „Künstliche Intelligenz“ ist erst einmal eine falsche Übersetzung des englischen Begriffs „Artifical Intelligence“. Das englische „Intelligence“ entspricht keineswegs dem deutschen „Intelligenz“. Es entspricht im Deutschen etwa dem: „Nachrichten sammeln und verarbeiten“. Ein Nachrichtendienst wie die CIA - „Central Intelligence Ageny“ - heißt nicht deshalb so, weil er besonders intelligent wäre, sondern weil er dem amerikanischen Imperialismus die Nachrichten beschafft, die er für seine Weltmachtpläne braucht.
„Artifical Intelligence“ als Forschungsgebiet gibt es bereits seit mehr als 65 Jahren. Es wurde 1956 auf der sogenannten „Dartmouth“ Konferenz im amerikanischen New Hampshire geprägt. Da trafen sich Vertreter aus Forschung und Computerindustrie, um zu beraten, wie man Computerprogramme entwickeln kann, die weitergehende geistige Tätigkeiten automatisieren können, als nur Rechnen und Daten speichern.
In der Folge fanden vor allem zwei Varianten Anwendung in der Wirtschaft. Zum einen die sogenannten wissensbasierten Systeme, wo eine Experte explizit sein Wissen in Form von Regeln eingibt, auch genannt „Expertensysteme“. Sie werden vor allem für Diagnose in Industrie und Medizin genutzt. So kann man Symptome eingeben und wird automatisch nach weiteren Symptomen gefragt, um eine Diagnose zu erstellen.
Bekannter sind die selbstlernenden Systeme, etwa mit sogenannten Künstlichen Neuronalen Netzen. Dabei wird die Struktur der menschlichen Gehirnzellen mathematisch simuliert, womit aus Beispielen Erfahrungswissen verarbeitet wird. Eine der beeindruckendsten Anwendungen, die auch zeigt, was „KI“ in Händen des Imperialismus bedeutet, ist die Erkennung von Gesichtern, die etwa in China zur Totalüberwachung der Bevölkerung genutzt wird.
Zu welch absurden ideologischen Kunststücken diese Entwicklung bei der bürgerlichen Wissenschaft führen kann, zeigt ein Beispiel: Die Neuronalen Netze der ersten Phase konnten noch nicht ständig weiterlernen.Wenn sie mit einer Anzahl Beispielen trainiert waren und man sie mit weiteren Beispielen verbessern wollte, musste man ihnen die bisherigen Beispieldaten nochmal zeigen, weil sie diese sonst „vergessen“ hätten. Inzwischen gibt es Systeme, die ständig mit neuen Beispielen weiter lernen können und damit immer perfekter werden.
Der Schweizer „KI“-Spezialist Professor Jürgen Schmidhuber, der an dieser Entwicklung beteiligt war, kommt damit zu der abenteuerlichen Schlussfolgerung: „Mir scheint es unausweichlich, dass KI den Menschen schon bald in jeder nennenswerten Hinsicht übertreffen wird.“ (1) Damit befeuert er die bürgerliche Ideologie, wonach die „KI“ die Zukunft meistern wird und man den Menschen dafür nicht mehr braucht. Anstatt genügend Busfahrer und Zugführer einzustellen, um den ÖPNV zu stärken, sollen selbstfahrende Autos und LKWs die Straßen verstopfen und noch mehr Menschen in Arbeitslosigkeit treiben.
Wofür die Imperialisten die KI haben wollen, wird aus den jeweiligen Themenschwerpunkten beim jährlichen „Mekka“ der KI, der International Joint Conference on Artificial Intelligence IJCAI deutlich. Bei der IJCAI 1989 in Detroit/USA stand die Forschung zu autonomen Fahrzeugen in unbekanntem Gelände im Vordergrund. Nicht zufällig zeigte damals die Bundeswehrhochschule München ein Projekt dazu – natürlich mit dem Hintergrund, selbstfahrende Panzer zu entwickeln.
Bei der IJCAI 2019 in Japan standen Projekte der sogenannten „Abstract Generation“ im Vordergrund, mit deren Hilfe der Computer automatisch Zusammenfassungen von Internet-Artikeln zu bestimmten Themen erzeugen kann. Dass damit auch die Erfassung der Stimmungslage der Massen durch die Herrschenden automatisiert werden soll, liegt auf der Hand. ChatGPT ist u.a. auf dieser Grundlage entstanden, indem es das Wissen aus Veröffentlichungen automatisch abfragbar macht.
Das heißt, die „KI“ ist ein deutlicher Produktiviätsfortschritt, der Bestandteil der vollständigen materiellen Vorbereitung des Sozialismus ist und in einem sozialistischen Gesellschaftssystem anstatt zur Perfektionierung von Krieg und kapitalistischer Ausbeutung und Unterdrückung zum Wohl der Menschen beitragen wird.
KI wird die menschliche Intelligenz nicht ersetzen, dialektisches Denken und Handeln erlernt sie nicht. Bei aller Schnelligkeit und der unglaublichen Menge an verarbeiteten Daten ist das keiner KI möglich. "Solche Rechenkapazitäten mit dialektischem Denken gleichzusetzen, ist der blanke Positivismus. Er leugnet letztlich die Notwendigkeit und Möglichkeit schöpferischer Erkennnisse der Menschen über Natur, Gesellschaft und menschliches Denken." (Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus, Seite 91. Wir empfehlen das ganze Kapitel "Der Hype um die 'künstliche Intelligenz").
Was KI nicht ist, sondern nur so tut als ob, machte 1966 der Informatiker Joseph Weizenbaum deutlich. Er schrieb das Programm ELIZA, mit dem man ein Gespräch wie mit einem Psychiater führen kann – das aber in Wirklichkeit nur immer Standard-Gegenfragen wiedergibt. Nachdem Menschen das tatsächlich für eine Psychotherapie nutzen wollten, zeigte er damit, wie leichtgläubig Menschen oft der Technik gegenüber sind.
Wer ein wenig Englisch kann, kann sich den Spaß machen, auf https://www.masswerk.at/elizabot/ ein „Gespräch“ mit ELIZA zu führen ...