Literatur
Proletarische Romane in der Lesegruppe
In unserer Lesegruppe mit Rebellen und Studierenden haben wir uns vor einigen Wochen was Neues einfallen lassen: Wir nahmen uns ein Treffen Zeit für proletarische Romane.
Dafür durfte sich jeder ein Buch aussuchen, kurz vorstellen, warum er oder sie es ausgewählt hat und dann zehn Minuten daraus vorlesen. Wir machten es uns mit Tee und Keksen gemütlich und dann wurde die Auswahl vorgestellt: „Rote Matrosen“, „Die Horbachs“, „Mohr und die Raben von London“ und „Die Moorsoldaten“. Also eine ganze Bandbreite. Viele hatten sich den Roman ausgesucht, den sie als erstes gelesen hatten.
Beim Buch „Die Moorsoldaten“ waren alle am meisten gespannt. Eine Teilnehmerin las vor, wie die Häftlinge im Konzentrationslager angesichts von Folter, Elend und Mord eine Zirkusnummer probten und aufführten: Der „Zirkus Konzentrazani“ begeisterte die Häftlinge und sogar die Wärter der SS. Alle waren tief beeindruckt, wie in einer solchen Situation noch die moralische Überlegenheit der KZ-Häftlinge deutlich wurde. Die Kommunisten riskierten ihr Leben, um diese Dinge zu organisieren. Sie kämpften gegen Verzweiflung und Einzelkämpfertum. Das ließ selbst manche SS-Wärter nicht kalt.
Am Ende wurden untereinander Bücher getauscht. Wir können einen solchen Abend nur weiter empfehlen. Eine Rebellin sagte: „Ich hätte nicht gedacht, dass diese Bücher so spannend sind“. Sie sind hervorragend, um mehr über die Geschichte der Arbeiterbewegung zu lernen, was man im Geschichtsunterricht oft gar nicht oder nur verfälscht macht. Viele unserer Lesegruppen-Teilnehmer lesen gerne, vor allem Jugendbücher und Fantasyromane. Aber hier sieht man oft nur einzelne Helden, die angeblich die Geschichte machen. Proletarische Romane zeigen dagegen, dass nur die Arbeiter und die Massen das Rad der Geschichte drehen.