Mit dem Warenkorb getrickst

Mit dem Warenkorb getrickst

Ist die Inflation wirklich gesunken?

Die offizielle Inflationsrate ist im März 2023 auf 7,4% gesunken. Bedeutet das wirklich, „dass sich die Teuerung zumindest mittelfristig weiter einbremsen“ wird, wie es Jörg Zeuner von Union Investment [i] behauptet? Was sagt der Geldbeutel der Arbeiter dazu?

Von hr
Ist die Inflation wirklich gesunken?
Die Preise für Obst und Gemüse steigen nach wie vor erheblich (rf-foto)

Der Trick mit dem Warenkorb

Eine Auswahl von 700 Produkten im sogenannten Warenkorb dient zur Berechnung der offiziellen Inflationsrate. Jeder kennt den geflügelten Spruch: „Was nützt es mir, wenn der Pelzmantel günstiger wird und die Lebensmittelpreise steigen?“ Dieses Jahr wurden weitere Veränderungen an diesem Warenkorb vorgenommen. Der Anteil für Wohnung, Wasser, Strom und Brennstoffe wurde reduziert - obwohl deren Preise im vergangenen Jahr geradezu explodiert sind. Ein Schelm wer Böses dabei denkt! Nach dem alten Warenkorb wäre die Inflationsrate im März 2023 mindestens 8,4% und keinesfalls niedriger. Hinzu kommt, dass sie in diesem Monat zum ersten Mal mit den bereits im Vorjahr sprunghaft gestiegenen Preisen verglichen wird.

Reale Inflation ist weit höher

Nach einer Berechnung von „IU Internationale Hochschule“ lag die von den Arbeitern und kleinen Angestellten wahrgenommene Inflation im Jahr 2022 bei 34,2%. [ii] Das kommt den Erfahrungen eines Arbeiterhaushalts weit näher als der Warenkorb. Nahrungsmittel +22,3% (Vgl. März 2022), Energiepreise +21.8%, Benzin +32%, Diesel +52% (Daten des Statistischen Bundesamtes). Das muss sogar Ralph Solveen von der Commerzbank zugeben: „Ohne Energie hat sich der Preisanstieg sogar noch verstärkt.“ [iii] Die Handelspreise für Strom- und Gas sind im März erheblich zurückgegangen. Davon geht allerdings nur der kleinste Teil an Neukunden weiter. Bei allen Bestandsverträgen sind die Vorauszahlungen um 80% bis 100% höher als 2022, dh. trotz der gefallenen Preise wird voll weiter abkassiert. Die Wirtschaftsanalysten gehen sogar davon aus, dass die Strom- und Gaspreise im Jahresverlauf weiter steigen werden.

 

Die Inflation wird inzwischen vor allem über die Erhöhung der Lebensmittelpreise befeuert. Allein in Nordrhein-Westfalen stiegen diese Preise um 30 Prozent. Mit dem Ukrainekrieg haben diese Preissteigerungen rein gar nichts zu tun. Die Lebensmittelkonzerne kassieren aufgrund von Monopolstellung einfach ab.

Kampf für höhere Löhne und Lohnnachschlag

Die Energiemonopole und die großen Einzelhandelskonzerne machten zusätzliche Raubprofite. So hat RWE seinen Gewinn verdoppelt. Auch der Staat kassiert mit über inflationsbedingt höhere Mehrwertsteuereinnahmen. An dieser Situation ändert das  als „Doppelwumms“ angepriesene Regierungsprogramm  mit einigen dämpfenden Maßnahmen wie einer Erweiterung und Erhöhung des Wohngelds und die sogenannte Gas- und Strompreisbremse nichts Wesentliches. Zumal es auf die steigenden Lebensmittelpreise gar nichts gibt.

 

Für die Arbeiter sind sie ein Tropfen auf den heißen Stein, den Monopolen garantieren sie Extraprofite. Die Regierung stellt die Inflation als Ergebnis des Ukrainekriegs dar,  wohl wissend dass sie schon im Jahr 2021  angestiegen ist. „In Wahrheit handelt es sich um eine spekulationsgetriebene Inflation, ausgehend von den allein herrschenden internationalen Monopolen. Sie wollen mit Hilfe der Spekulation ihre Maximalprofite auch in Zeiten von Wirtschaftskrisen sichern.“ [iv]

 

Wer die Inflation abschaffen will, muss über die kapitalistische Profitwirtschaft hinausdenken. Nur in einer sozialistischen Wirtschaft, die an den Bedürfnissen der Massen orientiert ist, gibt es keine Inflation! Den Folgen der Inflation muss die Arbeiterklasse und müssen die breiten Massen entgegentreten. Die Forderungen von ver.di bei den kommunalen Arbeitgebern nach 10,5% mehr Lohn/Gehalt und einem Mindestbeitrag von 500 Euro sind zu unterstützen. Sie gleichen  den Verlust durch die Inflation aber nicht aus. Der selbstständige Kampf für einen Lohnnachschlag bleibt auf dem Tisch.

 

 

 

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