Autozulieferer
Marquardt-Chef: Autokonzerne erhöhen ihre Preise und drücken die der Zulieferer
Es kommt nicht so oft war, dass ein Chef eines Autozulieferers offen anklagt: „Mit deutschen Autobauern ist es am schlimmsten“, was die Preisverhandlungen angeht. Im Interview mit der "Stuttgarter Zeitung" vom 1. April macht Harald Marquardt kein Hehl aus seinem Frust: „Die Hersteller schreiben in der Tat nicht gold-, sondern platingeränderte Bilanzen. Die Zulieferer dagegen büßen durchweg an Profitabilität ein.“
Er belegt das auch, weshalb die Kritik nicht als das üblich bekannte Jammern eines Großbetriebes abgetan werden kann: „Aufgrund der Knappheit an Halbleitern und Autos konnten die Hersteller bisher die Rabatte streichen und teilweise mehrmals im Jahr die Preise erhöhen. All das zahlt auf die Vergrößerung der Gewinnspanne ein. Die Zulieferer dagegen sollen am liebsten ihre Preise beibehalten, obwohl alles teurer wird.“ Marquardt sieht deshalb die Gefahr, dass viele Zulieferer Insolvenz anmelden müssen, weil sie immer weniger Spielraum für Investitionen zur Modernisierung und Rationalisierung haben.
Seine Anklage ist aber mit der Illusion verbunden, dass die Konzernvorstände verstehen müssten, dass sie sich mit ihrer Politik der Abwälzung der Krisenlasten auf die Zulieferer quasi selber schaden. Dass die Arbeiter die Hauptlast zu tragen haben, das kritisiert Marquardt als Chef von 10.200 Beschäftigten allerdings nicht. Er verkennt, dass es sich bei den Autoherstellern um internationale Übermonopole handelt. Deren Beziehung zu den Zulieferern wird im Buch von Stefan Engel, „Götterdämmerung über der neuen Weltordnung“ am Beispiel von General Motors untersucht: „Im Zentrum steht der kapitalstärkste internationale Monopolist General Motors, der den Zulieferern die Produktionsbedingungen, die Qualität der Produkte und die Preise diktiert.“ (S. 264)
Vor diesem Hintergrund gab es auch innerhalb der IG Metall Kritik daran, dass ihre Führung in der Tarifrunde Ende letzten Jahres die beschlossene Lohnforderung von 8 Prozent gegen höhere Forderungen aus den Konzernbelegschaften mit der schwierigen Situation der Zulieferer begründete. „Es sind doch Mercedes oder VW, die den Zulieferern Minus-Preisrunden diktieren und jetzt auf die Tränendrüse drücken und uns auffordern, uns solidarisch mit den kleineren Betrieben und ihren Beschäftigten zu zeigen“, so Kollegen. „Nicht unsere Lohnforderungen bringen diese in die Bredouille, sondern die Machtausübung der Konzerne!“