Rezension

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Pragmatismus und Positivismus – alltagstauglicher Segen oder Fluch im Krankenhausbetrieb?

"Rote Fahne News" veröffentlicht eine Rezension des Buchs von Stefan Engel: „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“:

Korrespondenz
Pragmatismus und Positivismus – alltagstauglicher Segen oder Fluch im Krankenhausbetrieb?
Pragmatismus und Positivismus – alltagstauglicher Segen oder Fluch im Krankenhausbetrieb?

Zu Beginn fast jedes Dienstes auf unserer 48-Betten-Station im Krankenhaus fragen wir uns, wie die viele Arbeit in der Schicht zu bewältigen ist, wie wir unser Bestes tun können, damit die Patienten einigermaßen versorgt und medizinisch betreut werden, wie das Chaos zwischen den verschiedenen Fachabteilungen abgedämpft werden kann. Aber jedes noch so große persönliche und gemeinsame Bemühen kann das Problem nicht lösen. Das Buch „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ hilft, die Kritik an den Zuständen nicht nur politisch zu führen, sondern weltanschaulich - an der Krise der bürgerlichen Medizin.

 

So heißt es in dem Buch: „Medizin als Wissenschaft verlangt ein allseitiges, in sich geschlossenes und zugleich lernfähiges dialektisch-materialistisches System auf der Basis der grundlegenden Einheit von Theorie und Praxis. Zur Wissenschaft gehören theoretisch verallgemeinerte und systematisierte wissenschaftliche Erkenntnisse über Gesetzmäßigkeiten und Methoden der Medizin. Ein solcher Fortschritt kann nur in Einheit mit einer praktischen Gesundheitsvorsorge und -fürsorge zum Wohl des Volks entstehen. Die Auswertung der Erfahrungen bildet wiederum die Grundlage, dass die Theorie beständig bereichert, auf höherer Stufe tiefer erforscht, verallgemeinert und weiterentwickelt wird. Davon ist die heutige Medizin – geprägt von der bürgerlichen Ideologie mit ihrem wissenschaftsfeindlichen Positivismus und Pragmatismus, Konkurrenzkampf und Ressortdenken – allerdings Lichtjahre entfernt!“ (S. 113).

Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft

166 Seiten

ab 17 €

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Die Auswirkungen sind ein wahres Fiasko. Die metaphysische Methode verschärft den Krankheitszustand und die mangelnde Fähigkeit der Betroffenen, die Krankheit zu verstehen, zu beherrschen und aktiv die Gesundung zu erkämpfen. Für die Beschäftigten im Gesundheitswesen ist der penetrante Pragmatismus und Positivismus ein großer „Fluch“, der im Alltag kurzfristig als „Segen“ verkauft wird, um der chronischen Überforderung konkret Herr werden zu können.

 

Die dialektische Kritik und Selbstkritik zur bürgerlichen Medizin wird sicherlich für den einen oder anderen Mediziner und Kollegen zunächst ungewohnt und auch „schmerzlich“ sein. Aber ich bin mir sicher, dass sie letztlich sehr befreiend und klärend ist. Im Buch wird ausdrücklich der ehrliche persönliche Einsatz gewürdigt. Umso konsequenter werden die weltanschaulichen und gesellschaftlichen Grenzen und Folgen kritisiert. In den letzten Jahren traten Zehntausende Kolleginnen und Kollegen im Gesundheitswesen in Tarifrunden und Streiks selbstbewusst auf den Plan - mit großer Sympathie in der Bevölkerung. Die weltanschauliche Konsequenz des proletarischen Klassenbewusstseins und der dialektisch-materialistischen Denkweise in diesem Buch wird die Konsequenz im Denken, Fühlen und Handeln der Beschäftigten gegen ein teils unbefriedigendes, weil inkonsequentes politisches Engagement fördern!