Migrant aus Gambia ermordet und dann auch noch diffamiert

Migrant aus Gambia ermordet und dann auch noch diffamiert

Tübingen: Klare Kante gegen reaktionäre Hetze

Die gambische Community Tübingen und 36 verschiedene Gruppen riefen alle Tübinger Bürgerinnen und Bürger zu einer Protest-Kundgebung am 1. April zum Gedenken an unseren am 23. März ermordeten gambischen Freund Basiru Jallow auf.

Korrespondenz
Tübingen: Klare Kante gegen reaktionäre Hetze
Kundgebung gegen Rassismus und Hetze gegen Flüchtlinge (rf-foto)

Was war passiert? "Der 23 jährige Basiru Jallow, alias B.Boy, wurde am 23. März Opfer einer brutalen Messerattacke im Alten Botanischen Garten in Tübingen und verstarb kurz danach an seinen Verletzungen. Dieser tragische Vorfall hat uns als gambische Community und viele unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger in Tübingen tief erschüttert. Wir möchten unser Mitgefühl und unsere Solidarität mit der Familie und den Freunden des Verstorbenen zum Ausdruck bringen.

 

Wir wollen bei dieser Kundgebung auch unseren Protest gegen das Verhalten und die Aussagen des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer zum Ausdruck bringen. Bereits wenige Stunden nach dieser schrecklichen Tat hat er das Opfer als angeblichen „Drogendealer“ diffamiert, der sowieso kein Recht gehabt hätte, sich als Mensch mit gambischen Wurzeln am helllichten Tag im Botanischen Garten und in Tübingen aufzuhalten. Dies legt nahe, dass er letztlich selber schuld an seiner Ermordung sei. Dies empfinden wir als rassistisches „blame the victim“. Den Äußerungen des Oberbürgermeisters, die Menschen, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen, als Kriminelle und "Wirtschaftsflüchtlinge" abstempeln, fehlt der Respekt vor dem Opfer und dem Menschen Basiru Jallow.“ (Aus dem Aufruf zur Kundgebung).

 

Über 600 Menschen kamen zu einer sehr bewegenden Kundgebung und anschließenden kurzen Demonstration vor das Tübinger Rathaus zusammen. Sehr bewegend  deshalb, weil es eine von vielen Flüchtlingen und jungen Menschen vorbereitete Offensive gegen die reaktionäre und rassistische Flüchtlingspolitik des OB Boris Palmer war. Da war keinerlei Platz mehr für irgendein Verständnis für ihn, dass er halt oft zu schnell in seinem Urteil sei oder ähnliches. Es ist die bisher schärfste, durch nichts zu rechtfertigende rassistische und faschistoide Attacke des Boris Palmer auf das Asylrecht und das demokratische Recht darauf.

 

So schreibt völlig zu Recht und in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit Stefan Engel in dem Buch „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Opportunismus“ : „Aus nahezu allen bürgerlichen Parteien traten 'Vordenker' einer chauvinisischen, faschistoiden Ausrichtung hervor. So Hans-Georg Maaßen bei der CDU, Thilo Sarrazin bei der SPD und Boris Palmer bei den Grünen. Sie waren in ihren Parteien meist sehr umstritten. Doch Massenmedien und Verlage gaben ihnen ausgiebig Spielraum. So konnten sie ihr ultrareaktionäres, bisweilen rassistisches und faschistoides Gedankengut salonfähig machen und die verharmlosende Argumentationslinie etablieren: “Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.“ (Seite 236)

 

Wir trugen ein Plakat "Gegen alle rassistischen Hetzer - Gleiche Rechte für Alle!" Und ein Transparent von Solidarität International wurde auch von der Presse gerne abgelichtet, wie man hier im Bericht des Reutlinger Generalanzeiger sehen kann. Flyer von Solidarität International und Werbung für den Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in SI waren rasend schnell weg.

 

Ein Mangel bei allen Beiträgen war die Beschränkung der Kritik auf die Person Palmer. Zur Zeit werden aus nahezu  allen bürgerlichen Parteien Hetzkampagnen gegen Flüchtlinge und Schutzsuchende forciert. Diese Aushöhlung jeglichen Asylrechts wurde weder aufgegriffen noch zurückgewiesen. Dennoch war es ein bestärkender Schritt des engen Schulterschluss von Migranten und Nichtmigranten in Richtung einer Atmosphäre der Internationalen Solidarität. Einer der Gambier kam am Schluss auf uns zu, gerührt mit Tränen in den Augen und bedankte sich für die Solidarität. Für uns ist die gegenseitige Solidarität und Zusammenhalt zukunftsweisend.