Türkei
Hunderttausende bei Mai-Aktivitäten "Gegen Ausbeutung, Armut, Faschismus"
Der diesjährige 1. Mai wurde in der Türkei zu einem wichtigen Kampf- und Festtag der Arbeiter und Werktätigen, aller Unterdrückten. Hunderttausende feierten mit Zuversicht: „Wir werden die Diktatur zum Teufel jagen!“ „Unser Tag - unsere Zukunft!“ In industriellen Zentren wie Istanbul, Izmir, Adana, Bursa, Antep, Aydin und in Bergbauregionen haben sich viel mehr Arbeiter, ihre Familien, Frauen und Jugendliche beteiligt. Ihre Forderungen waren unter anderem: „Gegen Ausbeutung, Armut, Faschismus, gegen Kinderarbeit, besondere Unterdrückung der Frauen; für Arbeit, Brot, Gleichheit, Freiheit, Demokratie. Freiheit für Mensch, Natur und Wissenschaft!“
Die gesellschaftliche Perspektive Sozialismus gewinnt in der Arbeiterklasse an Ansehen. Auch wenn das faschistische Regime sich relativ zurückgehalten hat, reagierte es auf die Offenheit für sozialistische Ideale besonders aggressiv. In Istanbul wurde eine Gruppe junger Leute, die mit dem Bild des ermordeten türkischen Marxisten-Leninisten Ibrahim Kaypakkaya unterwegs waren, brutal an der Teilnahme an der 1. Mai-Demonstration gehindert. Über 30 Mitglieder der Sozialistischen Partei der Unterdrückten (ESP) wurden verhaftet.
Die Auseinandersetzung um die Organisierung in den Gewerkschaften und um die Einheit der Arbeiterklasse war ein wichtiges Thema. Es sind nur 2,3 Millionen Menschen – zum Vergleich: in der Türkei leben 84,78 Millionen Menschen – in den sehr zersplitterten Gewerkschaften organisiert. Ein weiteres Thema war die internationale Einheit der Arbeiterbewegung gegen nationalistische Einflüsse, die durch den massenhaften Einsatz der Nationalflagge verbreitet wird.
Erdoğan versuchte, die Arbeiterbewegung mit seiner eigenen Arbeitervergangenheit zu vereinnahmen. Die Arbeiter seien seine „Arbeiter-Brüder“. Er habe zum Beispiel den Mindestlohn seit 2002 verdreifacht. Er unterschlägt dabei, dass die Lebensmittelpreise im gleichen Zeitraum um 1750 Prozent gestiegen sind. Die Arbeiter haben beim ersten Mal gezeigt; Erdoğan ist nicht ihr „Arbeiter-Bruder“, sondern ein Arbeiterverräter. Er gehört zum türkischen Monopolkapital und wurde auf Kosten der Arbeiter zum Milliardär.
In den kurdischen Gebieten stand der 1. Mai unter der Losung: „Für ein menschenwürdiges Leben“. Im Mittelpunkt stand auch der Protest gegen die Verhaftung von über 150 – zum Teil führenden - Politikerinnen und Politikern sowie Aktivisten von HDP und YSP. Aus der besonders stark vom Erdbeben zerstörten Stadt Hatay wird berichtet: „Wir werden neues Leben aus den Trümmern erschaffen. Wir schwören, solange wir leben, werden wir jene, die für diese Katastrophe, für das, was uns angetan wurde, verantwortlich sind, zur Rechenschaft ziehen. Die Befreiung des Volks liegt in der Hand des Volks. Kein Vergeben, kein Vergessen!“
Die Bergarbeiter können die Spitze des Kampfs um die Befreiung des Volks bilden. Sie waren jene, die sich am selbstlosesten und mit hoher Kompetenz und Erfahrung, beseelt von Gefühlen des Zusammenhalts und der Solidarität, an den Rettungsaktionen im Erdbebengebiet beteiligt haben. Für diese Arbeit wurden sie auf dem 1. Mai geehrt.
Zur 3. Internationalen Bergarbeiterkonferenz hier mehr Informationen.