Bilanz der Leipziger Buchmesse
Nachfrage nach marxistisch-leninistischer Literatur so groß wie nie
Seit über 30 Jahren bin ich auf der Leipziger Buchmesse am Stand des Verlag Neuer Weg. Das ist immer interessant und macht Spaß – weil Leipzig schon immer eine Publikumsmesse ist. Dieses Jahr gab es noch weitere Besonderheiten: erstmalig war der Verkauf am Stand die ganze Messe über erlaubt und die Offenheit der Besucher war noch größer als sonst.
So hatten wir auch den größten Umsatz auf einer Messe bisher überhaupt - mit 1585 Euro. Die Verkäufe spiegeln einmal unseren Schwerpunkt mit der Neuerscheinung „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ mit 16 verkauften Exemplaren wieder (dazu kommen noch ein paar Bestellungen), sowie etliche Bücher aus der Reihe REVOLUTIONÄRER WEG, wie „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“, „Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ - alle von Stefan Engel - „Krieg und Frieden und die Sozialistische Revolution“, „Die dialektische Einheit von Theorie und Praxis“ und „Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion“ – alle von Willi Dickhut.
Es wurde aber auch die ganze Bandbreite unseres Verlagssortiments verkauft: so mehrere Male „Die Moorsoldaten“ von Wolfgang Langhoff und „Worte des Vorsitzenden“ von Mao Zedong - das sind unsere Longseller und beides gerade für die Jugend interessant.
Gerade deshalb war es ein großer Fehler der Verlagsleitung, keine öffentliche Veranstaltung auf dem Messegelände angemeldet zu haben. So konnte eine solche dann leider nicht stattfinden.
Nikolai Ostrowskis „Wie der Stahl gehärtet wurde“ und Arkadi Gaidars „Der Mann mit dem roten Stern“ lassen bei Besuchern immer wieder regelrecht die Augen leuchten. Beide Autoren waren in der DDR Schullektüre und von so manchem auch die Lieblingsbücher. Da wird dann für die Kinder und Enkelkinder gekauft. Manche haben aber auch schlechte Erinnerungen daran, weil sie dazu „getrimmt“ wurden. Das ist dann gleich ein Ansatzpunkt, über die Entwicklung in der DDR zu sprechen, die ab 1956 ein bürokratischer Kapitalismus war, und unsere Analyse dazu anzubieten. So wechselten auch zwei Exemplare „Sozialismus am Ende?“ von Willi Dickhut die Besitzer.
Gleich am Donnerstag kamen mit der Öffnung die ersten Schulklassen. Diese reisen bis nördlich von Berlin an. Und dieses Jahr schien es mir, als ob noch jüngere Klassen dabei waren. So hatten wir auch Gespräche mit Zehn-, Elf- und Zwölfjährigen. Hier boten wir unsere Neuerscheinung „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaften“ mit dem Hinweis an, dass sie sich in der Schule ja damit befassen, und - wie zum Beispiel mit dem „Urknall“ - auch ganz schönen Unsinn lernen müssen. Das brachte nicht wenige zum Nachdenken. Etliche nahmen den Flyer und mit einigen kamen wir ins Gespräch. Sie hörten oft das erste Mal davon, dass es die Weltanschauung des wissenschaftlichen Sozialismus gibt, mit deren dialektisch-materialistischen Methode wir in der Lage sind, die schwierigen Menschheitsprobleme zu lösen. Da sie mit der Klasse zusammenbleiben sollten, war der Herdentrieb immer stark und die Gespräche zu kurz für den Kauf, aber Interesse wurde geweckt.
Ein Kunde kam und freute sich riesig, dass er uns gefunden hatte. Er hatte 2017 auf der Messe bei Christian Jooss persönlich das Buch „Selbstorganisation der Materie“ gekauft und ist davon regelrecht begeistert: „Das geht in die Tiefe, stellt Zusammenhänge her, schweift nicht ab - ist aber auch nicht so einfach“. Nachdem ich ihm unsere Neuerscheinung „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ vorgestellt hatte und darauf hinwies, dass Professor Jooss mitgearbeitet hat, kaufte er es sofort. Meinen Vorschlag, zu beiden eine Rezension zu verfassen, will er sich überlegen.
Eine Kundin blieb nach der Ansprache: „Unsere Neuerscheinung 'Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft'“ stehen. „Die bürgerliche Naturwissenschaft ist heute nicht mehr in der Lage auch nur eins der Menschheitsprobleme zu lösen. Mit ihren pragmatischen und positivistischen Methoden kommen sie weder auf den Kern der Probleme noch behandeln sie die Zusammenhänge.“ „Darf ich reinschauen?“, fragte sie. „Aber sehr gerne.“ Ich erläuterte ihr noch, dass es der dritte Teil einer fünfteiligen Reihe mit dem Titel „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und die Lehre von der Denkweise“ ist. Und ich zeigte ihr die bisher erschienenen Bücher. Sie war sehr interessiert: „Alle in meinem Freundeskreis sind Naturwissenschaftler, nur ich bin Heilpädagogin. Wir haben immer sehr viele Auseinandersetzungen, ob ihre Naturwissenschaft so objektiv und richtig ist.“ Den Hinweis, auf den nächsten Teil zur Krise der Geisteswissenschaften fand sie auch interessant. Sie schaute sich alle drei Teile sehr genau an. „Die Bücher sind genau was ich brauche. Ich bestelle alle drei. Dann muss ich sie nicht tragen.“ Sie bedankte sich für unser kurzes, aber wesentliches Gespräch und will sich auch melden und uns ihre Meinung zu den Bücher mitteilen.
Ein junger Mann schaute sich unser Transparent zur Reihe REVOLUTIONÄRER WEG mit der Losung „Die internationale sozialistische Revolution beendet imperialistische Krisen und Kriege“ genau an und fragte, welches Buch am besten dazu geeignet ist, ihm zu zeigen, wie wir heute zur Revolution kommen. Ich stellte ihm „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“ von Stefan Engel vor. Weil es einmal die Geschichte der Revolution behandelt und daraus Schlüsse für heute zieht. Weil es auch die Strategie und Taktik des Gegners analysiert und weil wir wissen müssen, mit wem wir es zu tun haben. Überzeugt zum Kauf hat ihn, dass das Buch in Zusammenarbeit mit Revolutionären aus vielen Ländern erarbeitet wurde, wie das Titelbild kämpfender Bergarbeiter aus Kolumbien dokumentiert. Diese Kollektivität - schon in der Erarbeitung der Bücher - war immer wieder sehr ansprechend für die Besucher. Ebenso wie unsere Übersetzungen in vielen Sprachen, die die Möglichkeit der internationalen Auseinandersetzungen befördern.
Ablehnende Reaktionen gab es selten. Meist verbunden mit Bemerkungen wie: „Das hatten wir doch lange genug“ oder: „Das macht auch nichts besser“. Dafür ging etliche Male im Vorbeigehen der Daumen hoch, oder es wurde uns „Viel Erfolg“ zugerufen, ein paar Mal wurden wir auch mit der „Faust“ gegrüßt.
Unseren Hingucker „Karl-Marx-Sekt und Kommunistisches Manifest für 10 Euro“ fanden viele eine super Idee. Daraus entspannen sich auch oft Gespräche darüber, dass wir Marx und Lenin auch auf heute angewendet haben und nicht selten wurde dann die Broschüre „Der Ukrainekrieg und die Krise des imperialistischen Weltsystems“ von Stefan Engel, Gabi Fechtner und Monika Gärtner-Engel mitgenommen.
Nach der Lenin-Tasche wurde oft gefragt, vor allem, ob sie umsonst mitgenommen werden kann. Das haben wir verneint und immer den Hinweis gemacht, dass alles was auf der Messe „umsonst“ ist, eh von jemand - und meist aus unseren Steuergeldern - bezahlt wird. Wir erklärten weiter, dass wir es mit dem Prinzip der Selbstfinanzierung der Arbeiterbewegung halten und darauf auch stolz sind. Das führte zu einer Polarisierung. Aber die meisten fanden das gut und überlegten, ob ihnen die Tasche 5 Euro wert ist. Das war sie vielen, denn mittags am dritten Tag waren wir damit ausverkauft.
Die Leipziger Buchmesse ist also auf jeden Fall einen Besuch wert! Merkt euch schon mal den Termin für 2024 vor: Donnerstag, 21. bis Sonntag, 24. März.