Dokumentiert

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Stefan Engel zur Frage von kontinuierlicher und diskontinuierlicher Materie

Die Redaktion des theoretischen Organs der MLPD, des Revolutionären Weg, veröffentlicht auf ihrer Webseite Briefwechsel, Stellungnahmen und Rezensionen aus der und über die theoretische Arbeit der MLPD. "Rote Fahne News" dokumentiert hier einen Brief von Stefan Engel an einen Mitarbeiter "Zu einigen Fragen der Ausarbeitung des Buches 'Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft'".

Stefan Engel zur Frage von kontinuierlicher und diskontinuierlicher Materie

Lieber Genosse, du schreibst: "Willi Dickhut schreibt: ›Die Materie, obwohl in der universellen Einheit absolut, tritt in ihren verschiedenen Formen, wie wir sie kennen, relativ auf. Gleichförmigkeit ist unseren Sinnen verschlossen. Woran sollten wir sie auch erkennen? Es gibt nichts, wo wir anknüpfen können, nichts zum Vergleichen. Schon verschwommene Kontraste sind nicht oder nur schwer zu erkennen. Ohne erkennbare Gestalt, ohne feststellbare Grenzen, ohne allen wahrnehmbaren Wechsel, nur Gleichförmigkeit, das ist die Allmaterie, die Ursubstanz aller Dinge – kontinuierliche Materie.‹ (Willi Dickhut, Materialistische Dialektik, S. 279/280)

 

Er behandelt daher die Grenze zwischen diskreter Materie und kontinuierlicher Materie (=gleichförmiger Materie) als etwas Historisches in der Erkenntnis des Menschen und nicht etwas objektiv Physikalisches, wie das im Physik-Team am Anfang noch angelegt war. Nicht richtig halten wir jedoch die Aussage, dass die kontinuierliche Materie auch den Teil der Materie umfasst, der heute noch nicht erklärbar ist, da es auch viele diskrete Formen der Materie gibt. die noch nicht erklärbar sind, was ja eine dialektisch-materialistische Theorie erfordert.«

Dazu Stefan Engel:

Erstens: Was soll denn der Begriff »objektiv Physikalisches« bedeuten? Gibt es auch etwas »subjektiv Physikalisches«? Was ist der Grund für diese merkwürdige Wortakrobatik?

 

Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft

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Zweitens: Du kritisierst die Aussage, »dass die kontinuierliche Materie auch den Teil der Materie erfasst, der heute noch nicht erklärbar ist«. Damit verlagerst du die Unterscheidung von kontinuierlicher Materie und nicht kontinuierlicher Materie auf die Frage der Erklärbarkeit. Darum geht es aber überhaupt nicht. Es geht darum, dass die diskontinuierliche Materie sämtliche Formen der Materie umfasst, diese aber immer konkret in Erscheinung treten muss. Ob diese Erscheinung bereits bekannt ist oder nicht, ist doch dabei völlig unerheblich. Deine Aussage läuft darauf hinaus, dass unter kontinuierlicher Materie nur subjektiv Erklärbares verstanden wird. Damit führst du den Subjektivismus als Wesensunterschied zwischen kontinuierlicher und diskontinuierlicher Materie ein, was meines Erachtens ein prinzipieller Fehler ist. Letztlich zeigt das aber nur, dass die ganze Auseinandersetzung über diese Frage noch nicht zu Ende geführt ist. ...

 

Viertens zur Auseinandersetzung um die Medizin: Natürlich geht es um die Einheit von Theorie und Praxis. Wir können die Frage der Wissenschaft nicht auf abstrakt-theoretische Fragen reduzieren, sondern die Medizin ist ein System von theoretischen Erkenntnisfortschritten, aber auch wissenschaftlich begründeten Praktiken. Es ist aber sehr problematisch, jede nützliche praktische medizinische Anwendung unter Wissenschaft zu subsumieren. Zum Beispiel gehört die Akupunktur eindeutig zum heutigen Erkenntnisfortschritt, obwohl sie noch keine wissenschaftliche Einordnung in die Medizin erfährt und es auch noch keine wirklich dialektisch-materialistische Herleitung dafür gibt. Das heißt, es gibt eine ganze Reihe praktischer Erfahrungen auch in der Naturheilkunde, die nur auf der Überlieferung von Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden alter Erfahrungen beruhen und trotzdem nicht als Wissenschaft bezeichnet werden können. Die Frage der Nützlichkeit ist nicht das Hauptkriterium für die Wissenschaft.

 

Das Kernproblem bei dem Abschnitt ist doch die dialektische Einheit von Erkenntnisfortschritt im Einzelnen und der fehlenden systematisierten Herleitung von Theorie und Praxis. Es ist auch wichtig, dass wir bei der Überarbeitung das Kind nicht mit dem Bade ausschütten und wichtige Erkenntnisse aus der Naturheilkunde einfach ablehnen, nur weil sie nicht wissenschaftlich hergeleitet sind. Damit würden wir sehr schnell in ein idealistisches Fahrwasser abgleiten.

 

Soweit erst einmal, herzliche Grüße

 

Stefan

 

Der Brief auf der RW-Webseite