Rostock
Spannende Buchvorstellung „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“
Der Referent Joachim Griesbaum aus Hamburg brachte eigens seine Gitarre mit, um mit Freunden und Genossen aus Rostock und Mecklenburg-Vorpommern das schöne Partisanenlied „Bella Ciao" zu Beginn der Veranstaltung anzustimmen.
Bei dem Buch geht es um eine weltanschauliche Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Ideologie. Es ist eine Streitschrift für ein materialistisch begründetes freies Denken in der Arbeiterbewegung, die mit wissenschaftlich begründetem Optimismus zu überzeugenden Zukunftsvisionen für den Sozialismus kommt.
Dazu müssen wir uns auch mit der allgegenwärtigen gesellschaftlichen Rolle von Naturwissenschaft und Technik kritisch auseinandersetzen. Diese erwecken nämlich den Eindruck, unpolitisch, unangreifbar und fortschrittlich zu sein. Spannend und überzeugend wies der Referent jedoch ihre Krisenhaftigkeit durch den Einzug reaktionärer und idealistischer Weltanschauungen in die Naturwissenschaften nach: So etwa, wenn Astrophysiker die Welt aus dem Nichts mit einem „Urknall“ entstehen lassen oder behauptet wird, dass der Mensch „egoistisch“ geboren wird und damit Darwins bahnbrechendes Entwicklungsprinzip zum ultrareaktionären, rassistischen und faschistischen „Recht des Stärkeren“ verfälscht wird. Ganz im Sinne der Imperialisten!
Die lebendige Diskussion ging unter anderem um die im Buch aufgestellte neue These, dass die Umweltkatastrophe bereits begonnen hat. Zu solch einer allseitigen wissenschaftlichen Qualifizierung kann die bürgerliche Umweltforschung trotz ihrer vielen richtigen Einzelerkenntnisse nicht kommen, weil sie vom idealistischen Positivismus durchdrungen ist. Dieser reduziert und verharmlost die Umweltkrise einseitig auf den „Klimawandel“ und klammert die Zusammenhänge und Wechselwirkungen mit weiteren Faktoren der globalen Umweltkatastrophe aus. So kommen dann auch die völlig willkürlich beschlossenen 1,5 Grad als Ziellinie der Pariser Klimakonferenz zustande.
Auch bestätigten persönliche Erfahrungen mehrerer Teilnehmer den krisenhaften Alltag des kapitalistischen Gesundheitswesens und der bürgerlichen Medizin und Psychologie. Diese folgen mit starren „Fallpauschalen“ und Behandlungsleitlinien dem Pragmatismus der unmittelbaren Nützlichkeit und wurden damit vollständig der Profitmaximierung der Gesundheitskonzerne untergeordnet. Das zeigt sich aktuell in einem alarmierenden Mangel an zum Teil lebensnotwendigen Arzneimitteln, weil die Herstellerfirmen an ihnen nicht mehr genug verdienen. In einer sozialistischen Planwirtschaft würde man das Problem ganz anders lösen!
Auch kam zur Sprache, dass das Buch zwar verständlich, aber doch nicht so einfach zu lesen und zu verstehen ist. Deshalb ist es wichtig, Lese- und Studiengruppen zu bilden, wo man sich gegenseitig helfen und unterstützen kann. Nur in der lebendigen und streitbaren Auseinandersetzung können wir zu einem richtigen Verständnis des Buches kommen.
Das Wichtigste ist aber, sich von diesen anfänglichen Schwierigkeiten nicht entmutigen zu lassen und sich vom Gedicht „Lob des Lernens“ von Bertolt Brecht ermuntern zu lassen:
„Lerne das Einfachste! Für die, deren Zeit gekommen ist, ist es nie zu spät!
Lerne das Abc, es genügt nicht, aber lerne es! Lass es dich nicht verdrießen!
Fang an! Du musst alles wissen! Du musst die Führung übernehmen.“