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Zehn Jahre Streik bei Amazon – ein Grund zu feiern

Am 14. Mai haben ver.di-Gewerkschafter und Amazon-Beschäftigte in der Hersfelder Stadthalle „Zehn Jahre Streiks bei Amazon“ gefeiert, obwohl es bis heute nicht gelungen ist, bei dem weltweit größten Online-Versand-Konzern mit Sitz in den USA einen Tarifvertrag durchzusetzen.

Von wb
Zehn Jahre Streik bei Amazon – ein Grund zu feiern
Amazon: Das Übermonopol stellt sich selbst als guter Arbeitgeber dar, kämpft aber gegen jeden Tarifvertrag. (Bild: "Reanimated Man X")

Zu ersten Streiks mit rund 1700 Teilnehmern kam es am 14. Mai 2013 in den Logistikzentren Leipzig und Bad Hersfeld. Dutzende Streikwellen folgten seitdem; oft an Weihnachten oder anderen umsatzstarken Terminen. Unter der Losung „Make Amazon Pay“ beteiligten sich im November 2022 erstmals zeitgleich auch Gewerkschaften in Frankreich und den USA an Streiks.


Für Deutschland fordert ver.di die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels. Das lehnt Amazon nach wie vor rigoros ab und verweist darauf, wie großzügig das Unternehmen sei. Lohnverhandlungen brauche es nicht, weil die Löhne jährlich überprüft und gegebenenfalls verbessert würden. Amazon-Regionaldirektor Norbert Brandau fasst die Außendarstellung des Handelsmonopols so zusammen: „Amazon zeigt jeden Tag, dass es möglich ist, auch ohne Tarifvertrag ein guter Arbeitgeber zu sein.“

 

Warum organisieren sich dann immer mehr Beschäftigte in ver.di? Die ver.di-Koordinatorin Monika Di Silvestre bilanziert: „Im vergangenen November haben wir zehn Standorte gleichzeitig zum Streik aufrufen können, und wir arbeiten daran, diese Zahl noch zu erweitern. In jedem Betrieb gehen dann jeweils zwischen 300 und 1000 Beschäftigte in den Ausstand“. Bei jedem Streik treten neue Kolleginnen und Kollegen ein, weil sie die Notwendigkeit eines kollektiven Vertrags eingesehen hätten.

 

Die Kämpfe in der Logistik- bzw. Handelsbranche gehören auch zum Erwachsen des gewerkschaftlichen Bewusstsein auf breiter Front. Zusammen mit den Transportarbeitern können deren Streiks die Monopole empfindlich treffen.

 

„Mitzumachen erfordere viel Mut – vor allem, wenn man die unterschiedlichen Hintergründe der Menschen berücksichtige", meint die Gewerkschafterin. In manchen Herkunftsländern werden Streikende ins Gefängnis geworfen, es gibt Sprachbarrieren und die Angst um den Arbeitsplatz. „Aber das ist kein Grund, seine Arbeit um jeden Preis anzubieten." Aufgeben gilt nicht, sagt Di Silvestre. „Wie lange der Kampf noch dauern wird, kann ich nicht sagen. Wir machen das so lange, wie es dauert.“

 

Rote Fahne News wünscht den Kolleginnen und Kollegen bei Amazon und ver.di dabei viel Erfolg - wir werden weiter von ihren Kämpfen berichten und zur Solidarität aufrufen. Auch die MLPD hat an einzelnen Betrieben eine Arbeit begonnen und baut Betriebsgruppen dort auf.