Leserbrief und Autorenantwort
Globale Umweltkatastrophe - Auf richtige Begriffe achten!
"Rote Fahne News" dokumentiert einen Leserbrief zum Thema "Globale Umweltkatastrophe - Auf richtige Begriffe achten!" und eine Autorenantwort darauf.
Der Leserbrief
Zu richtigen Qualifizierungen gehören immer exakte wissenschaftliche Begriffe. Begriffe wie „Klimawandel“ stehen für eine gefährliche Verharmlosung der globalen Umweltkatastrophe, die bereits eingesetzt hat.
Mit der Feststellung „Der Kapitalismus bedroht die Menschheit“ bringt die MLPD zum Ausdruck, dass wir es mit einem qualitativen Sprung zu tun haben, der „unaufhaltsam, unkontrolliert und beschleunigt“ die menschlichen Lebensgrundlagen zerstört. Das Buch „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ hat diesen Sprung aufgedeckt: „Die globale Umweltkatastrophe hat eingesetzt!“
Diese Einschätzung wird auch in verschiedenen Artikeln auf Rote Fahne News belegt und erläutert. Allerdings taucht immer wieder auch die verharmlosende Formulierung von einer „Umweltkatastrophe“ auf. Schon länger haben wir es mit verheerenden regionalen Umweltkatastrophen zu tun. Im Unterschied dazu hat die globale Umweltkatastrophe jedoch das Potenzial, die gesamte Menschheit zu vernichten, wenn sie nicht gestoppt und überwunden wird. Es geht um die Rettung der Menschheit vor dem Imperialismus, der ihre Existenzgrundlagen auf der Erde gesetzmäßig und irreversibel zerstört.
Nur mit den richtigen Begriffen können wir Klarheit über den Ernst der Lage schaffen: „Nur der revolutionäre Kampf zur Überwindung des imperialistischen Weltsystems und der Errichtung der vereinigten sozialistischen Staaten der Welt entscheidet darüber, ob dieser begonnene Prozess der globalen Umweltkatastrophe noch gedämpft oder gar gestoppt werden kann. Dazu müssen die breiten Massen mit dem Einfluss des imperialistischen und des kleinbürgerlichen Ökologismus fertig werden.“ (S. 91)
Die Antwort
Du hast Recht, dass zur richtigen Qualifizierung exakte wissenschaftliche Begriffe gehören und verharmlosende Formulierungen gefährlich sind. Bürgerliche Wissenschaftler müssen schon von massivem Selbstbetrug und Verdrängung der Realität geprägt sein, wenn sie angesichts der begonnenen Klimakatastrophe verharmlosend vom „Klimawandel“ reden. Solche Begriffe sind weltanschaulich dem Idealismus zuzuordnen; sie verklären und vertuschen die objektiven Verhältnisse in Natur und Gesellschaft. Diese bürgerliche Deutung zielt darauf, die kapitalistische Gesellschaft nicht grundsätzlich in Frage zu stellen. Die proletarische Ideologie ist dagegen an der vollständigen Aufdeckung der Wahrheit und revolutionären Veränderung der Gesellschaft interessiert. Die MLPD arbeitet deshalb an einem allseitigen wissenschaftlichen Nachweis und der Qualifizierung der begonnen globalen Umweltkatastrophe und leitet dafür die notwendigen Begriffe her (Interview Rote Fahne 4/2023 mit Gabi Fechtner und Stefan Engel, Seite 28 – 29).
Solide theoretische Grundlage erforderlich
Du schreibst, dass wir es schon länger mit verheerenden regionalen Umweltkatastrophen zu tun haben und unterscheidest ihre Qualität von der begonnenen globalen Umweltkatastrophe. Das ist richtig. Im Buch „Katastrophenalarm“ wird die deutliche Zunahme regionaler Umweltkatastrophen als ein Hauptmerkmal der Beschleunigung des Übergangs zur globalen Umweltkatastrophe qualifiziert. Mit dem Eintritt in die globale Umweltkatastrophe erfolgte ein qualitativer Sprung in der mutwilligen Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur durch das internationale Finanzkapital. Um die Neuartigkeit und den Ernst der Situation zu begreifen und um die notwendigen Schlüsse für die proletarische Strategie und Taktik zu ziehen, arbeitet die MLPD an einem Ergänzungsband zum Buch „Katastrophenalarm“ (Herausgabe 2014). Erst durch diese theoretische Arbeit wird sie der Entwicklung voraus sein, kann tiefgehend aufklären und den Kampf um die Denkweise gegen die ganzen bürgerlichen Beschwichtigungen und für eine wissenschaftlich begründete Lösung führen. Bei allem Unterschied zwischen regionalen Umweltkatastrophen und der globalen Umweltkatastrophe muss aber auch der innere Zusammenhang beachtet werden. Seit einigen Jahren haben diese Naturkatastrophen in Wechselwirkung mit den Hauptmerkmalen der globalen Umweltkatastrophe sowohl quantitativ wie qualitativ dramatisch zugenommen. Sie sind damit selbst ein Hauptfaktor und Treiber der begonnenen globalen Umweltkatastrophe.
Globale Umweltkatastrophe als elastischer Begriff
Im interview in der Roten Fahne 4/2023 führen Gabi Fechtner und Stefan Engel aus, worin der qualitative Sprung, die Neuartigkeit des Problems und der Ernst der Situation besteht. Es sind die neuen unumkehrbaren Entwicklungen, die „ohne unmittelbares Eingreifen der Menschen eine neue zerstörerische Phase der Lebensgrundlage der Menschheit“ eingeleitet haben. Selbst mit größten einzelnen Maßnahmen und Kampferfolgen kann deshalb die globale Umweltkatastrophe nicht „gestoppt und überwunden werden“, wie Du forderst. Wenn sich die globale Umweltkatastrophe weiter unaufhaltsam und unkontrolliert beschleunigt, werden wir es mit bisher nicht gekannten Situationen zu tun haben, in der ganze Länder unbewohnbar werden, Millionenstädte im Meer versinken, permanent Hunger und Extremwetter herrschen. Diese Entwicklung hat das Potenzial der Vernichtung der Lebensgrundlagen der Menschheit, wie Du später schreibst, aber auch für eine revolutionäre Entwicklung. Wir müssen deshalb zur Rettung der Menschheit alles tun, dass im historischen Wettlauf mit der Zeit die internationale sozialistische Revolution über das zerstörerische imperialistische System siegt.
Gefährliche Verharmlosung der Situation
Ich hatte auf dem Rebellischen Musikfestival mehrere Gespräche. Einer stimmte schnell zu: „Ja, die globale Umweltkatastrophe hat begonnen, es gibt ja schon Trinkwasserprobleme“. Das stimmt, verkennt aber den qualitativen Sprung. Sicher ließe sich die Vergeudung des Trinkwassers durch die Monopole im Kampf reduzieren. Mit dem beschleunigten unaufhaltsamen Abschmelzen der Gletscher als größte Trinkwasserquelle hat aber der Prozess der Zerstörung der Lebensgrundlagen der Erde begonnen. „Ja, wir sind mittendrin“ wiederum unterschätzt die brandgefährliche Entwicklung. Der Zerstörungsprozess ist noch nicht ausgereift, wirkt noch nicht in voller Stärke und in ganzer Bandbreite. Mit einem regelrechten Hype werden zu besten Sendezeiten in bürgerlichen Medien Illusionen geweckt, dass durch technologische Lösungen und schlaue Ideen die Menschheit im Kapitalismus zu retten sei. Sie sind dazu aber gar nicht fähig, da sie die ausgelösten irreversiblen Prozesse nicht aufhalten können. Der über zehntausende Jahre wirkende gigantische Eintrag an Wärme in die Meere oder die Zerstörung uralter Regenwälder können nicht einfach rückgängig gemacht werden.
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