"Gehörwäsche" tourt durch Dresden, Leipzig, Halle

"Gehörwäsche" tourt durch Dresden, Leipzig, Halle

Hunderte, ja tausende Herzen berührt!

„Ich will Lieder, die mein Herz berühr‘n, die meine Gedanken auf sinnvolle Pfade führ‘n“ ... . Der erste Teil dieses Refrains der Band "Gehörwäsche" entwickelte sich zum heimlichen Motto der Tour durch Elbe-Saale.

Von Jörg Weidemann
Hunderte, ja tausende Herzen berührt!
Der Abschluss der Tour in Halle/Saale (rf-foto)

Dabei stieß schon das offizielle Motto der Tour („Internationale Solidarität statt rechter Hetze“) auf größte Zustimmung bei der Mobilisierung und noch mehr bei den Konzerten selbst. Dafür sprechen 831,74 Euro, die am Rande der Konzerte gespendet wurden. Durch Speisen und Getränke wurden zusätzliche Einnahmen generiert. Die REBELLen versorgten alle drei Konzerte mit leckersten Crepes, moderierten die drei Kundgebungen/Konzerte und knüpften in allen Städten neue Kontakte.

 

Drei Tage waren die drei Kölner Musiker Ulja Held, Niko Held und Augusto Stahlke, unterstützt von Adrian Mauson aus Halle am Saxophon, durch Sachsen und Sachsen-Anhalt getourt - Freitag in Dresden, Samstag in Leipzig und Sonntag zum Abschluss in Halle/Saale.

 

Hunderte Menschen nahmen die kostenlosen Open-Air-Konzerte in drei Parks wahr und verweilten spontan, teils für längere Zeit. Sie lauschten den engagierten und revolutionären Liedern der Band, die aus ihrer kommunistischen Gesinnung kein Geheimnis macht. Mit dieser vom Jugendverband REBELL organisierten und von vielen Freunden unterstützten Tour wurde ein Zeichen gesetzt gegen die Rechtsentwicklung.

 

Insbesondere der sächsische Ministerpräsident, Michael Kretschmer, versucht sich als Vorreiter der Rechtsentwicklung. Versammlungsverbote in Leipzig, Abschaffung des Grundrechts auf Asyl, 11-stündiger Polizeikessel, um nur einige Stichworte zu nennen. Dagegen selbstorganisiert und selbstfinanziert zu protestieren, sprach viele an. So wanderte selbst von nur vorübergehenden Menschen das eine oder andere Scheinchen in die Spendendosen. Eine kleine, aber auch spürbare Minderheit war dagegen alles andere als angetan – Widerspiegelung der gesellschaftlichen Polarisierung.

 

Die Dresdner Ordnungsbehörde hatte bis zum Schluss Zweifel, ob es sich bei den Events denn nun um Kundgebungen oder um Konzerte handelt. Es war eben beides, und es gibt (noch) kein Gesetz, das verbietet, prägnante Inhalte zu vertonen und musikalisch darzubieten. Für die Verschmelzung klassischer Kundgebungselemente mit Musik sorgte auch der Freundeskreis Flüchtlingssolidarität. Er warb in allen drei Städten für die Unterstützung seines Sprechers Alassa Mfoupon am kommenden Donnerstag, dem 15. Juni. Um 9.30 Uhr geht es vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig um eine Grundsatzfrage: Ist eine Flüchtlingsunterkunft grundgesetzlich geschützter Wohnraum oder Raum für polizeiliche Willkür? Aus einer Pressemitteilung des Freundeskreises kann man mehr erfahren.

 

Nach Kräften beteiligten sich dann die Aktivisten des Freundeskreises auch beim Lied „Solidarity forever“. Es entstand aus der Freundschaft zwischen der Gehörwäsche und Flüchtlingen.

 

Das größte Konzert erlebte am Samstag der Leipziger Johanna-Park mit bis zu 250 länger verweilenden Gästen. In Rufweite der Clara-Zetkin-Statue, die ihre Freude an ihren singenden Enkelkindern gehabt hätte. Der gute Besuch hatte auch mit dem Support der Hallenser Papa Dula Band zu tun, die zusätzlich zu den rund 2500 Flyern und 150 Plakaten Fans anzog. Auch einige Online-Portale bewarben die Konzerte.

 

Der emotionale Höhepunkt und gleichzeitig Abschluss der Tour fand in Halle statt: Band und Publikum tanzten gemeinsam zu den Zeilen des Liebeslieds: „Es tut so gut, den Arm um dich zu legen.." Auch in Leipzig waren die Herzen berührt, als der Sängerin Ulja Held während des zornig-trotzigen Songs „Gaza tonight“ aus dem Publikum ein Palästinenser-Tuch um den Hals geschlungen wurde.

 

In den Pausen und am Rande der Konzerte wurde auch viel über die gesellschaftliche Alternative des Sozialismus/Kommunismus diskutiert. Dazu regen die Texte der Band auch an.

 

Gehörwäsche tourt weiter, durch Berlin-Brandenburg: Am 21. Juni Berlin, am 22. Juni Potsdam, am 23. Juni Frankfurt/Oder. Hier der Flyer zu den Konzerten.