Betriebsversammlung VW Wolfsburg
Wer ist hier das Fett, das weg muss?
Letzte Woche war Betriebsversammlung bei VW Wolfsburg. Ziel vom Vorstand war, die Kollegen für die Unterstützung des neuen sogenannten „Performance Progamm“ zu gewinnen. Damit sollen bis 2026 zehn Milliarden Euro „eingespart“ werden, um die Rendite der Marke VW von 3 Prozent auf 6,5 Prozent zu erhöhen.
Die Betriebsrats-Spitze ließ verlauten, sie wolle das „kritisch begleiten“, es müsse ein Effizienz- und Strategieprogramm sein, nicht auf Kosten der Beschäftigung. In der Aussprache zeigte sich, dass die Kollegen aufgrund der bisherigen Erfahrungen aber wissen, das es genau darum geht. Eine Aktion vom Fahrzeugbau war ein Transparent. Die Kollegen waren abgebildet mit der Denkblase: „Wir wünschen uns, dass zuerst beim Vorstand gespart wird und nicht bei uns,“ und ein Manager mit der Denkblase. „Performance – Programm.“ Ein anderer las Betriebsvereinbarungen zum Wiederbesetzen von Stellen nach Ausscheiden von Kollegen vor und mahnte VW an, sich daran auch zu halten.
Denn vorher hatte der Werksleiter Thomas Schäfer mit Verweis auf die Konkurrenz durch den chinesischen Autobauer BYD und Tesla ziemlich deutlich gesagt, dass es eben doch um Beschäftigungsabbau geht. Der sei aber „sozialverträglich“ möglich – es würden ja in den nächsten Jahren 15.000 Kollegen in den Ruhestand gehen. Und dann kam der Knaller: Das sei wie beim Fettabbau bei den Damen vom VFL Wolfsburg, die müssten ja auch erst trainieren, um dann zu gewinnen!
Begeistert berichteten Kollegen mir, dass eine Kollegin den Werksleiter in der Aussprache frontal anging: „Hab ich das richtig gehört, hat Schäfer gerade Belegschaftsabbau als Fettabbau bezeichnet? Was für eine Unverschämtheit, Mitarbeiter mit überflüssigen Pfunden zu vergleichen! Das macht ihn doch gleich sympathisch!“ Besonders freute die Kollegen der Hinweis, das es auch einen Jojo-Effekt gibt und ob Schäfer den nicht kennt?
Meiner Meinung nach hätte auch die Frage gut gepasst, wer denn hier das überflüssige Fett ist, das abgebaut werden muss. Schließlich werden die Autos von den Kollegen gebaut, nicht von der Chefetage und den Aktionären!
Nach unserem Eindruck ist es eine neue Erscheinung, dass die Kollegen bei einem neuen sogenannten „Sparprogramm“ nicht erst mal abwarten, was konkret kommt, sondern sofort Kritik äußern. Viel Beifall bekam ein Beitrag, der die Frage grundsätzlicher aufwarf: In diesen Zeiten fragen sich auch viele: Wann endet der Kapitalismus? Hier wird immer gesagt, die Rendite wäre das Hauptziel. Also für immer und ewig Krisen, Kriege, Umweltkatastrophe, und die ganze Gesellschaft jagt der Rendite einiger weniger Konzerne hinterher? Wann werden wir endlich eine Produktion haben, die für die Bedürfnisse der Menschheit produziert? Darüber sollten wir reden!