Dortmund
„Gerechtigkeit für Mouhamed": Von 150 Teilnehmenden gingen Entschlossenheit und Solidarität aus
Heute demonstrierten trotz Sturzregen unerschrocken 150 Menschen, darunter sehr viele Jugendliche und Kinder, durch die Dortmunder Nordstadt. Sie forderten: „Gerechtigkeit für Mouhamed“. Der 16-jährige senegalesische Flüchtling war vor einem Jahr durch sechs Schüsse der Dortmunder Polizei getötet worden.
Nach einer berührenden Gedenkfeier mit bereits 120 Menschen am 8. August, dem Tag der Ermordung Mouhameds, hatten die Demonstrierenden der Dortmunder Gruppe „Freundeskreis Mouhamed“ bewusst eine basisnahe Dortmunder Demonstration durch die Nordstadt gewählt - dem Ort der Erschießung Mouhameds. So waren die Anwohner auch voll dabei: als Demonstrierende, an den Fenstern – mit Zurufen, Spenden und „Daumen hoch“. Ein Vertrauensmann aus einem Betrieb in der Nordstadt überbrachte die engagierte Botschaft, wie gerne die Belegschaft Mouhamed als Kollegen begrüßt hätte. Bei der Zwischenkundgebung wurden Hunderte erreicht.
Die Demonstrierenden forderten die vollständige Aufklärung des Falls und die Verurteilung der Verantwortlichen für den Tod Mouhameds in Politik und Polizei. Mouhamed zu gedenken, bedeute auch, die gesellschaftlichen Hintergründe für seinen Tod aufzudecken und zu bekämpfen – darin waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig - ein Alleinstellungsmerkmal der Demo. In vielen Reden auf der Kundgebung oder am offenen Mikrofon während der Demonstration, kamen so der Zusammenhang zur reaktionären Flüchtlingspolitik von Bundesregierung und bürgerlichen Parteien, der EU und die faschistoide Hetze der AfD zur Sprache. Ihnen wurde der entschlossene Kampf angesagt.
Auch ein starker Wolkenbruch während der Zwischenkundgebung konnte Elan, Entschlossenheit, Solidarität und ein Feuerwerk der Argumente und engagierter Reden nicht wegspülen. Unter den Rednerinnen und Rednern waren viele Flüchtlinge, die hier selbst zu Wort kamen.
Zum Auftakt sprachen Alassa Mfouapon, Bundessprecher des Freundeskreises Flüchtlingssolidarität, und Rezan Tay, Sprecher des Freundeskreises Mouhamed, der selbst in der Dortmunder Nordstadt lebt.
Zeitgleich fand in Dortmund eine weitere Demonstration „Es gibt 1000 Mouhameds“ statt, zu der bundesweit aufgerufen worden war. Laut Polizei hatte sie 700 Teilnehmer – eine drastische Verringerung gegenüber dem letzten Mal mit Tausenden Teilnehmern (Die Zahlen der Veranstalter waren zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt, Anm. d. Red.). Zumindest in ihrem Aufruf kamen keinerlei flüchtlingspolitischer Zusammenhang oder Kritik an Regierung und EU, allenfalls an Polizeigewalt, zum Ausdruck. In ihren Regeln betreiben die Organisatoren dieser Demo eine antikommunistische Ausgrenzungspolitik. Selbstbewusst hoben demgegenüber verschiedene Rednerinnen und Redner der Nordstadt-Demo die Prinzipien der Überparteilichkeit und Selbständigkeit hervor. Dass die Polizeigewalt politisch verursacht ist und dass die Flüchtlinge versuchen, Verhältnissen zu entkommen, deren Ursachen hochpolitisch sind, waren Themen.
Bild von der Zwischenkundgebung
Die Rednerinnen und Redner hoben weiter hervor, dass die Flüchtlinge - wie Mouhamend - unwürdige Lebensverhältnisse ertragen haben und nach einem Leben in Freiheit streben. Deshalb heißt Mouhamend ehren, den Kampf um menschenwürdige Gesellschaften auf der ganzen Welt zu erkämpfen! Die faschistoide Asylpolitik der deutschen Monopolpolitiker wurde aufgezeigt und angegriffen. Gabi Fechtner, Vorsitzende der MLPD, forderte bei der Zwischenkundgebung die zuhörenden Passanten auf, die Parolen der AfD oder von anderen reaktionären Kräften einmal zu Ende zu denken. Nationalismus ist Egoismus, zu Ende gedacht bedeutet das Krieg. Die Alternative dazu ist eine Gesellschaft der Solidarität, eine kommunistische Gesellschaft, des Sozialismus, der die Ausbeuter und Kriegstreiber von der Macht entfernt.
Von der Demo ging ein Geist der Entschlossenheit und der Solidarität aus, ein klares Signal gegen rassistische Spaltung und Polizeigewalt.
Spenden wurden für die Reise der Mutter Mouhameds gesammelt, damit sie am Prozess teilnehmen kann. Die Demonstrierenden hatten sie am 8. August in dem berührenden Video der Familie an alle Unterstützerinnen und Unterstützer kennengelernt. Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren Dortmunder Arbeiterinnen und Arbeiter, Vertreter verschiedener Organisationen - von Linkspartei und MLPD. Weiter beteiligten sich unter anderem der Dortmunder Frauenverband Courage, die Solidaritäts- und Hilfsorganisation Solidarität International (SI), Vertreter des Internationalistischen Bündnisses, die Konföderation der Arbeiter aus der Türkei in Deutschland (ATIF) etc.
Seitens der Demonstration wurde gegen den völlig überzogenen Polizeieinsatz protestiert, der dieselbe begleitete. Falls damit Einschüchterung erreicht werden sollte, dann ging der Schuss nach hinten los.
Um 17 Uhr begann das Solidaritätskonzert auf dem Kurt-Piehl-Platz. Wir werden weiter berichten.