Ungarn

Ungarn

Leichtathletik-WM im Schatten Orbans

Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Budapest verspricht herausragende Leistungen und spannende Wettkämpfe. Bereits die Vergabe nach Ungarn führte jedoch zu heftigen Widersprüchen - vergleichbar mit der unsäglichen Fußball-WM in Katar.

Korrespondenz

Neben anderen reaktionären Maßnahmen verschäfte das faschistoide Orban-Regime das Abtreibungsgesetz, erhöhte die Wochenarbeitszeit der Lehrer. Wer sich wehrte, wurde entlassen. Ein sogenanntes Kinderschutzgesetz setzt Homosexualität mit Pädophilie gleich usw. Jetzt kann sich Orban gleichzeitig durch die Leichtathletik-Weltmeisterschaft präsentieren. (1)

 

Bei der Leichtathletik-WM werden russische und belarussische Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgeschlossen und dürfen auch nicht unter neutraler Flagge starten. Damit wird die weltweite Spaltung des Sports weiter vertieft. Der frühere Weltklasse-Mittelstreckler und jetzige Chef des Weltverbands World Athletics, Sebastian Coe, meint, dass „die große Herausforderung des 21. Jahrhunderts der Kampf zwischen Werten, Kulturen und der Realität“ sei. „Irgendwo dazwischen muss der Sport hindurchsteuern“. Dieses "Hindurchsteuern" kann jedoch letztlich nicht funktionieren und – von einzelnen Ereignissen abgesehen – wird sich die Krisenhaftigkeit des Spitzensports verstärken. Denn hier wirken die gleichen Profit- und Machtinteressen des internationalen Finanzkapitals.

 

Für die deutschen Leichtathleten zeichnet sich nach den verletzungsbedingten Ausfällen von M. Mihambo (Weitsprung), J. Vetter (Speerwerfen), B. Baehre (Stabhochsprung) und K. Klosterhalfen (Langstrecken) erneut eine weitere Stagnation im internationalen Vergleich ab. Ein Grund ist die Förderung einiger weniger und die hausgemachte Vernachlässigung der Breitenarbeit auch im Leistungssport. Sportdirektor Jörg Bügner vom Deutschen Leichtathletik-Verband: „Man kann (viele Leistungsträger) nicht einfach ersetzen, da sind nicht zehn hintendran“.

 

Dennoch gibt es Medaillenhoffnungen für Julian Weber (Speerwerfen), Kristin Pudenz (Diskuswerfen) und bei den Zehnkämpfern Niklas Kaul und Leo Neugebauer. Wir wünschen allen Leichtathleten und -athletinnen eine erfolgreiche Teilnahme an der WM.