Leserbrief zu den Film-Kritiken "Oppenheimer"
Die Kommunisten werden in der Hauptseite positiv und differenziert dargestellt
Nach der Filmkritik im "Rote-Fahne-Magazin" ist ein Teil unserer Stuttgarter Lesegruppe zum Buch „Die Krise der bürgerlichen Naturwissenschaft“ von Stefan Engel in den Blockbuster "Oppenheimer" gegangen.
Die Meinung von J.G. aus Kassel können wir nicht teilen. Es ist positivistisch beeinflusst, wenn er einzelne Aussagen und Linien aus dem Film heraus nimmt, um ihn der psychologischen Weltkriegsvorbereitung zuzuordnen.
Wie wirkt er aber im Gesamten auf das Publikum? Partei-lose Besucher stellten überrascht fest: Die Kommunisten werden in der Hauptseite positiv und differenziert dargestellt. Die Antikommunisten sind Karrieristen und Kriegstreiber. Kommt hier nicht auch zum Ausdruck, dass es in den USA und in Hollywood in den letzten Jahren Streiks, eine gewachsene Offenheit für den Sozialismus und eine Aufarbeitung der antikommunistischen Geschichte gibt?
Nach dem ersten Atombomben-Einsatz verweigert Oppenheimer das weitere Aufrüsten, ohne zum offenen Gegner imperialistischer Kriege zu werden. Das ist ein inkonsequenter, kleinbürgerlicher Charakter. Der Film macht die Tragik deutlich, dass Oppenheimer die Geister, die er rief, nicht mehr los wird. Statt eine allseitige, in sich geschlossenen Wissenschaft zur Atomspaltung zu entwickeln, die nur menschlich beherrschbare Kräfte einsetzt, ist dem Kapitalismus die unkontrollierte, mörderische Entfesselung dieser Atom-Kräfte ausreichend. Die Folgen von Atom-Katastrophen sind uns allen bekannt und ein Desaster für Jahrtausende!
Man sollte auch die filmerische Leistung des Regisseurs Christopher Nolan würdigen. Durch die Erzählebenen bleibt es dreieinhalb Stunden lang spannend, wenn auch kompliziert. Die Wucht des Kinos zeigt Wirkung gegen die Unterschätzung der atomaren Gefahr - diese Bombe kann die Welt in Schutt und Asche legen. Das müssen wir verhindern. Es wird deutlich - der Film ist zum Streiten geeignet.